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Alec


„Alec, Schatz, wir sind da.", weckt mich Magnus sanft, in dem er mir seine Hand an die Schulter legt und meinen Namen flüstert. Zuerst möchte ich ihn ignorieren und grummele missmutig, bis mir einfällt, dass wir im Auto sind und gerade gemeinsam in den Urlaub gefahren sind. „Ich bin eingeschlafen.", stelle ich enttäuscht fest. „Tut mir leid. Ich wollte nicht einschlafen. Wie lange musstest du fahren?", frage ich mit verklärter Stimme und setze mich ein wenig aufrechter hin, nachdem Magnus mich abgeschnallt hat. „Ungefähr eineinhalb Stunden, aber das muss dir wirklich nicht leidtun, Alexander. Das tue ich alles so gerne für dich.", lächelt er und geht dann zum Kofferraum. Ich steige schwerfällig aus dem Auto und atme die frische Luft ein. Mittlerweile wird es immer wärmer, weshalb ich die warme Nachtluft genieße, bevor ich mich umsehe. Mir stockt der Atem. Ich sehe Meer. Ein Meer, das in das weite Unendliche geht. Magnus ist mit mir ans Meer gefahren.
„Ich hoffe, es gefällt dir.", säuselt Magnus plötzlich dicht an mein Ohr und schlingt seine Arme von hinten um mich. „Ist das ein Witz? Es ist unglaublich.", hauche ich, den Blick weiterhin auf das dunkelblaue Wasser gerichtet. „Wie ...? Warum?" Ich drehe mich in seinen Armen zu ihm um und sehe ihn überrascht lächelnd an. „Du hattest einmal erwähnt, dass du gerne ans Meer würdest und das habe ich bei der Suche nach einem geeigneten Geschenk für dich mit Jace, Clary und Isabelle eingeworfen. Jace hat gesagt, dass er von seinen Eltern, bevor sie gegangen sind, dieses Ferienhaus bekommen hat und wir es für die Ferienwoche gerne nützen können. Wir haben also ausgemacht, dass du von jedem ein Buch geschenkt bekommst, damit du dich mit mir hier nicht langweilen musst, was ich hoffe, dass du so auch nicht tust.", grinst er, was mich verwundert schauen lässt. „Ich wusste von dem Ferienhaus gar nichts.", murmele ich und wende mich dann wieder dem Meer zu. „Können wir ... können wir ..." Ich versuche die perfekten Wörter zu suchen, doch sie fallen mir nicht ein und es ist mir auch etwas unangenehm zu fragen.

„Ins Meer gehen?", hilft mir Magnus, was mich begeistert nicken lässt. „Sehr gerne. Aber vielleicht möchtest du zuerst deinen Koffer reintragen und dich umsehen?"
Ich stimme ihm zu und schnappe mir meinen Koffer, um ihn schnell in die kleine Hütte zu tragen und mir jeden Raum anzusehen. „Die Fenster ... warum sind sie abgeklebt?", frage ich verwirrt, als ich die Folie auf dem Glas sehe. „Denkst du etwa, ich habe dich den ganzen Tag aus Spaß ignoriert?", lacht Magnus, was mich ihn geschockt ansehen lässt. „Du warst heute bereits einmal hier? Du bist bereits eineinhalb Stunden her und wieder zurück gefahren?"
„Ehrlichgesagt ist Jace gefahren. Wir mussten hier ein wenig aufräumen, putzen und alles vorbereiten. Sonst hättest du wohl kaum den Tag über hier sein können.", erklärt mein Gegenüber, während er seinen Koffer neben meinem abstellt. „Wir?" Noch immer verwirrt mustere ich ihn. „Jace, Clary und Isabelle waren mir eine Hilfe."
„Aber das hättet ihr wirklich nicht tun müssen für mich.", werfe ich leise ein, woraufhin er sofort den Kopf schüttelt. „Das haben wir sehr gerne getan. Und jetzt sieh dich weiter um.", scheucht mich Magnus aus dem gemütlichen Wohnzimmer mit großer Glastür, die den Blick auf das weite Meer ermöglicht. Als wir in das Schlafzimmer mit einem großen Bett kommen, bleibt mir die Spucke weg. Auf dem weißen Bettlaken liegt ein Herz aus roten Rosenblättern und auch um das Herz sind viele der Blätter verstreut. Auf dem Kopfteil des Betts hängt eine bunte Happy-Birthday-Girlande.
„Hat das meine Schwester gesehen?", frage ich heiser, was Magnus lachen lässt, bevor er seine Arme von hinten um mich schlingt und Küsse in meinem Nacken verteilt. „Das ist der erste Gedanke, der dir dabei in den Sinn kommt?", lächelt er, während ich kaum merklich den Kopf schüttele. „Das war die Frage, die mir nach meinem ersten Gedanken in den Sinn kam. Die zweite war, ob sie wohl an das gleiche gedacht hat, wie ich.", erkläre ich heiser.

„Und verrätst du mir auch deinen ersten Gedanken?", murmelt Magnus mit seinem heißen Atem gegen meine unter Strom stehende Haut meines Nackens, während seine Hände unter den weichen Stoff meines T-Shirts fahren. Als er leicht in meine Haut beißt, entkommt mir ein kehliges Stöhnen. „Interessant. Ich denke, den Gedanken wird Isabelle nicht gehabt haben.", haucht er und löst dadurch Gänsehaut und ein Kribbeln aus, das von meinem Nacken hinunter durch meinen Körper zieht. „Mein erster Gedanke war, ob wir hier wohl das erste Mal miteinander schlafen werden.", gebe ich schließlich leise zu und wende dann den Blick ab, um mich zu Magnus umzudrehen, der mich mit geweiteten Pupillen mustert. „Nein, Isabelle hat es nicht gesehen. Und auch Jace und Clary nicht.", erklärt er. „Möchtest du jetzt noch ins Meer?"
Ich nicke leicht. „Ich denke, das kühle Wasser würde mir jetzt guttun.", beichte ich verlegen, weshalb Magnus' Blick kurz nach unten huscht, um nachher wieder mit einem Lächeln auf den Lippen zu meinem Gesicht zu wandern. „Dann zieh dich um.", hängt er seinen Finger in den Bund meiner Jeans, was mich kurz hinunter sehen lässt. „Ich habe gar nichts mitgenommen."
„Isabelle und ich waren shoppen für dich. Sie hat gesagt, du hättest gar keine Badehose und das musste ich natürlich schleunigst ändern. Du siehst darin bestimmt heiß aus.", raunt er und löst sich dann abrupt von mir, um mir ein paar Minuten eine schwarze Badehose in die Hand zu drücken. Skeptisch beäuge ich sie, was Magnus lachen lässt. „Du kannst uns vertrauen. Sie ist ganz normal und sogar schwarz. Aber wenn du etwas anderes möchtest-"
„Nein, nein.", unterbreche ich ihn schnell. „Das passt. Danke.", lächle ich verlegen und weiß dann nicht recht, ob ich mich vor ihm oder im Bad umziehen soll. „Du musst dich nicht vor mir umziehen, wenn dir das noch unangenehm ist, Alexander.", beruhigt mich Magnus, als könnte er meine Gedanken lesen. „Und vermutlich wäre das auch besser so, sonst garantiere ich für nichts.", hängt er leise an, während ich ins Bad verschwinde, was mich die Luft einziehen lässt, doch das bemerkt er nicht mehr.

Im Badezimmer schließe ich zuerst die Tür und lehne mich dagegen. Das ist alles etwas viel. Ich weiß nicht, was er sich von diesem Urlaub erhofft oder weshalb er die Rosenblätter, ohne das Wissen der anderen, auf dem Bett verteilt hat. Ich weiß, dass diese Woche der perfekte Zeitpunkt dafür wäre. Wir kennen uns mittlerweile zwei Monate – ob das viel oder wenig ist, kann man für sich selbst entscheiden. Aber unsere Beziehung läuft gut, wir sind alleine und haben viel Zeit. Vielleicht hat er es auch bereits heute schon geplant, aber will ich das? Ja, mein Körper will das definitiv und verrät mich auch ständig, wie auch jetzt. Ob ich dazu auch bereit bin, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass Magnus mich nicht zwingen würde, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Und ich will nicht wissen, was Jace, Clary, Isabelle und ... meine Mutter denken, was wir hier machen.
Ich habe das Gefühl jetzt schon stundenlang hier zu stehen und zu überlegen, weswegen ich mir schnell meine Kleidung ausziehe und die schwarze Badehose, die überraschend gut passt, an. Natürlich habe ich sie davor noch nach Glitzer oder anderen in Izzys oder Magnus' Sicht witzigen Aufschriften abgesucht, doch ich denke, dass es eine ganz normale Badehose ist ... in der man alles ganz gut sehen kann. Wie auch die heimtückische Reaktion auf Magnus' Berührungen gegen die ich im Moment nichts unternehmen kann. Ich versuche auf andere Gedanken zu kommen und hoffe inständig, dass Magnus die leichten Abzeichnungen in dem schwarzen Stoff nicht sieht.

