Kapitel 14

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Der Tag war regnerisch. Es war kalt, nass und außerdem schon fast dunkel. Nachdem ich Fry heute wieder in der Küche geholfen hatte, ging ich duschen und machte mich fertig. Danach ging ich in unsere Hütte und setzte mich aufs Bett. Irgendwie war mir unwohl. Ich hatte selbstverständlich keine Uhr, aber ich hatte das Gefühl, dass Newt und Minho längst zurück sein sollten. Na was soll schon passieren? Ganz ehrlich, Grace: Was- sollte- passieren? Egal, ich würde mich ganz einfach auf zum Eingang machen, und dann sehe ich weiter. So wie Minho mir erzählt hat, ist das Labyrinth recht groß, und vielleicht waren sie einfach heute ein wenig weiter gerannt als sonst.
Langsam wurde es dunkel und man sah die ersten Fackeln an den Hütten brennen. Wow okay, so lange haben sie aber wirklich noch nie auf sich warten lassen.
Es nieselte noch ein bisschen, aber sonst hatte der Regen aufgehört. Kalt war mir trotzdem. Friedlich lief ich über die Wiese als Gally und Alby (Chuck hinterher hievend) mit Fackeln in der Hand an mir vorbei in Richtung Eingang rannten. Ich stoppte. Chuck, völlig außer Atem, hielt neben mir an. „Hey, Chuck, was ist los?", fragte ich. Mein Blick folgte Alby und Gally, die schon am Eingang waren, und mit den Fackeln in Richtung Labyrinth Gang leuchteten. „Newt und Minho- sie- sie müssten längst zurück sein, die Tore- sie schließen gleich.", hechelte er aufgeregt. Ohne zu zögern rannte ich zum Eingang. Chuck stöhnte und tat mir nach.
Alby musterte mich. „Die werden schon kommen.", sagte er um mich zu beruhigen. Auch wenn er überzeugend klang, war ich mir nicht sicher ob er recht hatte. „Jemand muss sie holen", sagte ich, und trat einen Schritt vor. Gally packte meinen Arm. „Das geht aber nicht. Es ist gegen die Regeln.", sagte er herrisch. Ich runzelte die Stirn. „Regeln brechen, um das Leben zweier Menschen zu retten? Würdest du das nicht tun?", fragte ich vorwurfsvoll. „Regeln brechen, um zu sterben? Das würde ich nicht, nein.", ruckartig ließ er meinen Arm los. „Uhm Leute?", Chuck deutete auf die Tore, die begannen, auf einander zu zustoßen. Alby schluckte. „DA!", rief ich, und deutete auf die, in der Dunkelheit verschwommenen, Gestalten zweier Menschen, die gerade um die Ecke gebogen kamen. Ich hatte die beiden noch nie so sprinten gesehen. Minho vorneweg, und Newt hinterher. „LOS!", schrie Alby.
Schneller. Ein bisschen schneller. In dem Tempo würden sie es schaffen. Doch Newt's Bein machte ihm zu schaffen. Er hinkte plötzlich und fiel zu Boden. „NEWT STEH AUF!", schrie ich so laut ich konnte. Minho war inzwischen schon kurz vor dem Tor, welches noch ca 4m breit offen war, als er Newt bemerkte. „SCHEISSE, NEWT!", er rannte um ihm hoch zu helfen. „MINHO, BEEIL DICH!", schrie Gally. Newt bewegte sich nicht. Minho stoppte und versuchte Newt hochzuziehen. Minho guckte verzweifelt zum Tor, was nun immer weiter zu ging. Er fing meinen Blick auf, und ich sah den Schmerz in seinen Augen.
Sie würden es nicht schaffen.

Ob ich auf mein Herz oder meinen Instinkt hörte, wusste ich nicht. Was ich allerdings genau wusste, war, dass die beiden Hilfe brauchten. Nervös schloss ich meine Hand fest zu einer Faust. Ich riss Gally mit aller Wucht die Fackel aus der Hand, nahm den an der Mauer lehnenden Speer, und sprintete so schnell ich nur konnte zum Labyrinth Gang. Alles was ich merkte war, wie Gally und Alby nach mir griffen. Chuck schrie, ich solle zurückkommen, aber es war zu spät. Schon war ich inmitten des Gangs, und spürte die kalten Steinwände näher kommen. „GRACE NEIN! GEH ZURÜCK!", schrie Newt, der kraftlos in Minho's Armen lag. Auch Minho erblickte mich. Doch es war längst zu spät um umzukehren. Ich schloss voller Angst die Augen nach dem Motto ‚Augen zu und durch'. Genau das tat ich auch. Kurz dachte ich, ich würde zerquetscht, aber jemand zog mich schnell nach vorn. Minho. Wer sonst. Ich fiel auf den Boden und keuchte. Hinter mir schloss sich die Wand. Die Schreie der anderen verstummten. Ich schaute hinter mich, um zu begreifen, WO ICH VERDAMMT NOCHMAL WAR. „Scheiße, danke Minho" Er schüttelte den Kopf. „Was hast du dir nur dabei gedacht!?", er hielt mir seine Hand hin und zog mich hoch. Ich klopfte mir den Dreck von meiner Hose und hob die (noch brennende) Fackel auf. „Du solltest froh sein, dass ich überhaupt hier bin.", ich drückte Minho den Speer in die Hand. „Das ist nicht lustig, Grace. Wir sind schon längst tot.", sagte er. „Lieber sterbe ich mit euch, als allein." Minho seufzte. Ich kniete mich zu Newt runter, und gab ihm die Fackel. „Hey", ich lächelte. „Warum bist du hier..", er guckte auf den Boden. „Hört zu, wir schaffen das. Außerdem kann ich unmöglich alleine weiterleben." Ich reichte Newt eine Feldflasche. „Woher hast du das denn?", fragte er begeistert. „Fry hat mir von Gally's Rezept und deren Wirkung erzählt. Davon kriegst du Kraft und so. Jedenfalls trage ich seitdem immer eine Flasche mit mir rum. Für- für den Notfall.", ich zuckte mit den Schultern. „Genial.", Minho rieb sich die Augen. „Egal was jetzt auch passiert, wir können hier nicht ewig bleiben. Wenn Newt fertig ist, müssen wir laufen, solange wir noch leben.", plante Minho. „Wir sind eh vor Sonnenaufgang längst tot", entgegnete Newt. Plötzlich ertönte ein unangenehm lautes und kratziges Geräusch, fast wie ein Schrei. Entsetzt guckte ich zu Minho. Er schluckte. „Also gut. Lernen wir die Griever kennen."

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