Sie:
Ich liege auf meinem Bett, die Decke bis zu den Ohren hochgezogen. Aus meiner Stereoanlage spielt leise die Musik von The Fray. Ich fühle mich als hätte mich ein Lastwagen überrollt. Jeder Muskel meines Körpers schmerzt von der gestrigen Anstrengung. Weder Nevil noch Elias haben sich heute den ganzen Tag blicken lassen. Ich frage mich ob sie draussen um das Haus schleichen um mögliche Angreifer abzufangen. ,,Solange sie ihre Flügel nicht unter Kontrolle hat, ist sie nirgends sicher." Nevil's Worte hallen schmerzhaft in meinem Kopf wider. Ich erinnere mich daran, wie ich vor einigen Monaten, als ich erfuhr was Xavier ist unglaublich wütend war. Und zwar nur weil ich nichts bin. Jetzt bin ich plötzlich ein Halb-Engel und kann nichts damit anfangen. Wieder steigt mir die Wut in den Kopf.
Meine Mutter und mein Bruder Collin sind dieses Wochenende zu meiner Grossmutter gefahren, also bin ich ganz alleine im Haus. Das ist mir sehr willkommen, denn ich brauche unbedingt meine Ruhe um die Geschehnisse zu verarbeiten und nachzudenken.
Ich drehe mich von der Seite auf den Rücken und starre auf die weisse Decke. Mittlerweile habe ich meinen Überlebenswillen über Bord geworfen. Ohne Xavier erscheint mir alles so sinnlos, da soll mich Satan auch ruhig holen. Jeder Tag an dem ich Xavier nicht sehe, kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich fühle mich wie ein Drogenabhängiger der einen kalten Entzug macht. Er fehlt mir so.
Als mir gerade heisse Tränen die Wangen hinabrinnen, höre ich plötzlich ein Klopfen an meinem Fenster. Ich wage es nicht hinaus zu schauen also bleibe ich noch einen Moment liegen. Ich lausche dem Geräusch, es ist kein Klopfen. Es klingt eher als ob jemand einen Stein gegen mein Fenster werfen würde. Ich hebe leicht meinen Kopf, gerade genug um das Fenster zu sehen. Auf dem Vordach der Veranda steht niemand. Langsam und möglichst ruhig erhebe ich mich aus dem Bett und ducke mich. Auf den Knien bewege ich mich dann zu einem meiner Fenster. Und zwar zu einem mit dunklen Vorhängen. So kann ich herunterspähen ohne gesehen zu werden. Als ich beim Fenster angekommen bin, halte ich einen Moment inne: ,,Sie ist nirgends sicher." Nevil's Worte schiessen mir wieder durch die Gedanken. Ich schüttle meinen Kopf leicht, so als wollte ich die Gedanken verdrängen. Dann schiebe ich den Vorhang zaghaft einen Spalt zur Seite, gerade genug um zu sehen wer unten mit einem breiten Grinsen steht.Xavier.
Ich reisse den Vorhang zur Seite und reibe mir die Augen. Er steht wieder da, genau wie damals in der Nacht nachdem mir Nevil sein wahres Ich offenbart hatte. An diesem Abend besuchte mich Xaiver, genau wie heute. Mir scheint als würde er immer dann auftauchen wenn ich etwas neues in Erfahrung bringe, dass mit den Engeln zu tun hat. Das kann nur Zufall sein.
Sofort öffne ich das Fenster, doch als ich gerade etwas sagen will wie: "Wo warst du!?", "Ich habe dich schrecklich vermisst" oder "Ich habe mir Sorgen gemacht.", spricht er zu mir. ,,Hallo", meint er mit leiser, rauer Stimme. Seine grauen Wolfsaugen blicken hoffnungsvoll zu mir hoch, ich fühle mich wie erstarrt. Ich mustere ihn für einen Moment: sein schwarzes Haar ist zerzaust, auf seinen Lippen liegt ein schiefes Lächeln und seine Augen haben etwas Loderndes in sich. Er trägt eine schwarze Hose und ein dunkelgraues Shirt. Recht wenig wenn man bedenkt, dass der Herbst schon beinahe vorbei ist. Ist das wirklich mein Xavier der da unten steht? Er macht einige Schritte zurück um Anlauf zu holen, dann hievt er sich auf das Vordach der Veranda, direkt unter mein Fenster. Als er durchs Fenster in mein Zimmer klettern will, streift er meine Hand mit seiner und ich erzittere für einen Moment. Ich entferne mich einige Schritte und starre ihn immer noch an. Xavier läuft mit seinem geschmeidigen Gang langsam auf mich zu und nimmt mich behutsam in die Arme. Ich schlinge meine Arme um seine Taille und atme seinen Duft ein. Eine Mischung aus erdigem Parfüm und Moschus, so vertraut und doch haut es mich jedes Mal aufs Neue um. Ich blicke hoch, direkt in seine wundervollen Augen und kann mein Glück nicht fassen. Gerade als ich etwas sagen will, beugt er sich runter und küsst mich sanft. Mit einem Mal kann ich nicht mehr an mich halten. Ich schlinge ihm meine Arme um den Hals, drücke ihn noch weiter runter und noch fester an meinen Körper. Mir schiesst die Röte ins Gesicht und ich merke wie auch Xavier die Situation sichtlich geniesst. Wir küssen uns wieder und ich spüre wie sich seine Zunge den Weg zu meiner bahnt. Wir küssen uns leidenschaftlich während er ich mit seiner linken Hand am Po packt und mich mit der rechten noch fester an sich drückt. Ich spühre seinen heissen Atem in meinem Gesicht und geniesse es. Gierig sauge ich jeden seiner Küsse, jede seiner Berührungen auf und speichere das Gefühl in meinem Gehirn ab. Immer noch umschlungen, beginnen wir nach hinten zu taumeln, bis wir schliesslich das Bett erreichen und sanft darauf landen, ich unter ihm.
DU LIEST GERADE
666 - Unsterbliche Liebe
RomanceSeit Anbeginn der Zeit gibt es Gut und Böse. Wir kennen sie in Form von Gott und dem Teufel Manche Leute glauben daran, andere nicht. Ein Mädchen, das bestimmt nicht daran glaubt ist Gracie. Sie lebt ein normales und behütetes Leben fernab von jegl...