Doch natürlich verrät mir das Grinsen, das sich auf Magnus' Lippen bildet, sofort, dass er es gesehen hat. Er legt sein Handy zur Seite und steht aus dem blauen Fauteuil auf, um sich mir grinsend zu nähern. Mein Blick rutscht dabei von seinen hungrigen Augen zu seiner nackten Haut ab. Zu seinem gut gebauten Körper, seiner freien goldbraunen Haut und den deutlichen Abdruck in seiner violetten Badehose. „Wem hast du geschrieben?", frage ich mit belegter Stimme. „Isabelle wollte wissen, ob wir gut angekommen sind.", erklärt er mit ebenfalls verklärter Stimme. „Sicher? Du hast so abwesend ausgesehen." Sanft streiche ich ihm über die Wange, denn ich möchte schließlich auch, dass es ihm gut geht, wenn er das alles für mich macht. „Wie kommst du darauf, dass Abwesenheit schlecht ist?", raunt er. „Vielleicht habe ich mir vorgestellt, wie du ... wie du in dieser Badehose aussiehst.", räuspert er sich. Ich weiß, dass er sich ganz anderes vorstellt und bin froh, dass er mich mit dem Aussprechen seiner Gedanken nicht in Verlegenheit bringen möchte. „Ich kann dir sagen, meine Fantasie kommt nicht einmal annähernd an die Realität heran." Verlegen wende ich den Blick ab. „Können wir jetzt zum Meer?", frage ich wie ein ungeduldiges Kleinkind, aber ich muss zugeben, ich bin aufgeregt. Ich wollte schon immer ans Meer und hätte nie gedacht, dass ich wirklich einmal die Chance dazu bekomme.
„Ja, natürlich.", lächelt Magnus und nimmt meine Hand, um mich hinaus zu führen. Wir gehen einen kleinen hölzernen Steg hinunter, um zum Strand und Meer zu gelangen.

An der Stelle, kurz bevor das Wasser uns erreichen kann, bleiben wir Hände haltend stehen. Ich merke, wie Magnus mich von der Seite anlächelt, doch ich kann den Blick dem unglaublichen Weit des Wassers nicht abwenden. Vorsichtig mache ich einen Schritt vor und spüre, wie mir eine kleine Welle den aufgewühlten Sand über die Füße spült. „Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?", fragt Magnus plötzlich, wenn auch ein wenig ängstlich. Ich kann mir vorstellen, dass er Angst hat, dass es an meine Vorstellung nicht herankommt und ich es schrecklich finde, doch so ist es nicht. Es ist genau so, wie ich es mir ausgemalt habe – wenn nicht sogar besser. Schließlich habe ich es mir immer alleine ausgemalt, aber mit Magnus' Anwesenheit ist es noch um einiges besser.
Ich nicke begeistert und schmeiße mich dann um Magnus' Hals, weshalb er aufpassen muss, dass wir nicht umfallen. „Danke, Magnus. Tausend Dank, dass du mir das ermöglichst. Ohne dich wäre dieser Traum nie in Erfüllung gegangen. Ich stehe mein Leben lang in deiner Schuld."
„Nein, keine einzige Sekunde, Alexander. Ich tue das sehr gerne und bin froh, dass ich derjenige sein darf, der dir diesen Traum erfüllt. Außerdem wärst du auch ohne mich irgendwann hier gewesen. Schließlich gehört das Ferienhaus deinem besten Freund.", lächelt Magnus mild, was mich sofort den Kopf schütteln lässt. „Ich hätte es in ihrer Nähe niemals erwähnt oder hätte Jace gebeten, dass er sein Ferienhaus Alec-sicher macht."
„Alec-sicher.", murmelt Magnus amüsiert und schüttelt leicht den Kopf, während sein Blick kurz über meinen Körper huscht. „Für dich mache ich gerne alles in meinem Leben Alec-sicher. Für diesen Blick würde ich alles für dich tun.", flüstert er mit tiefer Stimme. Gänsehaut breitet sich über meinem Körper aus, aber nicht der Erregung halber, sondern ganz einfach wegen dem Ton seiner Stimme, den Wörtern, die er gewählt hat und das schwerwiegende Gefühl, das in seinen Augen geschrieben steht.

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt