Die Sonne, die schräg durch das Fenster geschienen hatte, war schon längst verschwunden als ich meinen Kopf hob. Mein Körper war steif, und meine Klamotten teilweise durchnässt von meinen Tränen. Ich fühlte mich kraftlos, wie wenn man mir sämtliche Kräfte aus den Körper gesaugt hätte.
Jason war schon längst verschwunden und trotzdem konnte ich den Schlag seiner Hand noch immer genau auf meiner Wange spüren, ich war mir sicher, dass sie geschwollen war.
Ohne richtig darüber nachgedacht zu haben, ohne die Nachteile meiner Aktion genau abzuwägen, erhob ich mich. Es gab nur eine Sache, die ich jetzt wollte. Ich wollte hier weg. Weg von dieser unbekannten Umgebung, weg von der Kriminalität, und vor allem weg von Jason. Ich hätte es keinen Tag länger ausgehalten, ich war am Ende. Meine Nerven kamen mir vor wie dünne Fäden, jederzeit beriet zu reißen.
Der Gedanke, hier heraus zu kommen zauberte mir ein müdes Lächeln auf die Lippen, obwohl die Chance ziemlich gering war.
Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich es schaffen sollte, hier raus zu kommen. Die Hauptausgänge schieden aus, die waren bestimmt alle gesichert oder bewacht. Ich musste etwas anderes finden.
Die Gänge sahen alle gleich aus, steril, nicht beschriftet. Jeder glich dem anderen. Trotzdem versuchte ich immer eine andere Richtung einzuschlagen, ja nicht im Kreis herumzuirren.
Meine Füße hatten genug zu tun, aber mein Gehirn war alles andere als beschäftigt. Die Szene von vorhin wiederholte sich immer wieder in meinem Kopf. Wieso hatte mich Jasons Verhalten so überrascht? Weil ich angefangen hatte ihm zu vertrauen? Weil ich wirklich dachte, dass ihm was an mir liegen würde? Obwohl meine Schluchzer schon längst verstummt waren, flossen die Tränen weiterhin über mein Gesicht.
Die dumpfen Schritte kamen wie aus dem Nichts. Zuerst war es vollkommen still gewesen, nur mein Herzschlag, der mir durch die Anspannung in den Ohren dröhnte. Und dann , plötzlich Schritte. Hinter mir war nichts zu sehen, trotzdem waren sie deutlich zu hören, sie schienen weiter zurück zu liegen.
Ich versuchte mich zu beruhigen, mir einzureden, se würden spätestens nach der nächsten Abzweigung verschwinden. Aber ich irrte mich. sie schienen mir zu Folgen, immer auf abstand, als wüsste mein Verfolger genau, dass er mich sowieso erwischen würde.
Es war idiotisch, noch schneller zu Laufen, tatsächlich zu glauben ich würde ihn abhängen. Schließlich war ich hier die Fremde. Die Gänge, in denen ich lief wurden heller, wie wenn sie vom Licht draußen beleuchtete wurden. Erleichterte atmete ich auf, bog um die Ecke und blieb versteinert stehen. Ich stand in einer Sackgasse. Es war ein offener Raum, ohne Türe. Am ende dessen, zierte ein riesiges Fenster den völlig modern eingerichteten Raum. Ich hatte keine Zeit um mir was zu überlegen. Stattdessen steuerte ich auf das Fenster zu. Ich befand mich im etwa 5 Meter über dem Boden. Ich überschlug im Kopf meine Überlebenschance, bei fünf Metern, war sie glaubte ich nicht einmal so gering. Außerdem war Es meine einzige Chance diesem ganzen Irrsinn zu entkommen.
Ich versuchte gar nicht erst, das Fenster mit meiner Schulter einzuschlagen,e s wäre zwecklos gewesen. Stattdessen stürmet ich zu den vielen Schränken, begann hektisch alles zu durchsuchen. Irgendetwas musste doch hier liegen, das mir helfen würde.
Das einzige,was meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war eine Pistole. Sie war schwarz und klein, aber geladen. Entschlossen zielte ich auf die Mitte der Scheibe, sodass sie zu splittern begann. Ich wusste, dass ich jetzt nur noch wenige Sekunden hatte, wahrscheinlich hatte so gut wie jeder in diesem Gebäude den Schuss gehört. Mit meinen Ellenbogen zerschlug ich den Rest der Scheibe, ich ignorierte den Schmerz und das Blut, als sie mir in die Haut schnitten.
Ohne zu zögern schwang ich meine Beine aus dem Fenster, atmete tief durch. Meine Augen schlossen sich, binnen wenigen Millisekunden schossen mir hunderte von Bilder in den Kopf. Nur bei einem verharrte ich. Es waren Jasons grau-silbrigen Augen. Wütend und wunderschön.
Ich ließ mich fallen, wartete auf den unvermeidlichen Schmerz, doch er blieb aus. Überrasch schlug ich die Augen auf. War es wirklich so leicht gewesen? Meine Euphorie legte sich schnell, denn ich spürte den Griff, der mich vor der Tiefe bewahrt hatte.
Natürlich wusste ich, wer es war. Es war so klar, dass sich nicht einmal den Kopf heben musste. Mühelos zog er mich wider in den Raum, stellte mich direkt vor ihm ab. Sein Blick, den ich mir gerade noch vorgestellt hatte, lag auf mir. Ich hatte Jason noch nie so wütend erlebt.
Sein Atem ging doppelt so schnell als sonst, jeglicher Muskel angespannt, den Mund mit nur viel mühe zusammengepresst. Schon allein bei seinem Anblick begann ich zu zittern. Würde er mich wieder schlagen? Mich dieses mal verprügeln?
Grob packte er mich schliff mich mit. Weg von meiner einzigen Fluchtmöglichkeit, zurück in das schreckliche Labyrinth aus Gängen. Obwohl ich mich nicht auskannte wusste ich, dass er mich woanders hin brachte.
Vor einer massiven Metalltüre blieb er stehen, presste meinen Rücken dagegen.
Seien Lippen legten sich auf meine, gewaltsam und ohne Vorwarnung. Ich war viel zu schockiert um zu reagieren oder irgendetwas zu sagen. Dass ich den Kuss nicht erwiderte, schien Jason noch wütender zu machen. Es wäre gelogen, zu behaupten ich hätte nichts gefühlt, aber meine Gefühle waren in diesem Augenblick zweitrangig. Seine Finger bohrten sich in die dünne Haut über meine Hüfte und ich stöhnte voller Schmerz auf. Ich spürte die Tränen aufsteigen. Es war kindisch und dumm, aber ich konnte es nicht verhindern. Ich hatte, obwohl es unrealistisch war, immer von dem perfekten ersten Kuss geträumt. Den Kuss, den man in kitschigen Teenie-Filmen immer sah. Diesen ersten Kuss hatte mir Jason geraubt, auf eine völlig unangemessene und rücksichtslose Art.
Jasons Lippen lösten sich rau von meinen.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen schob er die schwere Metalltüre auf. Dahinter befand sich ein kleiner, leerer und fensterloser Raum.
"Du weist gar nicht, was für einen großen Fehler du begangen hast?" flüsterte er, während er mich in den Raum stieß und die Türe hinter mir verriegelte.
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R e b e l ∞
Teen FictionR e b e l - "Manche Rätsel waren nie dazu da gelöst zu werden." Kidnapping. Etwas, von dem man hauptsächlich in den Medien hört. Für die schüchterne und unerfahrene Eve Clarks wird dieser Albtraum wahr. Sie wird unwiderruflich in eine Welt voller W...