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Magnus


Ich stehe bereits ein wenig früher auf, um Alec mit einem leckeren Frühstück zu überraschen und dieses Mal werde ich bei ihm sein, wenn er aufwacht. Leise verschwinde ich im Bad und anschließend in der Küche, um alles auf dem runden Holztisch anzurichten. Ich betrachte kurz, was ich gezaubert habe und ob alles passt und ziehe dann meinen Morgenmantel wieder aus, um mich zu Alec unter die warme Decke zu kuscheln. Zärtlich streiche ich ihm eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn und drücke ihm einen sanften Kuss auf die Wange, doch er dreht sich grummelnd von mir weg. Lächelnd schmiege ich mich von hinten an ihn und schlinge meine Arme um ihn, während ich viele kleine Küsse in seinem Nacken verteile. „Aufstehen.", flüstere ich, doch er ignoriert mich. Ich lasse meine Hände zu seinem freien Bauch wandern und beginne ihn zu kitzeln, doch er drückt mich weg. „Nein.", murmelt er missmutig und kuschelt sich wieder in meinen Polster. „Doch. Ich habe Frühstück vorbereitet. Außerdem bist du mir noch meine Morgenküsse schuldig.", schnurre ich und beginne wieder seine Haut zu küssen. „Bitte, lass mich." Er drückt mich wieder weg, was mich überrascht aufsetzen lässt. Was ist denn mit ihm? Ich kann nichts Falsches gesagt haben. Gestern war ein wunderschöner Tag. Wir haben die Zeit genossen und genützt. Geküsst, berührt und vielleicht auch das erste Mal etwas mehr. Abends sind wir kuschelnd im Bett gelegen und haben zärtliche Küsse ausgetauscht, bevor wir eng umschlungen eingeschlafen sind. Es war alles gut und er hat nicht beleidigt gewirkt oder als hätte er irgendwas bereut. Er würde auch nie so beleidigt sein, ohne mir etwas zu sagen.

„Was ist los?", frage ich deswegen und versuche wieder ein Stück näher zu rutschen. Alec scheint wieder eingeschlafen zu sein oder er ignoriert mich konsequent. Ich verstehe ihn nicht. Beleidigt stehe ich wieder auf und begebe mich an den Esstisch, nachdem ich mir meinen seidenen Morgenmantel übergezogen habe. Ich beschließe, ihm einfach noch eine Stunde zu geben und dann noch einmal nach ihm zu sehen. Vielleicht ist er heute einfach besonders morgenmuffelig und nachher ist wieder alles ok. Schließlich ist es erst acht Uhr morgens.
Trotzdem räume ich das Essen wieder weg. Es eine Stunde draußen stehen lassen ist keine Option und mir ist jetzt auch der Appetit vergangen. Normalerweise esse ich immer alleine, aber ich habe mich schon auf ein ausgelassenes Frühstücken mit meinem Freund gefreut, das jetzt wohl ins Wasser fällt. Eigentlich hatte ich heute einen schönen Tag geplant, bevor morgen seine Mutter zum Abendessen kommt, aber vielleicht würde er heute lieber wieder nach Hause. Ich sollte aufhören zu denken. In einer Stunde sehe ich wieder nach ihm oder er kommt selbst zu mir und dann werden wir das Frühstück nachholen.

Nachdem ich mich auf das Sofa gelegt und ein wenig vor mich hingedöst habe, während ich den Fernseher laufen hatte, stehe ich schließlich auf und gehe noch einmal zu Alec. Er liegt nach wie vor in meiner Decke und meinen Polster eingekuschelt im Bett und schläft scheinbar. Ich gehe auf seine Seite des Bettes und rüttele ihn sanft an der Schulter, um ihn aufzuwecken. Er öffnet seine Augen flatternd, doch schließt sie sofort wieder, als er mich sieht. „Alexander, was ist los?", frage ich besorgt und beschließe dann, mich wieder zu ihm zu legen. Ich lasse mich unter die Decke gleiten und kuschele mich dicht an meinen Freund, da er wirklich nah an der Bettkante liegt und ich mich auf die kleine Lücke dazwischen quetsche, anstatt mich auf die andere Seite zu legen. Alec legt einen Arm um mich und drückt mich fest zu sich, ohne aber die Augen zu öffnen. „Alec, ich mache mir Sorgen.", flüstere ich bedrückt, wodurch ein kaum merkliches Lächeln auf seinen Lippen erkennbar wird, das sofort wieder verschwindet. „Es tut mir so leid, Magnus. Ich wollte das nicht.", gibt er erschöpft zu und öffnet seine Augen. Das für gewöhnlich strahlende blau seiner Iris, scheint jetzt trüb und leer. „Was tut dir leid? Was ist passiert?" Alarmiert sehe ich ihn an, doch er schließt seine Augen wieder.
„Vielleicht war es falsch.", flüstert er mit heiserer Stimme, während ihm eine Träne aus dem Augenwinkel läuft, die ich sofort auffange und wegwische. „Nein. Egal, was es war. Du hast nichts falsch gemacht." Ich schüttele den Kopf, doch eine weitere Träne läuft über seine Wange und wird dieses Mal vom Polster unter sich aufgefangen.

„Was, wenn das nicht echt ist?", fragt er. „Wenn das mit uns nicht echt ist?"
Entsetzt sehe ich ihn an. Möchte er es jetzt beenden? Was kann das denn ausgelöst haben? Gestern war alles noch gut und wir sind sofort eingeschlafen. Er kann nicht in Gedanken verfallen sein. „Vielleicht ist alles eine Lüge. Ich bin nicht schwul, habe keine Gefühle für dich. Ich weiß nicht, wie sich das anfühlt, aber du hast gesagt, dass es so ist und ich dachte es auch, aber vielleicht stimmt das nicht. Was, wenn ich dich belüge? Ich will dir nicht wehtun, Magnus." Er öffnet seine Augen wieder und sieht mich mit glasigen Augen an, während ich leicht zurückweiche. „Was?", frage ich schockiert hauchend. „Aber ich wollte dir doch helfen, zu dir zu finden. Ich dachte, du wärst dir sicher. Du hast gesagt, du bist in mich verliebt. Was ist mit den Dingen, die wir gemeinsam erlebt und getan haben? Das musst du doch spüren."
„Aber ich kann es doch nicht wissen. Was, wenn ich es mir eingeredet habe? Wenn es nicht stimmt?" Alec versucht meine Hand zu nehmen, doch ich entferne mich von ihm und gehe in die Küche. Das meint er doch nicht ernst. Warum sollte er jetzt plötzlich darüber nachdenken? Warum ist er plötzlich so anders?
Ich beschließe Maryse anzurufen und zu fragen, ob er öfters so ist. Vielleicht hat es etwas mit seiner Erkrankung zu tun und ich sollte mir das alles nicht zu Herzen nehmen, was ich natürlich trotzdem tue. Eine Träne läuft über meine Wange, die ich sofort wegstreiche. Alec bedeutet mir so viel und was er gerade gesagt hat verletzt mich. Sehr sogar. Mittlerweile sind wir ungefähr drei Wochen ein Paar. Wieso jetzt erst? Wieso nicht bei dem Picknick? Oder beim Abendessen?

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt