Part 25

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Mein Gehirn versuchte Jasons Worte noch einmal durchzugehen, aber sie entglitten mir einfach. Ich war nicht einmal mehr fähig, einen vollständigen Satz zu bilden. Das einzige was ich wahrnahm, waren Jasons beruhigende Atemzüge unter mir, das leichte auf und ab jeder seiner Schritte. 

Noch bevor wir die Waldgrenze erreicht hatten und aus dem Schutz der Bäume treten konnten, ertönte ein Schuss und mein Blickfeld neigte sich. 

Meine Beine schienen auf Jasons Schulter nicht mehr zu halten, Zitternd versuchte ich mich in seinem T-Shirt festzukrallen. Hätte Jason nicht zeitgleich meinen Oberschenkel umfasst und mich wieder hinaufgezogen, hätte ich zum zweiten Mal diese Nacht unfreiwillig Kontakt mit dem Waldboden gemacht. 

Mein Gehirn schien nur mäßig zu begreifen, dass sie auf uns geschossen hatten, nur allmählich sickerte die drohende Gefahr in mein Bewusstsein. Weit aus mehr beunruhigender war jedoch, dass lediglich ein Schuss gefallen war. Sie mussten erreicht haben was sie wollten, sie mussten ihr Ziel getroffen haben. 

Ein panisches Keuchen ertönte, das noch viel verstörender war als die Stille, die im Wald um uns nun herrschte. 

Erst als Jason begann beruhigend über meine Beine zu streichen realisierte ich, dass das Keuchen von meiner Brust ausging. Im Versuch leiser zu sein, presste ich mein Gesicht an Jasons Rücken, doch selbst sein atemberaubender fast himmlischer Duft konnte mich dieses Mal einfach nicht beruhigen. 

Ich schloss meine Augen, suchte, während Jason auf eine kleine Anhöhe zusteuerte, hinter der wir uns  wenigstens ein wenig verstecken konnten, nach irgendeiner Schmerzquelle, ein Zeichen dafür, dass sie uns getroffen hatten. Alles was ich jedoch spürte war ein leichtes Brennen in meiner Hand, Nachwirkung meines medizinischen Selbsteingriffes. 

"Wir werden uns eine Weile hinsetzten. Ich werde Dan anrufen, vielleicht Liam, sie werden uns abholen. Gefahr wird uns erst einmal nicht drohen." Vielleicht war es einfach nur Einbildung aber irgendwie verheilt sich Jason komisch, seine Stimme klang gepresst, fast gezwungen. 

"Wieso hast du nicht...wieso hast du nicht gekämpft, mich dir helfen lassen wir hätten..." Vorsichtig hatte er mich zusammengekauert im hohen Gras abgesetzt. 

"Nein." Sein Gesicht hatte sich den Waldboden zugedreht. Ich konnte spüren wie sehr es ihm schwerfiel, mir nicht in die Augen zu sehen.

"Wir hätten verloren, ich hätte nicht mit ihnen kämpfen können solange du in meiner Nähe warst. Dein Blutverlust macht mir Sorgen, ich hätte mich einfach nicht konzentrieren können." 

Ich ließ seine Worte unkommentiert, erschöpft ließ ich meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Erst jetzt fiel mir die unregelmäßige Atmung Jasons auf, das unregelmäßige Tempo, mit dem sich seine Brust hob und sank. 

"Jason?" Er reagierte nicht. 

Sanft schmiegte ich meine Hand an seine Wange, drehte seinen Kopf, sodass ich ihn ansehen konnte. 

Als ich seinen gequälten Gesichtsausdruck sah, die Schweißperlen, die auf seiner Stirn glänzten, wusste ich, wieso mich die abgefeuerte Kugel nicht getroffen hatte. 

Erschrocken holte ich Luft, mein Blick fiel auf die Stelle knapp unter seinem Schlüsselbein. Blut hatte die Umrisse der Schusswunde und sein T-Shirt befleckt.

"Nein." Meine Stimme war kaum ein Flüstern. Verzweifelt versuchte ich das aufsteigende Schluchzen zu unterdrücken. Das durfte einfach nicht wahr sein. Sie hätten mich treffen sollen.

Unbeholfen zog ich mir mein T-Shirt über den Kopf, presste es auf seine Wunde, die immer weiter blutete. Ich spürte, wie Jason unter meiner Berührung leicht zusammenzuckte. Wieso hatte er kein einziges Wort gesagt? Wieso hatte er mich einfach weitergetragen, die Schmerzen einfach so hingenommen? 

Seine Hand entriss mir den dunklen Stoff, bevor er mich in seine Arme schloss. 

Spätestens jetzt ließen sich meine dummen Tränen nicht mehr zurückhalten. Immer wieder strich Jason mir behutsam über meine Haare.

"Es geht mir gut Eve."

Schluchzend schüttelte ich meinen Kopf. 

"Nein...Ich sollte dich trösten, nicht du mich. Du wurdest angeschossen...ich sollte nicht..." Egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte mich einfach nicht wieder beruhigen. 

Jasons legten sich sanft auf meine. Fast so, als würde er um Erlaubnis bitten. Meine Hand schlang sich automatisch um seinen Hals während ich unseren Kuss vertiefte. Ein angenehmes Prickeln in meiner Bauchgegend ließ mich erschaudern, als Jasons Hand sich auf meine nackte Hüfte legte. Mein Körper löste sich nur wiederwillig von Jasons um Luft zu holen. 

"Jason..." Ich musste es endlich aussprechen. Abermals holte ich tief Luft. "Ich hab mich....ich hab mich in dich v..."

"Eve" Kopfschüttelnd unterbrach er mich. Seine geschwollenen pinken Lippen lenkten mich kurz von meinem eigentlichen Vorhaben ab. Ich liebte es, wie er meinen Namen aussprach. 

"Ich will das nicht hören." 

"W-Was?" Verwirrt rückte ich von ihm ab.

"Natürlich hast du dich in mich verliebt." Ein sarkastisches, unglückliches Lachen kam über seine Lippen.

"Du musstest dich in mich verlieben, es war so...vorhersehbar." Seine Hand strich kurz zärtlich über meine Wange. Eine Geste um mir zu zeigen, dass ich nichts falsch gemacht hatte. 

"Wie meinst du das?"

R e b e l ∞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt