Die roten und blauen Lichter tanzten auf meiner blassen Haut, ließen sie merkwürdig im Dunkeln schimmern. Ab und zu streiften sie die dunklen Haare von Jason, der sich vor mir einen Weg durch die Tanzenden bahnte. Meine Augen hatte ich auf seinem muskulösen Oberkörper geheftete, das Zusammenspiel seiner Muskeln bei jeder seiner Bewegungen war faszinierend. Seine Hand umklammerte meine, versuchte mich mitzuziehen ohne mich dabei zu verlieren.
Der Club, in dem wir uns befanden, lag etwas außerhalb der Stadt. Er war etwas heruntergekommen, vielleicht etwas älter und trotzdem tanzten unzählige Betrunkenen auf der großen Tanzfläche. Es war meine erste Party, die erste Party meines bisherigen Lebens und ich war ausnahmsweise einmal verdammt froh, dass mich Jason überwachte. Ich hatte nämlich keine Ahnung wie man sich auf Partys verhielt.
Für einen kleinen Moment verharrte mein Blick auf meinem Handgelenk. Auf der schwarzen Farbe, die für immer meine Haut zieren würde. Ich musste zugeben, dass es mir gefiel und mich dadurch Jason verbunden fühlte, wenn auch für eine unübliche Art und Weise. Das Stechen selbst, hatte kaum geschmerzt. Es gab auf jeden Fall schlimmeres.
Jason vor mir bleib abrupt stehen, sodass ich kurzer Hand in ihn hineinlief.
"Was machst du?" schrie ich gegen die laute Musik an, als er sich zu mir umdrehte. Wir standen mitten auf der Tanzfläche, eigentlich hatte ich erwartet, er würde auf die Bar zusteuern.
"Nach was sieht es denn aus?" erwiderte er. Sein Oberkörper beugte sich beim Sprechen vor, damit er seine Lippen an mein Ohr legen konnte, um nicht schrieen zu müssen. Seine Nasenspitze berührte meine empfindliche Haut am Nacken und ich hoffte er würde meine Gänsehaut nicht bemerken. Wieso reagierte ich so auf ihn?! Verdammte Scheiße er war mein Entführer!
Jasons große Hände legten sich auf meine Hüfte, zogen mich näher zu sich. Ich stützte meine Hände auf seiner harten, warmen Brust ab, atmete zum wiederholten Mal seinen unverwechselbaren Duft ein. Durch seine unmittelbaren Nähe zog sich mein Unterleib unwillkürlich zusammen.
"Das ist nicht dein Ernst." lachte ich, als er langsam zu tanzen begann. Das Absurde daran war, dass er keineswegs im Takt tanzte. Sein langsamer Rhythmus passte so gar nicht zu den dröhnenden Bässen der Partymusik. Ich warf einen verstohlenen Blick über meine Schulter, zum Glück waren alle anderen Partygäste so mit sich selbst beschäftigt, dass sie uns gar nicht zu bemerken schienen.
"Was soll das?" ich versuchte mich aus seinem festen Griff zu befreien, stattdessen hob mich Jason mühelos hoch, stellte mich auf seinen Füßen ab und begann mich im Kreis zu drehen. Es gab keinen Zweifel, dass er ein wunderbarer Tänzer war und trotzdem fühlte ich mich unbehaglich. Konnten wir uns nicht einfach irgendwo am Rand hinsetzten, anderen zuschauen?
"Du musst endlich aufhören, dich in der Menge verstecken zu wollen. Das ist...du bist alles andere als völlig durchschnittlich, selbst wenn du deinen Kopf einziehst stichst du heraus." In keinem seiner Worte steckte Wut, viel mehr lag darin etwas anderes, dessen Sinn ich nicht wirklich begreifen konnte.
Ich blickte bewusst in Jasons Augen, wusste, dass ich mich in ihnen verlieren würde und alles für einen Moment vergessen würde. Er verschränkte seinen Blick mit meinen, während er uns tanzend hin und her drehte.
"Ich gehe üblicherweise nicht auf Partys, das ist...das ist nicht meine Art." Der Satz war mir herausgerutscht. Es war die Wahrheit, ich hatte den unheimlichen Drang seine Stimme zu hören.
"Ich tanze üblicherweise nicht, das ist nicht meine Art." konterte er, mit einem schiefen Lächeln. Meine Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem Lächeln.
"Und hier sind wir. " mit einer wegwerfenden Handbewegung deutete er auf unser Umfeld.
Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust, versuchte den Moment zu genießen. Jason schien gut gelaunt zu sein, was wirklich nicht oft der Fall war, also wäre es dumm von mir gewesen, den Augenblick nicht auszukosten. Jasons Herz pochte rhythmisch gegen seine Brust, es hatte fast etwas beruhigendes.
Die wenigen Sekunden und die Gelassenheit zwischen uns war von kurzer Dauer, denn schon gleich darauf, spürte ich wie sich Jasons Körper anspannte. Vorsichtig hob ich meinen Blick. Jason hatte sein Kiefer angespannt, seine Augen waren auf einen Punkt hinter mir gerichtet.
Bevor ich reagieren konnte, hatte mich Jason herumgewirbelt. Verstört versuchte ich herauszufinden, was passiert war. Jasons Kopf drehte sich hektisch nach hinten, genau auf den Ausgang. Gerade als ich seinen Blick folgen wollte, riss er mein Kinn gewaltsam zurück, versperrte mir die Sicht.
"Drew." seine Stimme hatte einen gereizten Unterton, jegliche Stimmung von vorhin war verschwunden. Neben mir tauchte ein Typ auf, ungefähr gleich groß wie ich, mit dem Unterschied, dass er viel muskulöser war. Er musste in unsere Nähe gewesen sein, sonst wäre er nie so schnell bei uns gewesen.
"Gibt es hier einen andren Ausgang, irgendeinen anderen Weg hier raus?" Drew schüttelte den Kopf.
"Fuck." Jason fuhr sich verzweifelt durch die Haare.
Mit einem Ruck wendete er sich wieder mir zu.
"Du wirst dich ruhig verhalten. Du redest nicht, du stellst keinen Augenkontakt her, du bleibst hinter mir. Hast du mich verstanden?" ich bekam nur ein nicken zustande. Was um alles in der Welt passierte gerade?
"Jason." ertönte eine tiefe Stimme hinter Jason. Er fuhr herum, stellte sich vor mich, sodass sein Körper meinen verdeckte.
"Was für ein Zufall dich hier zu treffen." Ich warf einen neugierigen Blick über Jasons Schulter. Natürlich kannte ich ihn nicht. Er hatte blonde Haare, die er schmierig nach hinten gekämmt hatte, seine Lippen zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Etwas in seinem Blick machte mir Angst, ich schob mich noch weiter hinter Jason. Drew neben mir hatte sich ebenfalls angespannt.
"Ja, was für ein Zufall." der sarkastische Unterton Jasons' war kaum zu überhören.
"Wir haben da noch was zu klären." zischte der fremde Typ.
"Nicht hier." erwiderte Jason ruhig. Ich bemühte mich, meinen erhöhten Puls zu verlangsamen, ansonsten würde ich noch vor Angst und Anspannung zusammen brechen und erst recht alle Blicke auf mich ziehen. Ich spürte, wie mein Blickfeld langsam zu schwanken begann, eine Folge meiner hektischen Atmung, mein Hirn bekam viel zu viel Sauerstoff. Meine Hand ergriff Jasons T-Shirt Saum um mich abzustützen, der wiederum durch meine plötzliche Berührung kurz zusammenzuckte und mir über seine Schulter hinweg einen besorgten Blick zuwarf.
Der Typ schien Jasons kurzen Blick bemerkt zu haben, denn kurz drauf traf sein Blick den meinen.
"Jason, ich glaube du hast uns noch gar nicht vorgestellt."
"Sie hat rein gar nichts damit zu tun." keifte Jason.
Der Fremde machte einen bedrohlichen Schritt auf Jason zu "Sie ist mit dir unterwegs oder? Also HAT sie was damit zu tun." seine eisige Stimme ließ mich erschaudern. Wie aus dem Nichts erschienen zwei weitere Männer, direkt neben mir. An ihren Lederjacken, die Drews glichen, konnte ich erkennen, dass sie ebenfalls zu Jason gehörten. Sie bildeten einen Art Kreis um mich, umzingelten meinen Körper, schirmten mich von den neugierigen Blicken ab.
In meinem Gehirn drehte sich alles. Ich war völlig überfordert. Wieso wollten sie es vermeiden, dass mich dieser Typ sehen konnte? Was wollte der Fremde überhaupt? Unzählige Fragen schwirrten mir durch den Kopf, dessen Antworten ich wahrscheinlich nie erfahren würde.
Der Typ schien zu begreifen, dass er in Unterzahl war, trat mit erhobenen Händen den Rückzug an. Er verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Erleichtert atmete ich aus. Jason drehte sich wieder mir zu. Doch sein Blick war alles andere als erleichtert. Es war noch nicht vorbei, die Gefahr bestand noch.
"Wir müssen hier weg, sofort."
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R e b e l ∞
Teen FictionR e b e l - "Manche Rätsel waren nie dazu da gelöst zu werden." Kidnapping. Etwas, von dem man hauptsächlich in den Medien hört. Für die schüchterne und unerfahrene Eve Clarks wird dieser Albtraum wahr. Sie wird unwiderruflich in eine Welt voller W...