Senna Quince 2 | Kapitel 14

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Mich mit meinen Armen selbst umklammert, stand ich in den Fahrstuhl, der mich auf die Intensivstation bringen würde. 
Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, seid ich neben Nerium und Oleander gekniet hatte und meine Hände auf die Wunde in Tareks Bauch lagen. 
Wie Maze... 
Der Mörder hatte wieder einmal versucht zu zuschlagen aber noch wusste ich nicht ob er damit Erfolg gehabt hatte. 
Die Friedenswächter, die gekommen waren, nachdem Nerium sie alamiert hatte, hatten mich nicht mit Tarek gehen lassen. Gleichzeitig wurde verlangt, dass ich ebenfalls untersucht wurde, da meine Lippen, durch die Kälte, bereits blau angelaufen waren. 
Es hatte ewig gedauert, bis sie mich endlich weggelassen hatten. 
Man verlangte sogar, dass ich trockene Kleidung anzog. 
Während der ganzen Prozedur konnte ich jedoch nur daran denken, dass Tarek vielleicht gerade starb. Allein, wie Maze damals... 
„Er wird nicht sterben.“, behauptete mein ehemaliger Distriktpartern sofort. 
Seid sie mich von Tarek getrennt hatten, war er da und starrte mich mitfühlend an. 
„Halt die Klappe.“, knurrte ich nur leise, da ich gerade genug Probleme hatte, als mich um meine Hirngespinnste zu kümmern. 
Endlich hielt der Fahrstuhl und die Türen glitten auf. 
Der Geruch, nach Desinfektionsmittel, war hier sogar noch stärker und raubte mir, für einen Moment, den Atem.
Was ich jedoch nicht erwartet hätte, war es meinen Vater und Civer zu sehen, die sofort zu mir schauten. Ihre Mienen waren angespannt und mitfühlend. 
Nein... das durfte nicht sein... 
Wir waren in Distrikt Vier, nicht in der Arena. 
Wir waren sicher. 
Sie durfen mir Tarek nicht nehmen. 
„Er lebt!“, rief mein Vater sofort, als er mienen Blick sah, „Er wird durchkommen.“ 
Ich konnte mich nicht bewegen. 
Mein Kopf war mit den ganzen Emotionen einfach überfordert. 
Schock, Angst, Freude. 
Als mein Vater auf mich zu kam brach der erste Schluchzer wie von alleine aus mir heraus. 
Zwei schnell Schritte und er war bei mir. 
Als er mich fest an sich zog verschwand meine Selbstbeherrschung. Die Tränen flossen in Strömen über mein Gesicht und nur dank meines Vaters stürzte ich nicht. 
Ich spürte die Blicke der Menschen um mich herum, die mich mitfühlend musterten. 
Die arme, kleine Siegerin, die wohl nie über ihren eigenen Sieg glücklich sein würde. 
Wut darüber kämpfte sich in mir hoch und ich begrüßte sie. 
Diese Menschen kannten mich nicht wirklich. Sie alle sahen nur die Sonnenseiten des Lebens als Sieger und verstanden nicht, warum ich dafür nicht dankbar war. Jedoch wussten sie nicht, was ich wusste. Schließlich war ich nicht einmal die wahre Siegerin... 
Durch die Wut fand ich die Kraft, die Tränen versiegen zu lassen . 
Ein letztes mal schniefend, drückte ich mich von meinem Vater ab und wuschte die Tränen weg. 
„Wo ist er?“, wollte ich leise wissen. 
Mein Vater deutete auf das erste Zimmer, dessen Frontwand aus Glas bestand, damit man den Patienten immer im Auge hatte. 
Langsam ging ich darauf zu und platzierte meine Hand vorsichtig darauf. 
Er war allein im Zimmer und schien zu schlafen, wobei seine blasse Haut mir einen Stich versetzte. 
Fast wäre er gestorben. Es hatte nicht viel gefehlt und ich hätte auch ihn verloren. 
Ich schüttelte den Kopf, um die düsteren Gedanken daraus zu vertreiben, ehe ich mich zur Tür wand und eintrat. 
Das eizige Geräusch, was mich empfing, war das Piepen der Apparaturen am Kopfende des Bettes. 
Vorsichtig schaute ich mich nach einer Sitzgelegenheit um und entschied mich dann für den Stuhl, der gleich neben dem Bett stand.
So würde ich Tarek beobachten können und gleichzeitig mein Knie, welches durch die Anstrengungen, der letzten Stunden, schmerzte, entspannen. 
So leise wie möglich ließ ich mich darauf nieder, doch als ich zu Tarek blickte, erwiderten seine blauen Augen es. 
„Ich wollte dich nicht wecken.“, entschuldigte ich mich schnell. 
Schwerfällig schüttelte er den Kopf. 
„Hast du nicht.“, erklärte er schwach, „Die Friedenswächter waren schneller als du.“
„Sie waren schon hier?“, fragte ich entrüstet. 
Er hatte gerade so einen Sturz ins Meer, mit einer Stichwunde im Bauch, überlebt und sie hatten ihn schon ausgefragt. 
„Ja, aber ich war keine wirkliche Hilfe.“, gestand er, „Da oben war meine Art Rückzugsort. Anscheinend hat dieser Verrückte es gewusst. Keine Ahnung woher. Als ich kam, hatte er schon auf mich gewartet. Ich hab nicht einmal sein Gesicht gesehen, als er mir auch schon das Messer in den Bauch gerammt hat. In der nächsten Sekunde bin ich gefallen und aufs Wasser aufgeschlagen. Danach ist nichts mehr.“
Er wirkte niedergechlagen, weswegen ich ihn sofort die Haare aus dem Gesicht stricht, damit er mich wieder an sah. 
„Das war nicht deine Schuld Tarek. Ich bin nur froh, das du wieder gesund werden wirst. Mach mir nie wieder solche Angst bitte.“ 
„Entschuldige.“, murmelte er und schaute ein wenig befangen weg. 
„Warum bist du weggelaufen Tarek?“, wollte ich deswegen wissen. 
Es war etwas, was ich einfach wissen musste. Warum hatte er mich allein gelassen?
„Ich bin nicht gut für dich Senna.“, brachte er hervor und schaute mich wieder an, während seine Finger begannen mit meinen zu spielen. „Ich bin kaputt und sicher der Letzte, den du brauchst. Das hab ich heute Nacht wohl mehr als deutlich bewiesen.“
„Es ist wahr, was über deinen Vater erzählt wird, oder? Das er am schlimmsten war, wenn es stürmte. Deswegen warst du auch damals, trotz des Wetters spazieren. Um von ihm wegzukommen.“, vermutete ich und als er mich verwirrt und geschockt zu gleich anschaute, lächelte ich leicht. „Nerium konnte mal wieder nicht seinen Mund halten.“
„Das mit dem weglaufen hat nur irgendwie nicht geklappt.“, brachte er frustriert hervor, „Egal wie weit oder schnell ich laufe, er ist immer noch da drin.“ Tarek deutete resigniert auf seinen Kopf. 
Ich umschloss seine immer noch spielenden Finger, mit meinen eigenen, wodurch er mir wieder in die Augen schaute. 
„Das ist mir egal Tarek. Du bleibst jetzt bei mir.“, erklärte ich und aus einem Impuls heraus drückte ich meine Lippen kurz auf seine. 
Schnell, federleicht und doch begann mein Herz sofort zu rasen. Die Berühurng war so anders, als jeder auch nur kleine Kuss zwischen mir und Tway. 
Tarek schaute mich verblüfft an, doch dann wanderten seine Mundwinkel nach oben, wodurch mein Herz einen kleinen Freudensprung machte. 
Seine Finger drückten meine Hand, ehe er zustimmte. 
„Dann bekämpfen wir wohl unsere inneren Dämonen ab jetzt gemeinsam.“

Senna Quince 2 | Leben danach...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt