Ein irres Lachen kam über meine Lippen als meine Füße den weichen Boden unter dem Fenster berührten. Angetrieben durch Dans Worte und der Hoffnung, es würde alles besser werden, bewegten sich meine Füße fast von selbst durch den dunklen, angrenzenden Wald.
Bäume, dunkle Astwerke, die sich wie Fangarme in die Nacht streckten und nach mir zu greifen schienen, waren alles, was meine Augen erfassen konnten. Der Mond half mir zwar, nicht ständig im Kreis zu laufen, beleuchtete den Waldboden aber nur mäßig, sodass ich immer wieder beinahe über die verstrickten Wurzeln stolperte, die teilweise mehrere Zentimeter aus dem Laubwerk ragten. Mit jeden meiner Schritte, mit jedem Meter, den ich zurücklegte, verlangsamte sich mein Tempo. Die Geschwindigkeit, in der die dunklen Umrisse der Bäume an mir vorbeizogen wurde weniger, bis ich keuchend und mit Seitenstechen in die Knie sank.
Ich hatte nie wirklich gute Kondition gehabt, war auch nie sportlich begabt gewesen und zum aller ersten Mal in meinem Leben verfluchte ich mich dafür. Weiter laufen konnte ich vergessen, meine Stirn klebte schweißnass und meine Füße schmerzten als wäre ich einen halben Marathon gelaufen. Das ganze Adrenalin, das kurz nach meinem Aufbruch in meine Blutbahn gepumpt worden war, war verschwunden. Zurück geblieben war Müdigkeit. Und mit dieser Müdigkeit kamen auch die Tränen wieder.
Schluchzend vergrub ich mein Gesicht an meinen Handrücken, bis ich etwas klebriges an meinem Gesicht spürte. Angeekelt starrte ich auf meine Hand. Die Stelle, in der sich der Ortungschip befunden hatte, blutete immer noch. Sie würde heilen, verblassen und schließlich verschwinden. Genau so wie Jason.
Der feuchte Moosboden dämpfte die frustrierenden Schreie meinerseits, ich erlaubte meinem Körper die Kontrolle zu verlieren. Meine Fäuste trommelten gegen den Waldboden, unregelmäßig und immer wieder.
Wieso hatte ich jemals geglaubt, Jason würde mich wirklich mögen. Wie dumm war ich gewesen, tatsächlich drauf reinzufallen?!
"Eve?" Mein Körper verkrampfte sich, mein Gehirn hatte die Stimme sofort wiedererkannt. Jason.
Das konnte einfach nicht wahr sein. Nicht er, nicht jetzt. Mein Gekreische war verstummt, dieTränen hatten jedoch nicht aufgehört weiter durch meine geschlossenen Augenlieder zu sickern.
"Eve?" Abermals ertönte seien Stimme, sanft und trotzdem voller Sorge.
Mühsam drehte ich mich im Liegen um. Jason stand lediglich einen Meter von mir entfernt, eine Sorgenfalte zierte seine Stirn, während er mich, leicht über mir gebeugt musterte.
Wie hatte er mich nur gefunden? Es war völlig unmöglich und doch hatte er es geschafft. Konnte er nicht verstehen, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte?! Hatte nicht er mich nicht wieder nach Hause bringen wollen?
"Bitte geh." Meine Lippen zitterten, meine Stimme war kaum ein Flüstern. Trotzdem hatte er mich gehört. Mit geschlossenen Augen wendete ich mich wieder dem Waldboden zu. Ich wollte nicht, dass er mich so verletzt sah, dass der den Schmerz in meinen Augen sah. Und vor allem wollte ich ihn nicht mehr sehen.
"Eve." Diesmal klang es wie ein kleiner Seufzer. Seine Hand legte sich vorsichtig auf meinen Rücken, diese kleine Berührung ließ mich völlig die Kontrolle verlieren.
"Lass mich in Ruhe!" kreischte ich. Meine Faust holte aus und im nächsten Moment hatte ich Jason einen heftigen Kinnhacken verpasst.
Jason taumelte leicht zurück, eine Hand auf die bereits rote Stelle gepresst. Obwohl ich hätte Angst haben sollen, verspürte ich keine. Ich war immer noch wütend, traurig völlig im Rage um klar zu denken.
"Das...hatte ich verdient." presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Keine spur von Wut in seiner Stimme, nichts. Stattdessen machte er einen weiteren Schritt auf mich zu.
Mein Körper reagierte automatisch darauf, ich schliff mich zurück, versuchte soviel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. Tatsächlich spielte ich kurz mit den Gedanken, noch einmal aufzustehen und wegzurennen, aber dazu fehlte mir einfach die Kraft. Und um ehrlich zu sein waren meine Chancen ihn abzuhängen quasi gleich null.
Im Bruchteil einer Sekunde hatte er die Distanz wieder zwischen uns überwunden. Der Kinnhacken schien vergessen, stattdessen machte er Anstalt, meine Hand zu berühren, die Verletzung, die ich mir mehr oder weniger, notgedrungen zugefügt hatte , zu begutachten.
"Ich hab gesagt du sollst mich nicht anfassen du Bastard!" Meine Stimme sprang mindestens zwei Oktave höher. Ohne nachzudenken, lediglich darauf konzentriert ihn loszuwerden, mich ganz und gar wieder meinen Schmerz zu widmen und die Wut in meinem Bauch abzubauen, rammte ich ihm mein Knie meinen Fuß in die Magengrube.
"...und das dann wohl auch." keuchte er. Obwohl ihm der schmerz anzusehen war, beklagte er sich nicht.Verdammt wieso blieb er so gelassen. Wieso konnte er nicht ausrasten, wütend davon stampfen oder mich schlagen und dann verschwinden. Selbst das hätte ich in Kauf genommen.
Das Licht einer Taschenlampe, gerade soweit entfernt um unsere Beine kurz zu streifen, weckte unsere Aufmerksamkeit. Als sich Jasons Miene schlagartig verhärtete, wusste ich, dass es bestimmt niemand von seinen Leuten war.
Im nächsten Moment lag ich flach am Boden, über mir Jason. Sein Körpergewicht hatte er auf seinen Armen gestützt, sodass er mich nicht erdrückte.
Sein Atem und sein vertrauter Geruch störten mich. Es schmerzte, ihn so nahe bei mir zu haben. Seine Augen genau über den meinen zu haben und praktisch keine Gelegenheit zu haben, woanders hinzusehen.
"Du bist wirklich besser geworden..." Jason flüsterte, ein stolzes Funkeln lag in seinen Augen, das ich noch nie an ihn gesehen hatte.
"...zum Glück, du wirst es jetzt brauchen."
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R e b e l ∞
Teen FictionR e b e l - "Manche Rätsel waren nie dazu da gelöst zu werden." Kidnapping. Etwas, von dem man hauptsächlich in den Medien hört. Für die schüchterne und unerfahrene Eve Clarks wird dieser Albtraum wahr. Sie wird unwiderruflich in eine Welt voller W...