Senna Quince 2 | Kapitel 11

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Am Morgen erwachte ich unglaublich ausgerucht. Keine Träume hatten meinen Schlaf gestört und mich hochschrecken lassen. Deswegen seufzte ich genüsslich und kuschelte mich tärker gegen den Körper hinter mir. Arme, die mich hielten, schlossen sich fest um mich. 
Die aufkommende Enge, warf mich zurück, in die Arena, als Vine hinter mir aufgetaucht war und die Klinge an meinen Hals hielt. Ich konnte das Metall regelrecht an meiner Kehle spüren, während Vine mich vom Fnster aus hämisch angrinste. 
Ruckartig setze ich mich im Bett auf und versuchte wieder ins hier und jetzt zu finden. 
Ich spürte wie sich Tarek hinter mir ebenfalls aufsetzte. Meine schnelle Bewegung hatte ihn natürlich geweckt, weswegen ich entschuldigend lächelte, ehe mir wieder klar wurde, wie ich mich noch vor wenigen Minuten an ihn geschmiegt hatte.
„Alles okay?“, fragte Tarek und schien auch kurz zu merken, wie nah wir uns gerade waren, obwohl das Bett groß genug, ehe er sich wieder voll auf mich konzentrierte.
„Ja, entschuldige...“, meinte ich sofort, „Hab mich nur erschrocken.“
„Kein Alptraum?“
„Nein, heute nicht.“, rutsche es mir heraus, was mich kurz rot anlaufen lies, doch Tareks verstehendes Lächelnd beruhigte mich. 
Zumindest hatte ich mich nicht vor ihm blamiert. 
Als ich ihm in die Augen blickte, wurde mir bewusst, wie nah er war. Seine Hand, mit der Tarek sich neben mir abstüzte, berührte leicht meinen Rücken. Einen Moment schaute er mich genau so unentschlossen an, wie ich ihn, ehe sein Blick fast fragend wurde. 
Die Anspannung war regelrecht zu spüren und als Tarek sich nach vorne beugte, wusste ich genau was passieren würde. 
Was ich dabei fühlte, konnte ich nicht ergründen, da in dem Moment die Haustür klingelte, was uns einander schrecken ließ.
Kurz blickten wir uns erneut an. Ich war diejenige, die zu erst wegschaute, und aufstand, wobei Tarek es mir nach machte. 
Schnell griff ich im vorbei gehen, nach einem Pullover und zog ihn mir über, ehe ich mein Zimmer verließ und die Treppe nach unten ging, da ich wissen wollte, wer dort geklingelt hatte. 
Bis auf Finnick kam schließlich nie jemand hier her und er war noch im Kapitol. Heute kamen seine Tribute in die Arena und ich stellte fest, dass ich noch nicht wirklich daran gedacht hatte, wie er sich wohl gerade fühlte. Sofort setzte mein Schuldgefühl wieder ein, nur dieses mal in Finnicks Richtung und nicht in die von Maze. Immerhin hatte Finnick seinen besten Freund verloren und sich trotzdem danach immer nur um mich gekümmert. Zwar hatte ich mein bestes gegeben, auch für ihn da zu sein aber ich war mir nicht wirklich sicher, ob das reichte. 
Gerade konnte ich darüber nachdenken aber ich musste mich unbedingt endlich bei Finnick entschuldigen und ihn gleichzeitig danken. 
Jetzt konzentrierte ich mich aber auf das Lachen, welches aus dem Wohnzimmer kam. 
Lachen? 
Mein Vater hatte seit Jahren nicht mehr gelacht. Vielleicht geschmunzelt aber niemals war ein Geräusch dabei über seine Lippen gekommen. 
Wer war dort bei ihm? 
Verdutzt blieb ich einen Moment stehen und fragte mich, ob ich ihn wirklich stören sollte, wobei Tarek hinter mir, gerade so abbremsen konnte, ehe er in mich rein rannte. 
Kurz blickte ich zu ihm und er wirkte ebenfalls unentschlossen. Immerhin klang mein Vater... glücklich. Sollte ich ihn wirklich stören? 
Woher wusste der Andere aber, dass mein Vater hier war? Das wichtigste war jedoch immer noch die Frage, wer die Person war!
Meine Neugier, die in den letzten Jahren im Tiefschlaf gewesen war, siegte und ich straffte meine Schultern, ehe ich ins Wohnzimmer trat. 
Sofort schauten mein Vater und der Fremde auf. Während mein Vater nun mich anlächelte, musterte ich mich nur mit dem anderen Mann, der mir überhaupt nichts sagte. 
„Meine Tochter Senna kennst du jawohl aus dem Fernsehen.“, riss mich mein Vater daraus und ich schaute eindeutig verwirrt zwischen den Beiden hin und her. 
„Natürlich. Die Siegerin der 66. Hungerspiele. Wer könnte so ein schönes Gesicht vergessen.“, schmunzelte der Fremde, ehe er aufstand und mir die Hand hin hielt, „Ich bin Civer Maroon, ein alter Freund deiner Eltern.“ 
„Wir waren gemeinsam auf der Akademie.“, fügte mein Vater hinzu und schlug dem anderen Mann auf die Schultern, ehe er wohl Tarek hinter mir entdeckte. 
Zumindest fixierte er ihn, während seine Augen kleiner wurden. 
„Was macht er denn hier?“, wollte mein Vater wissen und ich konnte es mir gerade so verkneifen, nicht die Augen zu verdrehen. 
„Er hat sich Sorgen um mich gemacht.“, erklärte ich ruhig und verschränkte die Arme, um meinen Vater klar zu machen, dass er sich nicht so aufspielen sollte. 
Schließlich war ich nicht nur eine Siegerin, sondern auch eine zwanzigjährige Frau, die seit drei Jahren alleine lebte. 
„Und warum kam er dann mit dir von oben?“, gab er jedoch nicht nach und verschränkte seine Arme ebenfalls. 
„Weil ich ihn gebeten habe bei mir zu bleiben!“, knurrte ich zurück, „Willst du noch genauere Details?“ 
Ich spürte wie sich Tarek hinter mir anspannte und auch Civer schienen kurz die Augen beinahe aus den Höhlen zu fallen. Mein Vater jedoch wurde nur eindeutig rot, da er sich wohl mehr vorstellte, als das wir nur geschlafen hatten. 
Sollte er doch. Vielleicht ließ er dann endlich Tarek in Ruhe. 
„Ich... also... Civer ist hier, weil ich ihn gerufen habe.“, wechselte mein Vater das Thema. 
Irgendwie schaffte ich es nicht triumphierend zu Lächeln, oder zu Tarek zu schauen, weswegen ich wieder zu den mir noch fremden Mann schaute. 
„Und warum?“, fragte ich, auch wenn es wohl ein wenig unhöflich klang aber ich mochte keine Erneuerungen in meinem Leben. 
Besonders, wenn ich nicht darüber bestimmen konnte. 
„Wegen den Morden.“, meinte mein Vater ruhig, „Es ist kein Zufall, dass die Jugendlichen durch einen Schnitt in der Kehle getötet werden und sicher auch nicht, dass du in der Akademie eingesperrt wurdest.“
„Und wie kannst du da helfen?“, fragte ich nun Civer direkt, da ich bei meinem Vater sowieso auf Granit biss. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war es so.
„Ich bin ganz gut in Ermittlungen.“, meinte er verschwörerisch, schien aber nichts näheres dazu sagen zu wollen. 
Mein Vater schien zu wissen, dass ich mich damit nicht zufrieden geben würde, weswegen er weiter erklärte. 
„Als wir jung waren hat sich Civer für eine Ausbildung als Friedenswächter entschieden.“ 
„Ich hab ihn aber noch nie gesehen.“, stellte ich klar. 
Nicht das man viele von ihnen ohne Helme sah, aber sie hatten ihr eigenes Viertel, wo sie lebten, und dort war er noch nie gewesen. 
„Ich hab die Ausbildung abgebrochen.“, gestand Civer mit einem schiefen grinsen, „Ich war zwar talentiert, besonders wenn es um Aufklärung ging, aber ich hatte ein leichtes Autoritätsproblem.“
Die Aussage ließ mich schmunzeln, gleichzeitig aber auch entspannen, da dies zu seinem Äußeren besser passte. 
Er war kein Wächter, sondern schien eher jemand zu sein, der Probleme machte. 
Solange er auf unserer Seite war, war mir dies jedoch egal.

Senna Quince 2 | Leben danach...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt