Motorisch strich ich immernoch gleichmäßig durch Tareks Haare, während ich ihn seit gefühlten Stunden davon erzählte, wie meine Zeit als Schülerin auf der Akademie war. Er hatte keine Fragen gestellt oder auch sonstige Reaktionen gezeigt aber sein Körper hatte sich etwas entspannt und seine Atmung war ruhiger geworden.
Deswegen hatte ich immer weiter geredet und geredet, doch nun langsam kam ich zu der Zeit, mit Maze und Finnick. Darüber wollte ich nicht wirklich reden...
Alles davor war okay. Selbst über Reeta zu reden und damit an ihren Verrat zu erinnern, war in Ordnung.
Aber ab der Zeit mit Maze... Ich konnte ihn regelrecht neben mir spüren, weswegen ich meinen Kopf nicht von Tarek abwenden musste, um zu wissen, dass allein der Gedanke an meinen Mittribut dafür ausreichte, dass ich ihn mir neben mir vorstellte.
„Red bitte weiter.“, krächzte Tarek und ich merkte erst da, dass ich aufgehört hatte zu reden.
„Entschuldige.“, murmelte ich schnell und strich auch weiter durch sein Haar. „Ich... ich weiß nur nicht was ich weiter sagen soll.“
„Du kannst nicht über Maze und deine Spiele reden oder?“, stellte Tarek ruhig fest und ich nickte, auch wenn er es von meinem Schoß aus nicht wirklich sehen konnte.
„Meine Mutter hat auch nie über meinen Bruder geredet.“, meinte Tarek und ich blickte auf ihn, während ich aus dem Augenwinkel sah, wie es auch Tway und Maze taten.
Ich wartete ab, ob der Junge mir genug vertraute, und weiter über sich erzählen und mir somit wenigsten einen kleinen Einblick in sein Leben gewähren würde.
„Sie starb, als ich fünf war.“, redete er dann weiter, auch wenn er fast nur flüsterte, während er wieder zurück geworfen schien, in diese Zeit, „Sie hat wohl nie den Verlust meines Bruders überstanden, genau so wie mein Vater. Er war schon immer sehr aggressiv gewesen aber als sie starb wurde es nur um so schlimmer. Die meiste Zeit hat er mich einfach nur im Keller eingesperrt, um seine Ruhe vor mir zu haben.“
Das erklärte, warum er so panisch auf den engen Raum reagierte, in den wir nun fest saßen. Er musste ihn an damals erinnern. Auch er selber schien dies wieder zu realisieren, da sein Körper wieder leicht zu zittern anfing.
„Hey, lass uns über etwas anderes reden.“, versuchte ich ihn abzulenken, auch wenn ich nicht wirklich wusste über was.
Gerade als ich mir darüber den Kopf zerbrechen wollte, hörte ich Stimmen, meinen Namen rufen. Eine hohe weibliche und eine tiefe männliche.
Annie.
Annie hatte meinen Vater geholt.
Innerlich dankte ich ihm wahrscheinlich zum hundersten mal für das Mädchen, während ich versuchte zurück zurufen. Alles was jedoch aus meiner Kehle kam war ein Krächzen, was niemals durch die Tür drang und sich anfühlte, als wenn erneut jemand ein Messer darüber zog. Schmerzhaft zuckte ich zusammen und drückte meine Hand dagegen, während ich innerlich über diese Ungerechtigkeit fluchte. Snow hatte Maze nicht nur seinen Sieg genommen, sondern auch dafür gesorgt, dass ich immer wieder daran erinnert werden würde. Erinnert von meinen eigenen, nun schwächlichen Körper.
Das einzig Gute daran war, das Tarek sofort aus seiner Erstarrung gerissen wurde, was nicht einmal die Stimmen von draußen geschafft hatten. In seinen Augen stand immer noch die Angst, aber nun auch eindeutig Sorge, als er vor mir kniete und nach meinem Gesicht griff.
„Was ist?“, wollte er sofort wissen und musterte mich.
„Ich kann nicht mehr Schreien seit der Spiele. Hab ich wohl kurz vergessen.“, gestand ich, auch wenn jedes einzelne Wort schmerzte. „Da draußen ist aber jemand. Ruf du bitte.“
Einen Moment musterte mich Tarek noch, doch dann tat er was ich sagte.
Sein Ruf, so viel kräftiger als meiner, vibrierte regelrecht in den kleinen Raum und ich zuckte automatisch zusammen.
Dadurch schien sich Tarek jedoch auch wieder bewusst zu werden, wo wir waren, da er sich hektisch begann um zu sehen, weswegen nun ich, nach seinen Gesicht griff, dass er sich auf mich konzentrierte.
„Denk nicht daran.“, bat ich ihn, „Schau einfach nur mich an und denk nicht daran, wo wir sind.“
Zwar schluckte er schwer, doch dann nickte Tarek leicht, während er seinen Blick mit meinen verschränkte.
Solange bis endlich die Tür aufgerissen wurde.
Schneller als ich schauen konnte, krabbelte Tarek nach draußen und blieb an der Wand, gegenüber des Raumes sitzen, wobei er tief ein und ausatmete und seinen Kopf in seinen Händen bettete.
Ich selber saß immer noch etwas verwirrt an der Stelle wo wir gerade noch zusammen waren, ehe ich von meinem Vater hochgezogen wurde und an seine Brust gedrückt.
„Als Annie zu mir kam und meinte, dass du noch nicht da warst...“, begann er, brach dann aber ab.
Ich verstand.
Er hatte gedacht der Mörder hatte mich geholt.
Vielleicht hatte ich eine Arena voller Jugendlichen überlebt, aber das war nun einmal mein altes Ich gewesen. Diese Senna würde es nicht einmal mit einen Gegner aufnehmen können.
„Ich bin okay, Dad.“, versicherte ich ihm, doch er schien nicht wirklich überzeugt davon.
Zumindest ließ er mich nicht wirklich los.
Erst as ich mich versuchte aus seinen Armen zu befreien, ließ er nach und ich war wieder frei.
Annie lächelte mich entschuldigend an, doch ich war ihr nicht Böse, dass sie meinen Vater geholt hatte.
Im Gegenteil.
„Was war passiert?“, wollte mein Vater wissen, doch ich kniete mich erst einmal vor Tarek und zog die Hände von seinem Gesicht.
„Alles gut. Wir sind wieder raus.“, flüsterte ich leise.
„Das war erbärmlich von mir. Du darfst ruhig über mich lachen.“, meinte er unglaublich niedergeschlagen, weswegen ich sofort den Kopf schüttelte.
„Du hast ausgehalten, obwohl du an etwas schlimmes dadrin erinnert wurdest. In meinen Augen bist du unglaublich mutig.“
„Antwortet mir jetzt jemand, warum der Schrank da nun vor die Tür geschoben wurden war?“, verlangte mein Vater wieder meine Aufmerksamkeit und Tarek, wie ich, schauten verwirrt zu ihm.
Schrank?
Mein Blick viel auf das klobige Ding, was gerade so nun neben der Tür stand. Mein Vater musste es zur Seite geräumt haben, damit er die Tür öffnen konnte.
„Hast du Feinde Senna?“, wollte nun Annie wissen, doch ich schaute nur verwirrt Tarek an.
Er zuckte jedoch nur mit den Schultern, weswegen ich wieder zu Annie und meinen Vater schaute.
„Nicht das ich wüsste.“
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Senna Quince 2 | Leben danach...
FanfictionMein Name ist Senna Quince, Siegerin der 66. Hungerspielen. Eigentlich müsste ich tot sein. Ich habe nur gewonnen, weil der Präsident mich quälen will und das schafft er. Fast drei Jahre ist mein Sieg nun her und ich frage mich immer noch:...