Kapitel 3 - "Vorbilder"

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Sie:

Völlig verschwitzt laufe ich zu meinem Handtuch, dass auf der Bank am Rande der Sporthalle liegt.

Alle anderen haben die Halle bereits verlassen, ausser Nevil. Ich sehe wie er in meine Richtung kommt und blöd grinst. ,,Gutes Spiel!'', meint er. ,,Es wäre noch besser gewesen, wenn du dich ein bisschen angestrengt hättest'', entgegne ich ihm sarkastisch. ,,Ach komm schon!'', sagt er und ich sehe wie er sich mir nähert. Gerade als er mich an der Hüfte packen will, hören wir beide ein lautes Räuspern, dass von der Eingangstüre kommt. Als ich ihn erblicke, macht mein Herz Luftsprünge. Der junge Hausmeister lehnt lässig in der Türe und hat seine Arme verschränkt. Nevil lässt sofort von mir ab und entfernt sich einige Schritte. ,,Können wir kurz reden?'', fragt der Junge. Ich nicke kurz und folge ihm nach Draussen, während Nevil mit zusammengekniffenen Augenbrauen und einem bösen Blick zurückbleibt.

,,Übrigens, ich heisse Xavier'', er setzt sich auf eine Bank im Schulflur und reibt seine Hände.

,,Gracie'', entgegne ich lächelnd. ,,Worüber willst du sprechen?'', frage ich vorsichtig.

,,Da ist dieser Typ, ich kenne seinen Namen nicht. Er ist gross, blond und hat diesen eigenartigen Blick. Ich habe gehofft, du könntest mir weiterhelfen.'' Ich überlege kurz und gehe in meinem Kopf alle Gesichter der Schule durch, die ich kenne. ,,Nun, deine Beschreibung ist ein bisschen wage'', meine ich leicht ironisch. Er verzieht sein Gesicht:,, Mehr kann ich dir nicht sagen.'' Ich strenge meine Gehirnzellen an und plötzlich fällt mir jemand ein. ,,Vielleicht meinst du John?'',frage ich. Er zuckt mit den Schultern und wartet auf mehr Infos. ,,Was ist denn mit ihm?'', will ich wissen.

,,Nun ja, es heisst, dass er Mädchen an dieser Schule vergewaltigt.'' Mir stockt der Atem und ich blicke ihn unglaubwürdig an. ,,Weisst du etwas über diesen John?'', will Xavier wissen.

,,Naja, das ganze letzte Jahr, hat er in der Schule gefehlt. Es heisst, dass er wegen vorsätzlicher Brandstiftung in den Jugendknast musste. Ob das stimmt, weiss ich jedoch nicht.'' Ich putze mir mit meinem Handtuch den Schweiss von der Stirn. Es ist nicht nur der Restschweiss vom Sport, auch Xaviers Anwesenheit macht mich nervös. Er ballt seine Hände zu Fäusten, steht auf und geht einfach. Mir bleibt die Sprache weg, als ich in beobachte wie er einfach durch eine der Hintertüren der Schule verschwindet.

Er:

Während ich nach Hause laufe, zücke ich mein Handy und wähle eine mir bekannte Nummer.

Eine Frau mit weicher Stimme geht ran:,,Wie kann ich dienen?'', fragt sie. ,,In einer halben Stunde, bei mir?'', frage ich. Ich höre wie sie lacht und zustimmt.

Ehe ich die Treppe zu meiner Wohnung hochsteige, werfe ich noch einen Blick in meinen Briefkasten. Als ich einen Stapel Briefe herausnehme und kurz durchsehe, entdecke ich etwa ein Dutzend Mahnungen. ,,Ich muss mir wohl wieder Geld beschaffen'', meine ich zu mir selbst.

Schnell werfe ich einen Blick in meine Brieftasche und stelle beruhigt fest, dass es für die Kleine die mich gleich besuchen kommt, locker reichen wird. Als ich meine Wohnung betrete öffne ich das Fenster im Schlafzimmer und werfe meine Jacke auf den Boden. In der Küche nehme ich ein Glas, dass ich dann mit Speyside, einem fünfzehn Jahre altem Whisky,fülle. Als er meine Kehle hinabrinnt, geniesse ich das beruhigende Brennen. Gerade als ich mir eine Zigarette anzünde, klingelt es auch schon an der Tür. Ich öffne sie und Empfange meine kleine Gefährtin für die heutige Nacht freundlich. ,,Ist es wieder soweit?'', erkundigt sie sich lachend.

Ich nicke nur und deute auf den Platz vor mir. ,,Beginn doch mit einem kleinen Tanz.''

Sie lacht, dreht die Musik auf und beginnt ihren sexy Körper passend im Takt der Musik zu bewegen. Ihr langes, blondes Haar fliegt durch die Luft und mit ihren eisblauen Augen, betrachtet sie jeden Zentimeter meines Körpers. Während sie sich dreht und windet, lehne ich meinen Kopf zurück und nippe am Glas. Wieder brennt der Whisky in meiner Kehle und plötzlich erinnert mich das an mein Drachenmal, dass heute Mittag brannte. Ich blicke es an und urplötzlich erscheint das Gesicht des Mädchens in meinem Kopf. Gracie.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als sich meine Spielgefährtin auf meinen Schoss setzt und beginnt mir das Shirt auszuziehen. Ich stelle mein Glas auf den Nachttisch und verschwende keinen weiteren Gedanken mehr an irgendetwas oder irgendjemanden.

666 - Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt