Senna Quince 2 | Kapitel 1

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Mit geschlossenen Augen lauschte ich den Wellen, wie sie sich an den Felsen, der Bucht, brachen. 
Eins war dies das Paradies für mich gewesen, heute war es einfach da und zeigte mir, dass ich noch lebte. 
Lebte, obwohl ich eigentlich tot sein müsste. 
„Ignorierst du mich wieder mal?“, meinte eine Stimme neben mir und ich öffnete seufzend die Augen, ehe ich zu Seite sah. 
Auf der Liege, neben meiner, lag Tway. Lebendig und gesund. So wie er schon lange nicht mehr war. 
„Du bist nicht real.“, erwiderte ich nur flüsternd und schaute wieder aufs Meer. 
Es war nicht weit weg von meinem Siegerhaus, welches wirklich luxeriös war. Nicht nur, dass das Siegerviertel von Distrikt Vier auf einer leichten Anhöhe gleich an der dazugehörigen Laguna stand, nein, wir hatten sogar jeder unseren eigenen Poll. 
Das Haus war aus hochwertigen Holz gebaut und hatte riesige Fenster, die jedoch von außen blickdicht waren.
Ein Traum, den jeder in meinem Distrikt wahr haben wollte. 
Eins wollte ich auch nichts anderes aber jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. 
Eigentlich saß ich mittlerweile auch nur hier draußen, weil Annie mich sonst solange nervte, bis ich ging. 
Ich konnte den Meeresgeruch oder den Sand jedoch nicht mehr genießen. 
Nicht ohne Tway. Nicht ohne zu wissen, dass dies alles doch eigentlich Maze, den wahren Gewinner der 66. Hungerspiele, gehörte. 
„Und da kommt er wieder.“, murmelte Tway, doch ich ignorierten ihn einfach. 
Es dauerte auch kaum zwei Sekunden als Finnick neben mir auftauchte und auf mich nieder blickte. 
„Morgen Sonnenschein.“, grinste er und ich schaffte es sogar beleidigt aufzuschnaufen. „Annie meinte, dein Bein macht dir wieder zu schaffen, deswegen dachte ich, dass ich mal vorbei schaue.“
Erneutes Schnauben meinerseits. 
„Tu nicht so Finnick.“, kächzte ich leise. Ich redete immer noch nicht oft, auch wenn es nue noch leicht schmerzte, aber wie Snow es gewollt hate, erinnerte es mich immer an die letzten Momente in der Arena. Dazu erschrak ich selber vor der Tiefe und Troslosigkeit dieser Stimme. Das war nicht meine. „Du bist hier, weil du Annie sehen wolltest.“ 
Kurz sah Finnick mich an, ehe er mit den Schultern zuckte. 
„Aber auch weil ich dich sehen wollte.“, meinte er schuldbewusst, ehe er sich einfach auf die Sonneliege neben mir setzte, was Tway neben mir lachen ließ. 
„Gut das ich nicht da liege.“
Einfach ignorieren..., redete ich mir selber zu, wusste aber nicht, wenn von Beiden ich lieber ignorieren wollte. 
Eine Weile schwieg Finnick aber ich wusste, dass er noch irgendetwas wollte. Er kam jeden Tag zu mir, wenn er im Distrikt war, auch wenn er mittlerweile sogar noch öffters im Kapitol, als vor meinen Sieg. Ich hatte mich schon oft gefragt, ob dies auch eine Strafe war, die ich angerichtet hatte. Mir war klar, dass ich nach meinem Sieg eigentlich auch dem Kapitolbewohnern dienen sollte aber mit einen Krüppel wollte natürlich niemand etwas zu tun haben, was Finnick nur um so wertvoller für sie machte. 
„Du weißt was morgen ist?“, riss Finnick mich aus meinen Gedanken und ich schaute ihn verwirrt an. 
Ich wusste ja nicht mal welcher Tag heute war. 
„Die Ernte für die 69. Hungerspiele?“, erinnerte er mich und ich nickte. 
War es schon wieder so weit?
Ich versuchte mich an die letzten zwei Spiele zu erinnern. 
Die 67 Hungerspiele hatte ein Mädchen aus Distrikt Sieben gewonne. Sie hatte die ganze Zeit über geweint und schwach gewirkt, was mir sofort auffällig vorgekommen war. Vielleicht, weil es mich ein wenig an Vine erinnert hatte. Jedoch wollte sie nicht Mitleid von den anderen Spielern, damit sie auf sie aufpassen.
Es war ein ausgeklügelter Plan und die Karrieros waren zu selbstsicher. 
Kaum war das Mädchen in der Arena zeigte sie ihr wahres Gesicht und schlachtete sich regelrecht durch die anderen Tribute. 
Sie war mir sympathisch, erinnerte mich, in der Arena, ein wenig an mich selber. Sie war hochkonzentriert und entschlossen gewesen. Das Ziel war es zu gewinnen und sie hatte es geschafft. 
Im Jahr darauf hatte ebenfalls kein Karriero gewonnen, sondern ein Junge aus Distrikt Zehn. 
Er war groß und kräftig gewesen. Von Anfang an, schien er der sichere Gewinner gewesen zu sein und so wurde es dann auch. 
„Ich hohl dich dann wieder ab?“, fragte Finnick und ich brummte genervt. 
Ich hasste die Ernte. 
Zwar war ich keine Mentorin, aber es bedeutete, dass ich mit den anderen Siegern zusammen dabei zuschauen musste, wie zwei Jugendliche wieder ins Kapitol gingen. 
Dieses Jahr hatte keiner auf der Akademie genug Punkte erreicht, um als Gewinner zu gelten. Nur ein Wunder würde also einen der Beiden retten. 
Ich hasste es, wenn es so war. 
Dazu war Finnick für mehrere Wochen aus dem Distrikt fort und auch wenn ich es ihm nicht oft genug sagte, vermisste ich ihn in der Zeit schrecklich. Er und Annie waren schließlich die einzigen, die mich ertrugen und mit mir redeten. Auch wenn ich nicht wirklich oft antwortete. 
Auch jetzt nickte ich nur wieder, doch Finnick stand nicht auf, sondern blickte aufs Meer hinaus. 
Für eins war ich noch gut... 
Sofort griff ich nach seiner Hand und lächelte ihn an. Finnick grinste traurig und ich wusste, dass er an die Zeit im Kapitol dachte, aber auch noch an etwas anderes. 
„Sie wird nicht gezogen. Annie wird nicht die Tributin sein.“, brachte ich deswegen hervor.
Ich hoffte es auch. Schließlich war sie erst vierzehn und dazu kein Kämpfer. Nein, Annie war ein eher sanftes und schreckhaftes Mädchen, welches sich aber mit Hingabe um mich kümmerte und zu so etwas wie eine kleine Schwester von mir geworden war. 
In der Nacht vor der Ernte schlief Annie immer bei Mania, obwohl sie sonst mittlerweile schon bei mir lebte. Sie behauptete, dass sie die alte Frau einfach beruhigen wollten, da doch all ihre Pflegekinder gezogen werden konnte. Jedoch tat sie es für mich, weil sie nicht wollte, dass ich sah, wie viel Angst sie hatte und wie sie zur Ernte ging. 
Immer erst wenn die Ziehung vorbei war, kam sie lächelnd auf mich zu und wir gingen gemeinsam nach Hause, wobei wir Beide von den Seite komisch angeblickt wurden. 
Mal wegen mir, mal wegen ihr. 
Wir versuchten es einfach zu ignorieren, so gut es ging. 
„Versuch zu schlafen Senna.“, meinte Finnick und stand auf, ehe er mich auf den Scheitel küsste und sich damit verabschiedete, „Du musst morgen lange stehen.“
Damit verschwand er und hörte mich nicht mehr schnauben. 
Zu mehr war ich also nicht mehr gut. Nur ein Krüppel, um den man sich Sorgen machte. 
„Na ja. Immerhin bist du nicht tot.“, erinnerte mich mein Hirngespinst, welches aussah wie Tway und ich schloß erneut seufzend die Augen.

Senna Quince 2 | Leben danach...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt