~G - Like Gay~
Was war nerviger als einen kleinen Bruder zu haben? Ihn alleine großzuziehen. Wahrscheinlich wird jetzt die Frage kommen: "Wieso musst du ihn denn allein großziehen?" Unsere Eltern sind an meinem 19. Geburtstag bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Als ich davon erfahren habe, war Basti der einzige Überlebende. Daraufhin brach ich das College ab und suchte mir einen Job. So konnte ich mich und Basti über Wasser halten.
Ich dachte, dass Basti den Tod unserer Eltern relativ gut verkraftet hatte aber dem war nicht so. Mittlerweile ist er 16 und ich 20 Jahre alt. Wir verbringen nicht so viel Zeit, wie ich es mir wünsche, weil ich viel arbeiten muss und am Abend sehr erschöpft und müde war. Basti war, immer wenn ich nach Hause kam, bei seinen Freunden und kam meistens zugekifft oder angetrunken nach Hause. Es entwickelte sich in eine Richtung, die alles andere als gesund für einen heranwachsenden Jungen war.
In letzter Zeit wurde es so schlimm, dass ich mir für zwei Wochen Urlaub nahm, um mit Basti darüber zu sprechen. Als ich am Freitag nach Hause kam, war er nicht da und das obwohl ich gesagt hatte, dass wir zusammen Essen würden. Ich wusste wo sein bester Freund Stan wohnte, deswegen marschierte ich wütend und deutlich angepisst dort hin. Er wohnte nur eine Straße weiter und war ein schlechter Umgang für meinen kleinen Bruder. Sobald ich klingelte, hörte ich drinnen etwas scheppern und rumpeln, dann ging die Tür auf. "Ich schwöre ich weiß nicht wer die sind, Dad", sprach Stan dann schon völlig blind drauf los und stockte als er mich sah. Ich verschränkte meine Arme und zog meine Augenbraue hoch. "Wo ist Basti?" Stan schien entspannter und lotzte mich rein. Basti saß regungslos auf der Couch und starrte vor sich hin.
Besorgt stellte ich mich vor Basti und fing seinen Blick auf. "Weißt du überhaupt wie spät es ist?!" Völlig unbeirrt grinste er mich an und nahm meine Hand. Dann stammelte er irgendwelche Sachen vor sich hin, die ich nicht verstand. "Was hast du ihm gegeben, huh?!" Stan zuckte bei meiner lauten Stimme zusammen. "Ich hab ihm gar nicht gegeben. Das war...das war Zayn! Der hat sich verpisst als es Basti anfing scheiße zu gehen. Der hat uns solche kleinen Pillen gegeben. Die sind so rosa und er hat gesagt, dass es Basti damit besser geht, wegen der ganzen Sache mit euren Eltern." Stan schien ehrlich besorgt. Ich blickte wieder zu Basti, dann strich ich ihm durch seine Haare und hielt meine Hand an seine Stirn. Seine Augen zuckten unkontrolliert. "Ruf den Rettungsdienst, Stan", sagte ich dann. "Mein Dad wird mich umbringen." "Ruf den Rettungsdienst! Wir erklären das deinem Vater. Los!" Stan schnappte sich sein Handy und rief an. Ich nahm meinen kleinen Bruder hoch und fragte Stan wo das Bad sei. Sobald er mir das sagte, lief ich schnell mit Basti dorthin, beugte ihn über das Klo und steckte ihm meinen Finger in den Hals, damit er sich übergab.
Nachdem sich Basti das dritte Mal übergeben hätte, krallte er sich in mein Shirt und an die Kloschüssel. Tränen rollten über seine Wangen, er sträubte sich, sich noch einmal zu übergeben, aber ich ließ nicht locker. Als dann wirklich nichts mehr rauskam, war schon der Rettungsdienst da und legte Basti auf eine Liege. "Mensch Basti....wieso bist du nicht zu mir gekommen?" Er starrte mich an, immer noch mit leicht verklärtem Blick, sagte aber nichts.
Er wurde warm eingepackt und in den Rettungswagen eingeladen. Erst da bekam ich mit, dass wohl Stans Vater da war. Ein schwarzes Auto stand in der Einfahrt, das vorher nicht da war. So lange wie Basti noch verladen wurde, ging ich wieder ins Haus und sah die Beiden im Wohnzimmer stehen. Anscheinend hatte sich Basti schonmal dort übergeben. Stans Vater war wütend und wies seinen Sohn zurecht.
Ich räusperte mich, woraufhin sich Stans Vater zu mir drehte und mir komplett die Sprache verschlug. Also entweder war er sehr früh Vater geworden oder hatte sich sehr gut gehalten. "Und wer sind Sie?!" Er war immer noch aufgelöst und wütend, das hörte man auch deutlich an seiner Stimme. "Ich bin Bastis Bruder, Nico. Ich möchte, sobald es Basti besser geht, mit Ihnen, Ihrem Sohn, Basti und Zayn sprechen-" Sobald ich Zayns Namen erwähnte, starrte Stans Vater ihn böse an. "Zayn. Natürlich war es Zayn. Sieht du was der mit euch macht?! Dein bester Freund wäre wahrscheinlich heute gestorben wäre sein Bruder nicht gekommen. Meine Güte Stan!" "Stan hat gut reagiert", rief ich dazwischen. "Und er hatte Angst, dass Sie es rauskriegen, deswegen wollte er zuerst nicht den Rettungswagen rufen." Bevor Stans Vater etwas erwidern konnte, riefen mich die Sanitäter. Schnell verabschiedete ich mich und fuhr mit Basti ins Krankenhaus.
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LGBTQ+ Oneshots
Short StoryWie schon der Titel preisgibt, sollen in diesem Buch Oneshots veröffentlicht werden, die sich mit der LGBTQ+-Szene befassen. Aber nicht nur ich, werde meiner Kreativität freien Lauf lassen. Ich möchte auch, dass meine Leser fleißig kommentieren, sic...