Mit zittrigen Schritten steuerte ich auf den großen Wagen mit den abgedunkelten Scheiben zu, der knapp einen Meter vor mir zum Stehen kam. Bei jedem meiner Schritte schob sich das für meinen Geschmack eh schon viel zu kurze Kleid meinen Oberschenkel hinauf, sodass ich es fast durchgehend festhalten musste. Jason hatte mir das Kleid und die Highheels nachdem ich in mein Zimmer zurückgekehrt war, gebracht. Zuerst wollte ich mich strikt weigern, es anzuziehen. Aber ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Jason mich höchstpersönlich umgezogen hätte.
Bevor ich nach der Autotüre greifen konnte ging sie auf. Mir blieb kurz der Atem weg, als ich Jason sah, der mal wieder umwerfend gut aussah. Er trug ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine schwarze Jeans, seine Haare trug er leicht verwuschelt. Sein Blick glitt kurz über meinen Körper. Ich verursachte irgendeine Gefühlsregung abzulesen, aber seine Miene verharrte emotionslos, während er mir mit einer Handgeste verdeutlichte, dass ich mich setzten sollte.
Schweigend gehorchte ich, ließ mich von den Gerüchen der teueren Ledersitze umhüllen. Ich fragte mich, wie viele Autos er besaß, bestimmt mindestens drei.
Als der Wagen leise auf der Schnellstraße beschleunigte, wagte ich es, Jason einen kurzen Seitenblick zuzuwerfen. Eigentlich hätte ich mir Antworten erhofft, doch Jason schien völlig in Gedanken versunken zu sein, nicht in der Stimmung zu sein mit irgendjemanden zu reden. Trotzdem fraß mich meine Neugierde fast auf. Ich hatte keine Ahnung, wo wir hinfuhren, natürlich konnte ich ausschließen, dass er mich freilassen würde, aber ich konnte mir einfach keine passende Erklärung zurechtlegen.
Der teure Wagen hielt in einer Seitengasse auf die Stadt zu und ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen. Jasons Gesicht wendete sich mir zu und automatisch drehte sich auch mein Kopf, als wäre wir zwei Magneten.
"Du wirst benehmen, keine Fluchtversuche, kein auffälliges Verhalten. Hast du verstanden?" Seine grauen Augen, die immer noch keine Emotion ausstrahlten bohrten sich in meine. Zögernd bekam ich lediglich ein Nicken zustande. Ich hielt seinem Blick stand, verlor mich in seinen Augen.
Sein Blick wendete sich abrupt ab, er zog den Schlüssel ab und stieg aus dem Wagen, unsicher folgte ich ihm. Wir standen direkt vor einem etwas heruntergekommenen Haus. Die Wände waren teilweise kahl, sodass man an manchen Stellen sogar die rötlichen Ziegel erkennen konnte. Die Fenster, jedenfalls die, die noch vorhanden waren und nicht durch angenagelten Holzbrettern verdeckt wurden, waren staubig und alle dunkel, nichts ließ auf den Innenraum des Hauses schleißen.
Jaosons Faust hämmerte auf die, mit Rissen übersäte Tür ein und kurz darauf wurde sie geöffnet. Ein junger Mann, vielleicht 25 Jahre, begrüßte Jason mit einem Händeschlag. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihn etwas näher zu betrachten. Er hatte, zumindest seine Tattoos und sein Körperbau, gewisse Ähnlichkeiten mit Jason. Seine fast schwarzen Haare waren jedoch etwas kürzer und sein leichter Bart betonte seine rosa Lippen.
"Ist sie das?" Ich hob meinen Blick, sah zwischen Jason und den Fremden hin und her. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso hatte mich Jason hier hergebracht? Wieso musste ich dieses Kleid tragen, das er mir vorbeigebracht hatte?
Jason nickte leicht und auf dem Gesicht des Fremden breitete sich ein warmes Lächeln aus.
"Hallo." statt mir, wie normalerweise üblich, seine Hand entgegenzustrecken, zog er mich in eine kurze Umarmung. Etwas überrumpelt erwiderte ich sie kurz.
"Ich bin Matt."
"Eve" antwortete ich immer noch überrascht.
"Ich weiß." antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln.
"Dann, kommt mal mit." Jason schob mich vor ihm i das Haus.
"Wo willst du es denn haben?" Wir durchquerten einen leeren Gang, bis wir vor einer weißen Türe stehen blieben. Fragend drehte sich der Fremde zu mir um und ich hob meine Augenbrauen. Er hatte mit mir gesprochen? Worauf wollte er hinaus. Ich warf Jason einen kurzen Seitenblick zu, der meinen Körper abschätzend betrachtete.
"Am Handgelenk." Nickend stieß der Fremde die Türe auf. Er legte einen großen, fast modernen Raum frei, aufgeräumt und hell. Der Kontrast, der Außenfassade zu diesem Raum war fast absurd.
Rechts, an der weißen Wand, stand ein großer Tisch, der überhäuft mit Zeichnungen, Skizzen und vollgeschriebenen Blättern war. Die andere Seite des Raumes säumte eine Liege, daneben standen komische Geräte und Flüssigkeiten. Als mein Blick die Tattoowiermaschiene streifte, machte es in meinem Kopf klick.
Vor Überraschung und Nervosität beschleunigte sich mein Herzschlag. Etwas warmes streifte meine Hand und ich hob den Blick, nur um Jason zu sehen, der mir einen ermutigenden Blick zuwarf und seine Hände mit meinen verschränkte. Ich wusste, dass ich meine Hand hätte wegziehen sollen, aber mein Körper sträubte sich Jason auch nur auf kleinen Abstand zu halten. Er zog mich auf den Tisch zu, nahm auf einem schwarzen Sessel platz und zog mich auf seinen Schoß.
Jaosons Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich unterdrückte einen Schauer.
Der Fremde breitete drei Blätter vor mir aus. Auf jedem Blatt war das selbe Symbol abgebildet, mit dem feinen Unterscheid, dass es auf jedem Blatt etwas größer war. Sollte das etwa mein Tattoo sein?
"Wie groß willst du es haben?"
"Uhm..."ich ließ meinen Blick darüber gleiten. "So." ich deutet auf das Erste -das kleinste- und er nickte. Ich war nie wirklich ein Fan von Tattoos gewesen. Aber das war früher gewesen. Ich wurde entführt und weiß Gott wie lange schon gefangen gehalten, was hatte ich also noch groß zu verlieren?
Ich geh noch schnell das Desinfektionsmittel holen, machs' dir währenddessen auf der Liege bequem." Somit verschwand er aus der Türe, durch der mir gerade erst gekommen waren. Bevor ich Anstalt machen konnte aufzustehen, hatte mich Jason bereits mit einer Leichtigkeit aufgehoben und auf der anderen Seite des Raumes auf der Liege platziert.
"Es ist das Symbol unsere Gang." unterbrach Jasons raue Stimme die Stille. Überrascht hob ich den Blick. Jason drehte seinen Unterarm nach oben, sodass ich das Symbol sehen konnte, dass in knapp einer halben Stunde ebenfalls für immer meine Haut zieren würde.
Nervös begann ich meine Finger zu kneten.
"Hör zu." Jasons Hände legten sich auf meine Finger.
"Ich weiß, dass du Angst hast." Ein komischer Unterton lag in seiner Stimme. ein Hauch von Mitgefühl.
"Aber ich weiß auch, dass es dir gefällt. Du magst das Symbol, du willst nur nicht aus deinem alten, braven Muster fallen. Du hast Angst vor der Veränderung, vor jeglicher Veränderung." Es war, als hätte Jason direkt in mich hineingesehen, er schien mich besser zu kennen, als ich mich selbst. Und das machte mir Angst. Ich hatte ein Problem damit, Menschen an mich ran zu lassen, schon immer. Und Jason schien mir in diesem Moment näher zu sein, als jeder andere vor ihm.
"Wieso trag' ich eigentlich diese Kleid, doch nicht etwa zum tatowieren oder?" Ein kläglicher Versuch meinerseits, unser Gespräch in eine andere Richtung zu bringen.
"Nein." lachte Jason. "Danach gehen wir feiern, schließlich wirst du ab heute offizielles Mitglied unsere Gang sein."
"Ich hab keine andere Wahl oder?" hackte ich nach. Jason nickte und obwohl es völlig unangebracht war, verzogen sich unsere Mundwinkel im selben Moment zu einem kleinen Lächeln.
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R e b e l ∞
Teen FictionR e b e l - "Manche Rätsel waren nie dazu da gelöst zu werden." Kidnapping. Etwas, von dem man hauptsächlich in den Medien hört. Für die schüchterne und unerfahrene Eve Clarks wird dieser Albtraum wahr. Sie wird unwiderruflich in eine Welt voller W...