Senna Quince 2 | Kapitel 20

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An Tagen wie diesen hasste ich mein verkrüppeltes Bein noch mehr als sonst. 
Nicht nur, das mitlerweile wieder jede Bewegung schmerzte, aber ich hielt dabei auch die Anderen auf. Wir verloren durch mich Zeit, die wir nicht hatten. 
Bald würde die Sonne untergehen und ab dann würde unsere Zeit ablaufen, um Annie zu finden. 
Bis jetzt hatte der Mörder immer in der Dunkelheit zugeschlagen, wobei sein erstes Opfer kurz nach Sonnenuntergang zu Tode gekommen war und Tarek ein wenig nach Mitternacht angegriffen wurde. 
Vielleicht hatten wir also noch ein paar Stunden Zeit aber keiner wollte sich darauf ausruhen. 
Deswegen waren mittlerweile die Zwillinge und auch Finnick weit vorraus gesprintet. 
Ich konnte schon lange keinen von den dreien mehr sehen, was mich nervös machte. Was wenn ihnen etwas passierte und ich davon nicht mitbekam? 
Ich wollte schneller laufen, doch natürlich machte mein Knie die schnelle Bewegung nicht mit, weswegen ich in der nächsten Sekunde auch schon auf dem Boden kniete. 
Über den stechenden Schmerz, der durch mein ganzes Bein zog, fluchend, versuchte ich wieder nach oben kommen, doch alleine schaffte ich es nicht. 
Natürlich griff jedoch Tarek, der es nicht wagte, weit von mir wegzugehen, sofort nach mir und zog mich wieder nach oben. 
„Langsam Senna!“, bat er mich, doch am liebsten hätte ich einfach nur aufgeschrien. 
„Wir haben keine Zeit für langsam!“, erinnerte ich ihn frustriert.
Tarek ließ mich jedoch nicht los, sondern zog mich an sich, wodurch ich mit dem Rücken, gegen ihn lehnte. 
„Es bringt niemanden etwas, wenn du dich verletzt.“, gaer er ruhig zurück, „Wir finden sie aber du musst dir von uns schon helfen lassen.“
„Unser kleiner Spinner hat Recht.“, war auf einmal Neriums Stimme zu hören als Oleander auch schon von einer Erhöhung über uns herunter gesprungen kam und elegant landete. Sein Bruder folgte ihm lässig, doch bei weitem nicht so grazil. Seine Landung war um einiges lauter und staubiger. „Lass uns den Psycho finden und du setzt ihn dann fest.“
Ich antwortete nur mit einen Schnaupen darauf und beschloss jegliches weitere Kommentar mir zu verkneifen, da wir keine Zeit zum Streiten hatten. 
Das übernahm Finnick, der gerade aus der anderen Richtung kam, für mich. 
„Dafür trampelt sie auch nicht wie eine ganze Kuherde.“; behauptete er in Neriums Richtung, ehe er zu mir blickte, „Selbst wenn die Beiden in der Nähe von dem Kerl gewesen sind, ist er jetzt gewarnt und weg, dank dem Trampeltier da drüben. Selbst ich hab ihn gehört obwohl ich in einer ganz anderen Richtung unterwegs war.“
Dieses mal schnaubpte Nerium, was mich schmunzeln ließ aber nur kurz, da ich wusste wie sehr ein Handicap belastete, besonders wenn man, wie wir, zum Karriero großgezogen wurde.
„Ob laut oder nicht uns läuft die Zeit davon.“, bemerkte ich deswegen, um vonNerium abzulenken, „Es hat keinnen Sinn wenn wir weiter blind durch den Wald laufen. Wir brauchen einen Plan.“
„Und der wäre?“, brummte Finnick, ehe er die Arme verschränkte.
Ich nahm in seine schroffe Art nicht übel. Finnick hatte wirklich genug in seinem Leben verloren. Annie war eine Person, die er, neben mir und Mags liebte. Wie sehr, wurde mir immer mehrbewusst, auch wenn er es noch nie so offen vor mir oder auch ihr gezeigt hatte. 
Deswegen würden wir sie auch lebend finden. Koste es was es wollte. 
„Gibt es hier irgendetwas, wo er sich mit einer Geisel verstecken könnte?“, fragte ich die Zwillinge. 
Sie schienen einen Moment zu überlegen, als Nerium wieder das Wort ergriff. 
„Vielleicht in den Ruinen der alten Häuser.“, schlug er vor, „Es ist nicht wirklich viel übrig aber etwas anderes fällt mir nicht ein.“ 
Ich wusste nicht einmal, dass davon überhaupt noch etwas übrig war. Es schien Ewigkeiten her zu sein, als Menschen auch hier lebten. Nach einem schrecklichen Sturm war jedoch alles zerstört gewesen und die Menschen beschlossen eher am Meer zu bleiben. Damals war noch keiner von uns geboren, weswegen nicht wirklich viel davon übrig sein würde aber es war immerhin ein Anfang. 
„Versuchen wir es.“, beschloss ich deswegen und alle stimmten zu. 
Finnick und Oleander rnnten erneut vorraus, doch Nerium blieb dieses mal mit grimmiger Miene bei mir, was Tarek natürlich auch nicht von mir abweichen ließ. Er lief sogar so nah, wie irgendwie möglich neben mir, was unter anderen Umständen sogar lustig gewesen wäre. 
Immerhin war der Weg nicht mehr allzu weit, bis wir am Rande der Ruinen zum stehen kamen. 
Viel Schutz würden die Überreste nicht bieten. 
Nicht für unseren Gegner aber auch nicht für uns. 
Wer sagte uns schon, dass dies nicht genau sein Plan war?
„Wir bleiben zusammen.“, befahl ich deswegen leise, als ich meinen Bogen nahm und einen Pfeil einlegte. 
Ich hatte mich am Ende natürlich für meine Lieblingsfernwaffe entschieden. Zwar hatte ich auch zwei Messer eingepackt aber die Anderen waren sowieso schneller am Gegner, als ich. 
Trotzdem reichte meine Bewegung aus, dass auch die Anderen ihre Waffen fester umgriffen. 
Gerade als wir losgehen wollten, ließ ein Knacken nicht nur mich zusammen zucken.
Finnick reagierte sogar schneller als ich, weswegen sein Dreizack schon auf dem Weg war, als ich mich komplett umgedreht hatte...
...und sah wie die Waffe genau auf meinen Vater zueilte. 
Ein Schrei blieb in meiner Kehle stecken, als er die Gefahr erkannte und mehr durch Gluck, als durch Können, ausweichen konnte. 
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er der Waffe hinter her, die kurz darauf in einen Baum einschlug. 
Die Erleichterung rollte über mich wie eine Welle und ich schaffte es nur gerade so, bis zu meinem Vater, ehe meine zittrigen Beine nachgaben. 
Ich schlang meine Arme um ihn und er tat sofort das gleiche, wobei er um einiges fester zudrückte als ich. 
„Ich dachte du würdest sterben.“, keuchte ich den Tränen nahe. 
„Dachte ich auch.“ 
„Du kannst dich doch nicht so an uns ranschleichen!“, zischte Finnick, wobei auch ihn der Schock ins Gesicht geschrieben stand.
Um ein Haar hätte er meinen Vater umgebracht. 
„Erstens, schön dich auch zu sehen.“, begann mein Vater mit ruhiger Stimme. Er verkraftete dies eindeutig besser als wir. „Zweitens, bin ich nicht geschlichen und Drittens, wusste ich nicht einmal, dass ihr hier seid.“ 
„Warum sind Sie überhaupt hier?“, wollte nun Nerium wissen, wodurch mein Vater die Zwillinge erst bemerkte. 
„Mags hatte die Idee, nachdem wir den Strand abgesucht hatten.“, antwortete er und blickte auf die Waffen, „Und wo habt ihr die her?“
Keiner von uns sagte etwas, doch die Blicke, die Nerium und Oleander austauschten, waren für meinen Vater wohl Antwort genug, da er mich mit hochgezogener Augenbraue anblickte. 
„Wir müssen dringend über deinen Umgang reden, junge Dame.“

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