Senna Quince 2 | Kapitel 18

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„Senna wo willst du hin?“, fragte mich Finnick zum wiederholten male, doch ich stampfte einfach nur weiter durch den Sand, der es schwerer machte voran zu kommen. 
Immerhin konnte ich Neriums und Oleanders Haus endlich sehen, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich Stunden gebraucht hatte, um hier her zu kommen. 
„Senna!“, rief Finnick erneut, doch dieses mal hatte er mich mit seinen zwei gesunden Beinen eingeholt und hielt mich am Arm fest. „Verdammt nochmal wo willst du hin? Wir müssen Annie finden!“
„Und wie?“, gab ich nun zurück und wirbelte zu ihm herum, wodurch ich auch Tarek sah, der gleich hinter Finnick stand, um ihn im Notfall wohl von mir wegzuziehen. „Wir haben keine Ahnung wo er sie hingebracht haben könnte!“
„Warum suchen wir nicht den Strand ab, wie dein Vater? Besser als nichts zu tun oder dumm herum zu rennen!“, versuchte er es weiter und ich riss mich los. 
„Genau das will er doch! Wir sollen panisch herum laufen. Er wird sie aber kaum hier am Strand verstecken! Er kennt mich Finnick und wahrscheinlich auch dich, weswegen er bis heute gewartet hat, Annie zu entführen. Er wollte, dass du es siehst! Er scheint zu wissen, wie gut wir uns am Strand auskennen.“ 
„Er hat selbst gewusst, wo ich hingehe, als er mich erwischt hatte. Das war kein Zufall.“, sprang mir nun Tarek bei und Finnick schaute kurz zu ihm, ehe er fast verzweifelt durch seine Haare fuhr und mir bewusst wurde, wie sehr er an dem jungen Mädchen hang. 
Es versetzte mir einen kleinen, kindischen Stich, doch ich verdrängte den Gedanken daran schnell, da für sowas keine Zeit war. 
Wir mussten Annie finden. 
„Und was ist dann dein Plan?“, wollte Finnick wissen. 
„Wenn er weiß, dass wir uns gut am Strand auskennen, weiß er auch, wo nicht.“, begann ich. 
Tarek, wie Finnick, brauchten einen Moment, ehe sie sich verstehend anblickten. 
„Der Wald.“, schlussfolgerte Tarek und ich nickte. 
Wahrscheinlich konnte man die Ansammlung von Bäumen auf dem Hügel, hinter dem Dorf, nicht wirklich Wald nennen aber für uns war er genau dass, auch wenn jeder Mensch aus Distrikt Sieben darüber nur lachen würde. Keiner von ihnen würde darin Probleme haben, aber hier hatte sich der ein oder andere Jugendliche schon darin verlaufen, weswegen keiner wirklich gerne dort hin ging. 
Keiner außer den Zwillingen. 
„Deswegen bin ich hier.“, brachte ich hervor und zeigte auf das ein wenig heruntergekommene Haus, gleich am Strand, versteckt zwischen Palmen. „Nerium war niemals ein umgänglicher Mensch. Seit seiner Verletzung ist er regelrecht gefährlich, weswegen Oleander ihn immer mit in den Wald genommen hatte, wo er sich abreagieren konnte.“
Weder Tarek, noch Finnick, wiedersprachen daraufhin, weswegen ich meinen Weg einfach fortsetzte. 
Die Beiden folgten mir schweigend, wodurch wir zur dritt vor der Tür stehen blieben, gegen die ich mit aller Wucht schlug. 
Es dauerte nicht lange, als sie geöffnet wurde und Nerium grimmig drein schaute. 
Als er mich sah wurde sein Blick noch ein wenig wütender, weswegen ich ihn stur erwiderte und nicht weg schaute. 
„Was?“, wollte er genervt wissen. 
„Wir brauchen deine und Oleanders Hilfe.“, gestand ich sofort ohne Umschweife. 
Ich würde Nerium keinen Honig um den Mund schmieren, damit er uns half. Erstens, würde es bei ihm sowieso keine Wirkung haben und Zweitens hatte ich auch noch so etwas, wie stolz.
„Warum sollte ich dir helfen?“, konterte jedoch Nerium, nun mit schiefen Lächeln, und verschränkte die Arme vor der Brust. 
Ich hatte nicht einmal Zeit irgendetwas zu erwidern, als Finnick auch schon knurrend an mir vorbei griff und den Jungen mit einer schnellen Bewegung niederschlug. 
Über Nerium kniend hielt Finnick den Jungen auf den Boden gedrückt. 
„Wow, was ist denn hier los?“, hörte ich Oleanders Stimme auch schon im nächsten Moment, ehe er im Gang auftauchte und mit schnellen Blick die Situation aufnahm. 
„Wir brauchen eure Hilfe.“, begann ich erneut, „Dein Bruder war der Meinung gleich einmal nein zu sagen. Wie du siehst sind wir ein wenig angespannt.“ 
„Ja das merke ich.“, murmelte nun auch Nerium, der es nicht wagte, von Finnick, der fast schon wie ein Tier über ihm kniete, wegzusehen. 
„Wie wäre es, wenn ihr erst einmal rein kommt und meinen Bruder wieder los lasst.“, versuchte Oleander mit ruhiger Stimme, während auch er zwischen mir und Finnick hin und her sah. 
Vorsichtig griff ich nach Finnicks Schulter, die sich unter meinen Fingern weiter anspannte. 
„Finnick, lass ihn los. So bringt es doch nichts.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. 
Immerhin schien meine Wirkung, auf ihn, immer noch die Gleiche, wie früher, zu sein, da er sich endlich wieder ein wenig entspannte. 
Trotzdem dauerte es noch einen Moment, ehe er von Nerium runter ging und der Junge wieder aufstehen konnte. 
Immer noch mit wütenden Blick zog er sich zu seinen Bruder zurück, der nur genervt die Augen verdrehte, ehe er vorging und uns somit klar machte, dass wir ihn folgen sollten. 
Er brachte uns in ein weitläufiges Wohnzimmer, welches durch große Fenster stark erhellt war. 
Ein älterer Mann saßs schnarchend in einem Stuhl, weswegen nicht nur ich verwirrt stehen blieb und die Gestalt anblickte. 
„Ignoriert ihn. Der schläft seinen Rausch aus und bekommt sowieso nichts mit.“, erklärte nun Nerium und mir wurde klar, dass dies wohl ihr Vater war. 
Ich versuchte den Mann zu ignorieren und trat zu den beiden Brüdern, die mich schon erwartungsvoll musterten. 
„Bei was brauchen bitte zwei Sieger unsere Hilfe?“, wollte nun auch Oleander wissen, weswegen ich schnell antwortete, ehe Finnick auch noch den zweiten Bruder angriff. 
„Annie, das Mädchen das in meinem Haus lebt, ist verschwunden. Wir sind uns sicher, dass es dieser Serienmörder ist, da er anscheinend ein Problem mit mir hat.“ 
„Ist uns auch schon aufgefallen.“, murmelte Nerium, was ihn einen Ellbogenschlag seines Bruders beschwerte, ehe dieser sich wieder an mich wand. 
„Und wie können wir helfen?“
„Der Kerl kennt uns.“, übernahm nun Finnick, „Er wir sich nicht am Strand oder im Dorf verstecken, da wir uns hier auskennen. Wir vermuten, dass er irgendwo im Wald ist.“ 
„Im Wald, wo wir nie waren aber ihr.“, erinnerte ich, „Annie ist unschuldig! Sie hat noch nie jemanden etwas getan. Wenn wir uns an die Friedenswächter wenden, werden wir sie nie rechtzeitig finden.“ 
Einen Moment schauten die Zwillinge sich gegenseitig an und schienen zu überlegen, ob sie uns helfen sollten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, da sie damit wahrscheinlich auch in den Blickwinkel des Serienmörders fielen. 
Es schienen gefühlte Jahre zu vergehen, ehe die Zwillinge endlich wieder zu uns sahen und nickten. 
„Wir helfen euch.“

Senna Quince 2 | Leben danach...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt