Kapitel 1 - Eine Show nach der anderen

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Er:

Mein Wecker schlägt Alarm. Ich starre an die rote Leuchtanzeige. 8 Uhr. Draussen herrscht natürlich reges Treiben. Leute rauschen durch die Strassen, Taxis warten an jeder Ecke und Busse stehen im Stau. Ich laufe ins Bad um zu duschen. Während ich meinen Körper einseife und mir heisses Wasser ins Gesicht laufen lasse, denke ich an den kalten Wind letzte Nacht zurück. Ich fülle meinen Mund mit dem heissen Wasser, nur um es dann sofort wieder auszuspucken. Ich denke an meinen Auftrag: Diesen Bastard an der New York High aufzuspüren, der sich heimlich an Mädchen vergreift. Ich weiss noch nichts über ihn, weder wo er wohnt noch wie er heisst. Aber das wir sich schon alles fügen. Zunächst will ich mich als Hausmeister an dieser Schule bewerben, na ja, wohl eher werde ich die Leute dort dazu bringen mir den Job zu geben, um besser an den Typen heranzukommen.

Nachdem ich mich angezogen und meinen Kaffee getrunken habe, mache ich mich auf den Weg zur New York High. Während ich mit meinen Händen in den Hosentaschen durch die vollen Strassen laufe, lasse ich hier und da einige Steine fliegen und Hunde umherwirbeln. Dazu brauche ich nur meine Hände zu bewegen. An der High School angekommen, suche ich zu erst das Sekretariat.

Als ich das Büro betrete, schiessen sofort drei Köpfe in meine Richtung. Zwei dickliche Frauen und ein alter Man sitzen jeweils an einem Computer und schlagen auf die Tastatur ein. ,,Wie kann ich Ihnen helfen?'', fragt eine Frau mit einer runden, rosa Brille. ,,Ich möchte mich gerne als Hausmeister an Ihrer Schule bewerben.'' Sie lacht und schüttelt den Kopf. ,,Nein, auf keinen Fall. Wir haben bereits ein Reinigungsteam, wir brauchen keine Leute mehr.'' Ich stütze meine Hände auf ihrem Tisch ab und blicke sie eindringlich an. ,,Wie ich bereits sagte, ich will diesen Job als Hausmeister.'' Ich hebe meine rechte Hand, zucke kurz mit den Fingern und die andere dicke Frau und der alte Mann fallen von den Stühlen. Die Frau vor mir, die mir den Job verweigert, ist ebenso bewusstlos,aber sie lasse ich auf ihrem dicken Hintern sitzen. Ich blicke ihr tief in die Augen und flüstere schnell einige Worte, dann schnippe ich mit den Fingern und sie blinzelt einige Male. ,,Willkommen im Team!'', meint sie mit einem breiten Lachen. Ich grinse sie an und stosse mich vom Tisch weg. ,,Wo bleibt meine Arbeitskleidung?'', will ich wissen. Sie steht auf, geht in ein Hinterzimmer und kommt mit einem Blaumann zurück. Diesen reicht sie mir und erklärt mir den Weg zur nächsten Putzkammer. Nach einer kurzen Einführung in mein Arbeitsgebiet, verlässt mich die Dicke wieder. Schnell streife ich den Blaumann über meine Kleidung drüber, fülle einen Eimer mit Wasser und beginne den leeren Flur zu putzen.

Sie:

Ich renne zur Hintertüre der Schule, den vorne komme ich jetzt nicht mehr herein, da die Vordertüren nach dem zweiten Klingeln automatisch abgeschlossen werden. Die ersten beiden Stunden habe ich verschlafen und dementsprechend sehe ich auch aus. Ohne lange zu überlegen habe ich einfach in meinen Kleiderschrank gegriffen. Mit einigen Büchern in der einen und meinem Handy in der anderen Hand, renne ich nun den Schulflur entlang. Ich renne so schnell es meine Beine zulassen und rutsche schliesslich in einer Pfütze, aus Wasser und Putzessig, aus und falle auf den Hintern. Mein Handy fällt mir aus der Hand und rutscht den ganzen Flur entlang, bis vor die Füsse eines Hausmeisters. Eines Hausmeisters den ich heute zum ersten Mal sehe und der übrigens unverschämt gut aussieht. Er hebt das Handy auf und kommt auf mich zu. Als er vor mir steht, packt er mich am Oberarm und zieht mich hoch, drückt mir das Handy in die Hand und grummelt: ,,Pass doch auf wo du hinläufst!'' Ich blicke in seine grauen,eisigen Augen. Als er meinen Oberarm loslässt, habe ich Probleme das Gleichgewicht zu halten. ,,Jetzt stinke ich nach Putzessig, grosses Kino!'', meine ich wütend. Er rümpft die Nase, sammelt meine Schulbücher auf und reicht sie mir. ,,Danke.'', sage ich während ich an meinem Haar schnuppere, das vollkommen nass ist, und wende mich dann zum Gehen. Er greift einfach wieder seinen Mob und putzt weiter, als wäre nichts gewesen.

Als ich die Klasse betrete werde ich nicht gerade freundlich empfangen. Der Lehrer zitiert mich zu seinem Tisch und fragt, so laut es ihm möglich ist, wo ich denn so lange steckte. Ich antwortete ihm ich hätte verschlafen. Und als wäre das nicht schon genug der Demütigung, verlangt er auch noch eine Entschuldigung. Ohne weiteres gebe ich ihm was er will und laufe zu meinem Platz.

Plötzlich krächzt er: ,,Gracie! Wieso stinkst du denn so?!'' Ohne ihm Rechenschaft abzulegen, sinke ich in meinen Stuhl und hoffe, dass dieser Tag schnell vorbei geht.

Er:

Es läutet zur Mittagspause und unzählige Schüler strömen aus ihren Klassenzimmern durch die Flure zur Mensa. Mittlerweile habe ich den Blaumann ausgezogen und lehne nun an der Wand, neben der Türe zur Mensa. Gespannt warte ich auf den vermeintlichen Vergewaltiger dieser Schule. Obwohl ich nicht weiss wie er aussieht, werde ich ihn schon ausfindig machen können, da ich neben meiner Fähigkeit zur Kontrolle über den Körper anderer Lebewesen auch die Fähigkeit des Gedankenlesens besitze. Bei jeder Person die vorbei läuft, horche ich kurz in die Gedanken hinein.

,,Wer ist dieser heisse Typ?!'' ,,Was esse ich bloss?!'' und ,,Ach, sehe ich heute wieder scheisse aus!'' , sind die häufigsten Gedanken die ich zu hören bekomme. Plötzlich höre ich etwas, das wie ein hämisches lachen klingt und ich spüre seine Schmutzige Aura. Ein grosser, blonder Typ in einem grauen T-Shirt läuft gerade an mir vorbei und ich bin mir sofort sicher, dass er derjenige ist den ich suche. Nun betrete auch ich die Mensa und setzte mich in seine Nähe um seine Gedanken besser hören zu können. ,,Was für eine Nacht gestern, ich sags euch Jungs!'', sagt er mit geschwollener Stimme. Sofort zollen ihm seine Freunde Respekt, nachdem sie von der ''heissen Nacht'' hören.

Was für ein Idiot, denke ich. Während ich parallel zu ihrem Gespräch ihre Gedanken belausche, höre ich noch etwas: Die sanfte Stimme des Mädchens, das heute morgen ausgerutscht ist. Doch ich habe keine Zeit um ihr zuzuhören, ich fokussiere mich wieder auf die Jungs.

Sie:

Ich stochere in meinem Essen herum, während ich zu dem neuen Hausmeister blicke. ,,Gracie, was hast du?'', fragt mich Fiona, eine meiner Freundinnen. ,,Siehst du den Jungen dort?'', ich zeige mit meiner Gabel auf ihn. Sie nickt und kneift die Augen zusammen. ,,Nicht schlecht.'' ,,Wer ist das?'',frage ich und versuche es möglichst beiläufig klingen zu lassen. ,,Keine Ahnung, den sehe ich zum ersten Mal.'' Ich nicke und lege meine Gabel hin. Fiona beginnt mir irgendwas von ihrem Date mit ihrem Freund Jason zu erzählen, doch ich höre nicht zu. Gefesselt vom Anblick des Jungen mit den eisigen Augen, sitze ich die ganze Mittagspause über da.

Er:

Nun ist es bereits 18:00 Uhr. Ich warte einige Meter von der Männerumkleide der Turnhalle entfernt, denn gleicht soll das Footballtraining vorbei sein. Während alle völlig verschwitzt und grölend in die Dusche springen, fehlt meine Zielperson. Ich laufe leise zur Halle zurück und werfe einen Blick hinein. Plötzlich höre ich Stimmen aus dem Geräteraum. Vorsichtig schleiche ich mich näher heran. ,,Komm schon Baby, sei nicht so prüde. Zieh dich aus!'', höre ich den schmierigen Typen sagen. Das Mädchen dass bei ihm ist, folgt seinem Befehl sofort. Ich lausche den Gedanken des Mädchens, um zu überprüfen ob es gegen ihren Willen ist. Doch ich finde keinen Funken Angst in ihren Gedanken. Als für mich klar ist, dass sie es freiwillig mit ihm treibt, verlasse ich die Turnhalle wieder. Auf diese kleine Show, kann ich getrost verzichten.

Sie:

Ich wälze mich auf meinem Bett hin und her, während ich an den neuen Hausmeister denke.

Irgendwie will er mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Kurzerhand nehme ich meinen Laptop unterm Bett hervor und gehe auf die Homepage unserer Schule. Mit der Cursor fahre ich zum Link ''Team''. Als ich drauf klicke, erscheinen sämtliche Fotos unserer Lehrer samt dem Küchen- und Putzpersonal. Doch ich entdecke kein Foto des Jungen. Enttäuscht schliesse ich den Laptop und krieche unter meine Bettdecke. Bevor ich einschlafe stelle ich den Wecker zwei Mal, damit ich morgen nicht wieder verschlafe und mich erneut vor dem grauäugigen Jungen blamiere.

666 - Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt