Senna Quince 2 | Kapitel 4

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Die ganze Nacht dachte ich an den seltsamen Jungen vor meiner Tür und versuchte mich daran zu erinnern, ihn doch irgendwo einmal gesehen zu haben, aber da war nichts. 
Er schien jemand zu sein, der unter anderen unter ging, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass wenn ich seine Augen schon mal gesehen hatte, ich sie wieder vergessen hätte. 
Der Tag begann und ich war immer noch kein bisschen schlauer, sondern eher nur noch mehr verwirrt, weswegen ich beschloss, in die Akademie zu gehen. 
Meistens war am Tag nach der Ernte nicht wirklich viel los, weswegen ich es ausnutzen wollte, ein wenig für mich allein zu sein. 
Deswegen ging ich auch zu Fuß den ganzen Weg bis zur Akademie, auch wenn es dank meinen Knie um einiges länger dauerte, als wenn einer der anderen Sieger mich mit nahm. Ich nahm die Hilfe jedoch nur an, wenn es wirklich nicht anders ging und normalerweise immer nur die von Finnick, wenn er da war. 
Als wenn er genau wüsste, wann ich gehen wollte, erschien er indem Moment immer neben mir. Ohne ein Wort zu sagen nahm er dann meine Tasche und begann irgend eine Konversation, während er sich bei mir unterhakte. Damit nahm er genug Gewicht von meinem Bein, dass ich mit ihm mithalten konnte. 
Nur einmal war ich mit einem anderen Gewinner, Flinch, gegangen, weil ich in der Akademie gebraucht wurde, aber einfach zu viele Schmerzen hatte, als das ich überhaupt den Fuß belasten konnte. Es war das erste und einzige mal, dass mich jemand zur Akademie getragen hatte und auch wenn Flinch versucht hat, mich die ganze Zeit abzulenken, war es mir unglaublich peinlich gewesen. Aber es war besser gewesen, als wenn ich rein gerobbt wäre. 
Wie erwartet war es ziemlich ruhig in den Schulgängen und die wenigen Zimmer, in denen die normalen Fäche unterrichtet wurden waren leer. 
Meine Schuhe halten auf den Boden wieder, bis ich aus dem Schulgebäude wieder rauskam und zur Trainigshalle ging. 
Dort hörte ich jedoch ein paar Stimmen. Der Stimmlage nach noch junge Kinder. Wahrscheinlich zwölf oder dreizehn Jahre alt. 
Seufzend trat ich in die Halle in der einige Jugendliche wirklich schon wieder am trainieren waren. 
Auf der einen Seite waren schon ältere die verbissen wirkten und wohl unbedingt nächstes Jahr den Test für die Spiele bestehen wollten. 
In der anderen Ecke waren jedoch jüngere Schüler, von denen wohl auch einige zum ersten mal da waren, weswegen ich beschloss, sie eine Weile zu beobachten. 
Ein Junge, sein Name war glaube ich Damir und er trainierte schon etwas länger, versuchte gerade ein etwas jüngeres Mädchen den Schwertkampf näher zu bringen aber ich sah sofort, dass das nichts wurde. 
Sie war keine Kämpferin, das sah ich sofort. 
Nicht nur schien sie ein wenig tollpatschig aber auch die Art, wie sie die Schläge erwiderte, zeigte mir, dass sie zu gutherzig für die Arena war. 
Ich hasste es, so etwas zu sehen, da mir dadurch immer wieder klar wurde, dass wenn sie für sie niemand melden würde, wenn sie einmal gezogen werden würde, war sie verloren. 
Normalerweise ignorierte ich solche Fälle einfach, da ich sie sicher nicht kennenlernen wollte, um ihnen dann beim sterben zu zu sehen, aber irgendetwas war an diesen jungen Mädchen, was mich an mich selber erinnerte. 
Wären meine Eltern nicht gewesen, wie sie waren, wäre ich wahrscheinlich auch so gewesen. Hätte ich nicht schon von klein auf den Umgang mit Waffen gelernt, hätte ich auch so liebenswürdig sein können. 
Ich war es nicht aber vielleicht konnte ich zumindest versuchen der Kleinen, im Notfall, eine Chance in der Arena zu geben. 
Deswegen humpelte ich auch entschlossen auf sie zu, wobei sie mich nicht einmal bemerkte. 
Eindeutig keine Kämpferin. 
Gekonnt fing ich ihren Schlag mit der Hand ab, da ihre Schwerter natürlich stumpf waren, was dafür sorgte, dass sie erschrocken zusammen zuckte, ehe sie herumwirblete und mich mit großen Augen anschaute. 
Als sie zu realisieren schien, wer da vor ihr stand, wurde sie noch einmal kleiner und ein Mädchen, etwas älter als sie, mit blonden Haaren kam an ihre Seite gerannt. 
Ich ignorierte sie jedoch und schaute nur das braunhaarige Mädchen an, was wohl am liebsten im Boden verschwunden wäre. 
„Komm mit.“, krächzte ich deswegen und drehte mich erneut um. 
Es brauchte einen Moment und einen Schubser des blonden Mädchens, ehe sie mir hinter her kam, wobei sie immer wieder zu den Jungen und dem blonden Mädchen zurück blickte. 
Erst als ich beim Stand mit den Bögen ankam, blieb ich stehen. 
Einen kurzen Moment strich ich wehmütig über einen der Waffen, die eindeutig immer noch ein Teil von mir waren, auch wenn ich nicht mehr so oft beim schießen war, wie früher. Schließlich hatte ich früher regelrecht in dieser Akademie gelebt. 
Ich hörte, wie die Kleine endlich bei mir ankam, weswegen ich sie nach ihren Namen fragte, ohne mich zu ihr umzudrehen. 
„Elina.“, kam es leise aber doch fest zurück. 
Vielleicht fühlte sie sich nicht wohl mit mir aber sie versuchte es zumindest zu verbergen. 
Deswegen drehte ich mich auch zu ihr um und schenkte ihre in schiefes Lächeln. 
„Du hast kein Talent fürs Schwert.“, stellte ich danach krächzend fest, was sie zusammen zucken ließ. Ob es an meiner Aussage oder meiner Stimme lag, konnte ich nicht wirklich sagen, „Versuch es lieber aus der Entfernung.“ 
Kurz schaute ich die Bägen durch, ehe ich einen passenden für sie ergriff und einfach in ihre Hand drückte, was sie mich wieder mit diesen großen Augen anschauen ließ. 
„Versuch es.“, befahl ich und trat zur Seite. 
Unschlüssig schaute sie kurz hin und her, ehe sie tat, was ich verlangte, auch wenn der Pfeil weit abseits landete. 
„Anscheinend kann ich das auch nicht.“, stellte sie eindeutig frustriert fest, was mich erneut schmunzeln ließ, da es genau das Gegenteil war. 
Für den ersten Bogenschuss in ihren Leben war dies ziemlich gut gewesen, besonders da ihre Haltung instinktiv fast schon perfekt war. 
Der Rest war nur noch Übung.
„Nochmal.“, bat ich, stellte mich aber dieses mal neben sie. 
Als sie den Pfeil einlegte, drückte ich ihren Ellbogen ein wenig nach unten und drehte sie etwas weiter zur Seite. Ich musste nichts sagen, sondern konnte sie nur durch Berührungen in die richtige Postion bringen, was eine unglaubliche Erleichterung für meinen Hals war. 
Mit nun perfekter Haltung, hielt sie den Pfeil, atmete aber noch zu schwer. 
„Beruhige dich. Denk, als würdest du den Pfeil lenken können, auch wenn er schon weg ist. Er ist nur eine Verlängerung deines Armes. Dann Atme ein und noch einmal aus. Dann schieß.“
Brav tat sie genau das, was ich ihr sagte und der Pfeil traf mitten ins schwarze, was Elina erfreut herumwirbeln ließ. 
Ihr breites Lächeln war ansteckend, weswegen auch ich lächelte. 
Ja, ich mochte die Kleine.

Senna Quince 2 | Leben danach...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt