Part 10

7.7K 438 9
                                    

Mit einem lauten ächzen öffnete sich zum wiederholten Male die schwere Metalltüre. Ich hob meinen Kopf nicht, ich wusste bereits, dass mich niemand hinaus lassen würde, stattdessen würde mir irgendjemand, ich vermutete Taylor, eine Kleinigkeit zu Essen in den Raum werfen. In den Zwei-Quadratmeter Raum, in den mich Jason eingesperrt hatte. 

Ich hatte absolut keine Ahnung, wie lange ich bereits eingesperrt war, es hätten Tage, auch Wochen sein können, vielleicht waren es bis jetzt aber nur Stunden, wie gesagt, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ebenso wie mein Zeitgefühl, hatte ich auch die Hoffnung schon längst aufgegeben. Würde ich hier drinnen sterben? War Jason die letzte Person gewesen, die ich sehen würde, bevor ich starb? Was würden sie mit meiner Leiche anstellen? Mit einem mal bekam ich unheimliche Panik. Ich war nicht bereit dafür zu sterben. Natürlich war meine Reaktion völlig übertrieben, aber das Eingesperrt sein schlug mir auch auf den Verstand. Verzweifelt robbte ich mich zu der riesigen Metalltüre. Wie wild begann ich darauf herumzuschlagen. 

"Lasst mich hier raus!" Meine Stimme glich einem hohen Kreischen, das unangenehm meinem Trommelfell schmerzte. 

"Hilfe!" Meine Versuche, gegen das Metall anzukommen würden bestimmt riesige Blutergüsse verursachen, aber das war mir egal. Ich wollte einfach nur noch raus. 

"Hilfe!" Ich hatte das Gefühl meine Lungen würden jeden Moment platzen. 

"Bitte." Meine Schreie litten in ein Schluchzen über. Keiner schien mich zu hören. Erschöpft ließ ich meine Hände wieder sinken. Es war sowieso zwecklos. Ich schlang meine steifen Arme um meine Knie, rollte mich zusammen. Das schlimmste, in diesem kleinen, leeren Raum war nicht einmal die geringe Nahrungs- und Wasseraufnahme. Das schlimmste war die unheimliche Kälte, die durch meine dünne Kleidung kroch. Ich zitterte ununterbrochen. 

Nach einer kleinen Ewigkeit, in der ich bemerkt hatte, dass sich mein Herzschlag erheblich verlangsamt hatte, hörte ich Stimmen. Zuerst leise, dann immer lauter, sie schienen direkt vor der Metalltüre zu diskutieren. Es bestand eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich nur halluzinierte. Trotzdem konzentrierte ich mich, um ihrem Gespräch zu folgen. 

"...seit wann?" Die dunkle Stimme kam mir unheimlich bekannt vor, doch mein Gehirn war zu träge um die Stimme der richtigen Person zuzuordnen.  

"Seit fast einer Woche." 

"Bist du komplett bescheuert?!" knurrte die Stimme wieder. Und dann erkannte ich sie, Liam. 

"Hol sie da sofort raus!" 

"Sie muss lernen endlich auf mich zu hören und mich auf keinen Fall zu reizen." erwiderte die andere Stimme stur. 

"Ich bin mir sicher, dass sie ihre Lektion gelernt hat..." 

Als die Worte, der Konversation auf der anderen Seite der Türe, für mich immer verwirrender wurden und ein unangenehmes Rauschen mein Gehör trübte, wusste ich, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Meine Hände hatten sich bereits leicht bläulich verfärbt, ich spürte sie kaum mehr.u

Meine Augenleider wurden immer schwerer, egal wie sehr ich dagegen ankämpfte sie zu schleißen. Ein dumpfes Gefühl überrollte meinen Körper, fast so, als hätte man mir die Kälte aus den Knochen gesogen. Meinen Magen, der zuvor noch geschmerzt hatte, schien es nicht mehr wirklich zu geben. 

Ich merkte, wie sich meine Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen, denn meine Hoffnung hatte sich in eine völlig andere Richtung bewegt. Ich hatte Hoffnung, dass ich schnell sterben würde. Ich hatte einmal gelesen, dass Sterben friedlich war, ein leises dahinschwinden. Ich war beriet alles hinter mir zu lassen, diesem Albtraum endlich zu entkommen. Ich hatte keine Angst mehr zu sterben, schließlich war es hier doch auch nicht besser oder? 

Mit einem tiefen Atemzug gab ich jeden Wiederstand auf und ließ mich von der Dunkelheit überrollen. 

"Eve?!" Jasons' panische Stimme drang durch mein Bewusstsein. Nicht so weit, um mich aufzuwecken, um mich aus der Dunkelheit, in der ich mich befand zu befreien, lediglich so, dass ich ihn hören konnte. 

"Eve? Hörst du mich?!" Die Besorgnis in seiner Stimme rührte mich unheimlich, sodass ich wirklich versuchte zu antworten. Aber ich fand meine Lippen nicht.

Ich spürte eine warme Berührung an meinem Handgelenk. "Fuck!" Auf einmal spürte ich den eiskalten Boden nicht mehr unter mir. Stattdessen lag meine Wange auf etwas warmen, offenbar hatte er mich hochgehoben. Zu gerne hätte ich meine Augen geöffnet, ihn angesehen. Aber mein Körper schien einfach nicht mehr auf mich zu hören.



Jason legte mich auf etwas weichem ab, eine Matratze und wickelte mich in mehrere Decken ein. 

"Es tut mir leid." Jasons' Körper presste sich an meinen, seine Hand fuhr immer wieder über meinen Oberarm, um mich zu wärmen. Meine Finger wurden an seinen warmen Arm gepresst und er zuckte unwillkürlich durch die Kälte kurz zusammen. Es herrschte Stille, ich konnte seinen Herzschlag hören und meinen, der viel zu langsam war, fast träge, als würde er jeden Moment aussetzen.  

Ich versuchte, meine Atmung Jasons' anzupassen, zog seinen Duft ein. Es war mir egal, ob ich gerade träumte oder nicht. Aber wenn es so war, oder ich bereits tot war und ich meine Ewigkeit so verbringen würde, nahe an Jason gepresst, würde ich sie mit offenen Armen empfangen. 

R e b e l ∞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt