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Magnus

Der Urlaub mit Cat war wirklich schön und entspannend. Wir haben einiges erlebt und viel gelacht. Ich habe gar nicht bemerkt, wie sehr ich die Zeit mit ihr vermisst habe. Aber genauso habe ich den Sex vermisst, also Alec. In erster Linie Alec. Das mit dem Sex war natürlich nur Spaß.
Ich freue mich bereits seit Tagen darauf wieder in seinen Armen zu liegen und seinen Duft einzuatmen. Anfangs haben wir sehr oft telefoniert und immer bevor wir schlafen gegangen sind miteinander geschrieben, doch zum Schluss wurde es immer weniger, bis er die letzten drei Tage überhaupt nicht mehr geantwortet hat. Natürlich mache ich mir große Sorgen, aber vielleicht wollte er uns auch nur die letzten Tage alleine genießen lassen.
Jedenfalls schleppe ich gerade meine zwei riesigen Koffer die Treppen hoch. Natürlich wohne ich ganz oben und natürlich muss genau jetzt der Aufzug defekt sein. Ich wünschte Alec wäre hier und würde mir helfen, aber das würde so und so nicht gehen. Die Sonne scheint draußen. Es ist erstaunlich warm hier geworden, wie ich weg war. Vielleicht kann ich mit Alec einen Spaziergang in der Nacht machen, wenn es dann auch noch so warm und schwül ist.

Mit meinem Fuß stoße ich die Tür zu meinem Apartment auf, es war abgeschlossen also werde ich Alec hier nicht erwarten. Doch der Anblick versetzt mich in eine Schockstarre. Die ganze Wohnung liegt im Chaos. Die Kissen und Decken, die bei meinem Verlassen noch sortiert auf dem Sofa lagen, liegen nun überall am Boden verstreut. Das Glas der Glasvitrine, in der ich antike Vasen aufbewahre, liegt in Scherben und diese glänzen rot. Allerdings kann ich sagen, dass das Blut bereits einige Tage getrocknet ist.
Mir kommt der Gedanke von einem Einbruch, doch ich sehe, dass nichts gestohlen worden ist und die Tür ist ebenfalls nicht beschädigt. Allerdings bemerke ich die Blutstropfen, die mir den Weg zum Bad weisen, doch was ich dort sehe, hätte ich lieber nicht gesehen. Das weiße Waschbecken ist mit Blut überdeckt und auch der Boden ist mit getrocknetem Blut voll. Was ist hier passiert? So habe ich meine Wohnung noch nie wieder vorgefunden.
Sofort hole ich mein Handy aus der Hosentasche und wähle Alecs Nummer, doch es geht sofort die Sprachbox ran – genauso wie bei Isabelle. Maryse' Telefonnummer habe ich nicht.
Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Ich will nur wissen, ob es meinem Alec gut geht.

Ich versuche mich zu beruhigen und räume zuerst die mit Blut befleckten Scherben weg, bevor ich mich dem Blut widme. Ich habe das Gefühl als wäre ich auf einem Tatort, doch es ist meine Wohnung. Mein trautes Heim, das ich jemand anderem für nur zwei Wochen übergeben habe. Nicht jemand anderem. Meinem Lebensgefährten. Vielleicht habe ich falsch gehandelt. Alec hat depressive Phasen und ich habe ihn alleine gelassen. Was habe ich mir dabei gedacht? Was wenn ... Ich muss mit ihm sprechen, oder mit seiner Familie. Aber ich muss wissen, was passiert ist. Ich kann nur nicht einfach zu ihnen gehen. Was wenn sie gar nicht zuhause sind? Oder es etwas Familiäres ist? Vielleicht sind sie im Krankenhaus? Dann müsste ich aber ebenfalls sicher zu Alec.
Ich räume auch noch schnell und schlampig die Kissen und Decken auf das Sofa und setze mich erstmal nieder, denn ich spüre, wie die Hitze in meinen Kopf steigt und mir schwindlig wird. Bilder erscheinen vor meinem Auge, was passieren sein könnte. Alec. Die Glasscheibe. Blut. Dinge, die ich mir nicht verzeihen könnte, wenn es wirklich so passiert ist. Wie habe ich ihn alleine lassen könne, wenn ich wusste, dass es ihn jederzeit wieder treffen kann?

Ich atme durch und versuche mich nicht reinzusteigern. Er ist nur wütend geworden und hat das Glas zerschlagen, dabei hat er sich so unvorteilhaft geschnitten, dass er ein wenig mehr geblutet hat, aber es war nichts Absicht. Er hat sein Handy verloren oder es ist leer und Isabelle hat es vielleicht ausgeschalten, weil sie bei Simon ist. Ich spüre, dass sich mein Herzschlag verlangsamt, auch wenn ich mich nur wenig beruhige. Meine Gedanken kreisen nur darüber und ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.
Die Sonne geht schneller unter als ich erwartet hatte, doch darauf achte ich auch nicht. Die Zeit rennt und ich sitze nur hilflos auf meinem Sofa. Nach einiger Zeit beschließe ich mir etwas zu Essen zu machen, doch ich habe keinen Appetit und der Kühlschrank ist ebenfalls leer. Selbst wenn ich etwas finden würde, wäre es sehr wahrscheinlich abgelaufen.
Eigentlich würde ich jetzt duschen gehen, aber ich bevorzuge es, das Bad zu meiden für die nächste Zeit. Wie auch immer ich das schaffen möchte.

Gerade als ich aufstehe und ins Schlafzimmer wandern will, höre ich Geräusche, die von der Eingangstür kommen. Ich drehe mich um und sehe wie sich die Tür öffnet und das Licht des Stiegenhaus meine Wohnung erhellt.
„Fuck, Magnus.", höre ich meinen Namen, was mich auf die Gestalt im Eingangsbereich fokussieren lässt. Alecs Blick wandert sofort zu der zerstörten Vitrine, um die vor ein paar Stunden noch blutende Glasscherben lagen. „Ich wollte das alles wegräumen, bevor du wieder hier bist." Seine Stimme hört sich überhaupt nicht so warm an wie ich sie in Erinnerung habe, sondern heiser und tief. Abgekämpft als hätte er geschrien.
Sofort treibt es mir die Tränen in die Augen und ich schmeiße mich weinend in seine Arme.
„Bitte nicht, Magnus.", flüstert er, während er mich von sich schiebt. „Ich kann dich nicht stützen. Psychisch und physisch."
Enttäuscht betrachte ich ihn. Was haben sie mit ihm gemacht?
„Ich wollte dich eigentlich gar nicht treffen. Tut mir leid.", murmelt er und dreht sich um, um zu gehen, doch ich halte ihn am Handgelenk fest- zumindest will ich das, doch bereits bei der kleinsten Berührung zieht er seinen Arm schmerzerfüllt weg.

„Was ist passiert? Warum redest du nicht mit mir? Ich verstehe nicht. Ich will doch nur bei dir sein, Alec." Ich sehe den Kampf in seinen Augen und beschließe ihm die Entscheidung zu nehmen. Langsam nehme ich ihn am Oberarm und ziehe ihn in eine Umarmung, während ich mit dem Fuß die Tür schließe und uns in Dunkelheit hülle.

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt