Ich keuchte, hielt meine Seite, versuchte Luft zu schnappen. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Beton. Mein Atem ging, wie der eines Fisches auf dem Trockenen und mein Herz raste wie ein Mäuseherz. Vielleicht auch schneller. Nach Luft ringend blieb ich stehen und stützte mich auf die Knie. Verdammtes Seitenstechen! "Wo bleibst du, Frischling?!",rief Jack von vorne. "Ich....kann...nicht...mehr!",keuchte ich mühsam. Seine schwarzen Laufschuhe kamen in mein Sichtfeld. Jack kniete sich vor mich und sah mir fest in dir Augen. "Du weißt, dass wir gerade mal einen Kilometer gelaufen sind?" Echt? Nur? Es kam mir viel länger vor. "Ich bin nun mal nicht gut in Sport",murmelte ich und vermied es, in seine dunklen Augen zu sehen. "Du kannst nicht mehr? Tja, es fehlen aber noch zwei Kilometer. Und wenn du so weiter machst, verpassen wir beide das Frühstück. ALSO REISS DICH ZUSAMMEN UND LAUF!" Am Schluss schrie er von oben auf mich hinab. Ich holte Luft, atmete tief durch und sah ihn an. Sein Gesicht zeigte kein einziges Gefühl. Es war kalt, ohne Ausdruck. Seine Augen funkelten gefährlich und ich schluckte. Jack machte mir Angst. Er erwiederte meinen Blick, zwang mich fast in die Knie, wandte sich jedoch ab und lief weiter. Auf mich achtete er gar nicht. Ich holte noch einmal Luft und lief dann langsam wieder los.
Mein Morgen war bis jetzt nicht wirklich toll gewesen. Um fünf Uhr morgens hatte Jack mich geweckt. Ich sollte mich anziehen und dann scheuchte er mich quer durch die Schule, nach draußen und dann in den Wald. Jeder Schüler musste am Tag mindestens 20 Kilometer laufen. Also Mirgens, Mittags und am Abend noch einmal. Nur leider war es Jack scheiß egal, ob ich Sportmuffel hier kolabierte oder nicht. Er legte schon am Anfang ein ordentliches Tempo vor und zog es auch durch. Und ich musste sehen, wie ich hinterher kam.
Ich beobachtete meinen Mentor von hinten. Seine Bewegungen waren fließend und erinnerten mich an eine Raubkatze. Sie waren voller Kraft. Seine Muskeln spannten und entspannten sich gleichmäßig. Ich sah hingegen wahrscheinlich aus, wie ein Trampeltier. "Fertig mit der Musterung?", fragte Jack plötzlich. Ich errötete. "Äh...ja. Sorry." "Dann ist ja gut",meinte er kalt wie eh und jeh. Jack zog das Tempo noch etwas an und sah immer wieder auf die Uhr. "Wie lange brauchst du zum duschen?" Verblüft sah ich ihn an. "30 Minuten?" "Ist das eine Frage? Ich hab keine Ahnung, wie lange du zum duschen brauchst, also frag nicht." "30 Minuten",erwiederte ich fest. "Gut. Du hast 10. Ansonsten fällt das Frühstück aus." Wir erreichten den Waldrand und Jack sprintete los. "10 Minuten!",rief er noch, dann war er schon im Gebäude. Versteht einer diesen Jungen? Ich verlangsamte meine Schritte und ging gemütlich die Treppen hinauf und in mein Zimmer. Ich wollte gerade ins Badezimmer, als meine Tür aufging. "Fertig?",fragte ein frischgeduschter Jack. Seine Haare waren noch etwas nass und einzelne Tropfen liefen seine Schläfe hinunter. "Ich...bin gerade mal hier rein gekommen." Jack schloss die Augen und ballte die Hände. Er war wütend, eindeutig. "Du hast 5 Minuten um dich abzuduschen, anzuziehen und deine Sachen zu packen!" Dann verließ er mein Zimmer. Die Tür knallte er zu, so dass ich zusammen zuckte. Aggressionsproblem? Ja, wahrscheinlich.
Ich sprintete unter die Dusche, brauste mich ab, putzte Zähne und zog mich in Rekordzeit an. Doe Schulsachen waren ebenfalls schnell gepackt und schon stand ich auf dem Flur. Jack hatte sich an die Wand gelehnt und spielte mit einen kleinen Ball in seiner Hand. "Wenn wir jetzt wegen dir das Frühstück verpassen, werd ich sehr übellaunig, verstanden?" Ich nickte nur eingeschüchtert. "Gut." Er schultete seine Schultasche und ging los. Ich fühlte mich wie ein Lamm, das seiner Mutter hinterher lief. Oder wie ein Lemming. Ok, solange Jack nicht von einer Klippe sprang... "An deiner Fitness müssen wir echt noch arbeiten. Wir haben fast eineinhalb Stunden für fünf Kilometer gebraucht! Das ist viel zu viel." Ich nickte nur.
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Mit eingezogenem Kopf folgte ich Jack in die Klasse. Wir hatten das Frühstück verpasst, worauf hin Jack sich wütend zu mir umgedreht hatte, die Hände geballt, den Kiefer angespannt. Wortlos war er dann zum Klassenraum gegangen und hatte meine Entschuldigung nicht beachtet. Hey, ich hatte auch Hunger, aber bei Jack...machte mir diese unterdrückte Wut ernsthaft Angst. Wir konnten uns auch keine Brote mehr schmieren, weil wir sonst zu spät zum Untericht gekommen wären.
"Setz dich neben Mila und nerv mich nicht",sagte Jack und ging selbst zum hintersten Tisch. Super, wer war Mila? Verzweifelt sah ich mich um. "Suchst du mich?",fragte eine sanfte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah in ein freundliches Gesicht. Sie hatte lange braune Haare, Bambiaugen und wirkte sehr sportlich. "Hey, ich bin Mila." "Kathy." Sie lächelte und sah dann zu Jack. "Du hast Jack als Mentor?" Ich nickte nur. Mila seufzte. "Ich weiß nicht, ob ich dich bemitleiden oder dich beglückwünschen soll. Jack ist der beste Mentor, den du bekommen konntest. Aber eben sehr kalt und abweisend. Liegt an seiner Vergangenheit. Mach dir nichts draus, wenn er dich nicht mag. Er wollte nie Mentor sein, hat bis jetzt eine scheiß Woche und ist halt einfach Jack." Mila lächelte mich aufmunternd an und zog mich zu einen Platz in der zweiten Reihe. "Weißt du, wenn du ihn näher kennst, dann ist Jack echt lieb." "Mir macht er eher Angst." Mila lachte, wurde jedoch auch schnell ernst. "Da bist du nicht die erste und ganz sicher nicht die einzige. Selbst mir macht er manchmal noch Angst. Und man sollte ihn auch fürchten. Das dümmste, was du machen kannst, ist ihn zu provozieren. Oder ihm das Frühstück zu vermasseln." Gequält sah ich zu meinem Mentor. Jedoch beobachtete er mich und ich drehte mich wieder um. "Ups?", fragte ich und zog die Schultern hoch. "Oh nein! Ohne Frühstück ist Jack nicht lange zu ertragen." Ich schluckte. Was hatte ich nur getan? Ich sah wieder zurück zu Jack. Er hatte sich im Schneidersitz auf den Tisch gesetzt und starrte nach draußen. "Ok. Warum sitzt er auf dem Tisch und warum kennst du ihn so gut?" Mila lachte. "Das ist eine Angewohnheit von ihm. Fensterbänke oder Tische, hauptsache hoch. Und ich kenn ihn so gut, weil ich ihn schon seit jetzt fast vier Jahren kenne. Hast du schon Cole kennen gelernt? Sein alter Mentor? Ich bin mit ihm zusammen und habe ihm geholfen, Jack zu Jack zu machen." "Wegen euch ist er so kalt?" "Nein, das war er schon vorher. Ich meine seine...du wirst es heute Nachmittag sehen." Ich nickte nur und konzentrierte mich auf den Lehrer, der gerade rein gekommen war. Jedoch bemerkte ich immer wieder Jacks Blicke. Warum konnte er nicht wo anders hingucken? Verstohlen schielte ich irgendwie zu ihm. Nur doof, dass er ganz hinten saß und ich in der zweiten Reihe. Unauffällig ging deshalb nicht. Er saß immer noch auf dem Tisch, sah zu mir, schien jedoch aber gleichzeitig zu zuhören. Seine Antworten, wenn er denn welche gab, waren immer richtig. "ich sagja, Jack ist einer der Besten",flüsterte Mila mir zu. Ich nickte nur und sah wieder nach vorne an die Tafel. WIr hatten gerade Erdkunde, was ziemlich langweilig war. Wen interessierten Bodenschätze, Grenzen, Flüsse, Gebirge oder Haubtstädte?! Ok, da gab es eine ganzeReihe Menschen, aber für mich war das einfach nichts.
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As my life changed...
Aksiyon"Du musst lernen, den Schmerz auszuhalten. Du musst lernen, stark zu sein. Du musst lernen, so viel lernen, denn du bist nur ein unwissendes kleines Kind!" Er drehte sich um und ging zur Tür. mit der Hand auf dem Griff und dem Rücken zu mir sagte er...