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Magnus


Angespannt sitze ich im Wartebereich des Krankenhaus'. Als ich Alec nach Hause gebracht habe und wir Maryse erzählt haben, was passiert ist und warum wir früher zurück sind, war sie plötzlich überhaupt nicht mehr entspannt. Sie war voller Sorge für Alec und wütend auf mich. Aber ich verstehe sie vollkommen. Ich bin auch wütend auf mich, aber wie konnte ich wissen, dass Alec sich so schnell in Gefahr bringen würde? Trotzdem hätte ich besser aufpassen müssen, jetzt ist es zu spät.
Auch Maryse war der Meinung, dass der Fleck auffällig aussieht, weshalb wir sofort ins Krankenhaus gefahren sind. Isabelle ist momentan gottseidank bei einer Freundin. Ich denke zwei Personen, die sich Sorgen um Alec machen, reichen ihm, auch wenn er so viel mehr verdient hätte.
Jedenfalls hat der zuständige Arzt anschließend beschlossen, eine Biopsie durchzuführen, eine Gewebeentnahme, wie ich mir erklären hab lassen. Und jetzt warte ich. Wie lange so etwas dauert, weiß ich nicht, aber ich schätze nicht allzu lange. Allerdings wurde mir gesagt, dass keine Narkose oder sonstiges nötig ist, sondern nur die betroffene Stelle betäubt wird. Ich hoffe, es ist nicht allzu schmerzhaft, denn jeden Schmerz und jede Anstrengung, die er jetzt ertragen muss, ist meine Schuld.
Bevor mich die Schuldgefühle einnehmen, kommen Maryse und Alec bereits wieder zurück. Sofort springe ich auf und gehe auf die beiden zu. „Ist alles ok? Wissen sie jetzt schon etwas?"
„Nein, das werden wir frühestens morgen wissen.", erwidert Maryse kalt, ohne mich anzusehen. „Alec braucht jetzt Ruhe. Du kannst gerne nach Hause fahren und wir benachrichtigen dich, wenn wir etwas wissen." Sie möchte gerade losgehen, während Alec stehen bleibt. „Würde es dir etwas ausmachen, vielleicht bei mir zu übernachten?", fragt er mich mit leichter Stimme, was mich lächeln lässt. „Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist.", mischt sich seine Mutter ein weiteres Mal ein, doch Alec ignoriert sie und behält den Blick auf mir. „Wenn du das willst, bleibe ich sehr gerne.", erwidere ich und sehe wie Maryse derweil den Wartebereich verlässt. Sie muss sowieso auf uns warten, denn ich fahre.
„Natürlich will ich das."

Bereits in der Früh bekommen wir einen Anruf, dass der Befund der Biopsie bereit ist. Außerdem erklären sie sich dazu bereit, hier her zu kommen, da Alec natürlich momentan nicht nach draußen darf. Innerhalb einer halben Stunde sind wir aufgestanden, haben uns fertig gemacht und sitzen mit dem Arzt am Esstisch. Nachdem auch ich mich ihm vorgestellt habe, beginnt er zu reden. „Ich habe den Befund hier mitgebracht." Dr. Carstairs holt einen Stoß Zetteln aus seiner Aktentasche und legt sie vor sich auf den Tisch. Unsicher versuche ich einen Blick darauf zu erhaschen, doch ich verstehe keines der Wörter auf dem Blatt und so lasse ich es wieder. „Und was konnten Sie feststellen?", meldet sich Maryse nervös zu Wort. Alec schiebt währenddessen seine Hand langsam in meine – sei es, weil er meine Anspannung merkt oder selbst Halt braucht. „Wir konnten feststellen, dass Mr. Lightwood schwarzen Hautkrebs im zweiten Stadium hat. Außerdem konnten wir sehen, dass er sich bereits ausbreiten konnte. Doch durch das schnelle Handeln ihrerseits, nehmen wir stark an, alles problemlos entfernen zu können.", erklärt der Arzt sachlich, während ich meinen Griff um Alecs Hand verstärke. Hautkrebs? Meinetwegen? Es ist meine Schuld. Meinetwegen muss er sich nun einer Operation unterziehen. In einer Beziehung sollte man sich doch die Last nehmen. Ich habe ihm nur mehr aufgehalst.
„Es wäre sogar möglich, dass der Eingriff bereits heute stattfindet. Wir müssten nur noch ein Krankenzimmer für ihn vorbereiten, damit er einen sicheren Krankenhausaufenthalt hat.", erklärt Dr. Carstairs, während ich zu Alec sehe. Er ist plötzlich ganz still. Ich hasse es, ihn so zu sehen. Und zu wissen, dass es meine alleinige Schuld ist, macht es noch umso schlimmer. Doch im Endeffekt kann ich es jetzt auch nicht mehr rückgängig machen, egal wie gerne ich würde.

„Danke, Doktor. Ich hoffe, das macht ihnen nicht zu viele Umstände.", meldet sich Maryse freundlich, aber natürlich auch besorgt und verzweifelt. „Nein, keinesfalls. Das ist mein Job. Ich möchte doch nur, dass es meinen Patienten gut geht.", lacht er ausgelassen mit Alecs Mutter, während ich mich an meinen Freund wende. „Ist alles ok bei dir?", frage ich leise und lege meine Hand fürsorglich an seinen Arm. Wie in Trance nickt er und steht anschließend auf. „Ich werde nach oben gehen.", verkündet er leise und verschwindet. Verwundert sehe ich ihm nach, bevor mein Blick wieder zu Maryse und dem Doktor wandert, die sein Verschwinden scheinbar gar nicht bemerkt haben. Ich folge seinem Beispiel und klopfe oben leise gegen die Tür, die er normalerweise nicht schließt, außer wir sind gemeinsam in dem Raum.
Nach dem ersten Klopfen bekomme ich keine Rückmeldung, doch nach dem zweiten, höre ich ein gedämpftes 'Herein'. Langsam öffne ich die Tür und sehe ihn in seine Decke eingewickelt im Bett liegen. Die Tür schließe ich hinter mir wieder, bevor ich zu ihm schleiche und mich neben ihn lege – allerdings nicht zu ihm unter die Decke.
„Hey, was ist los?", frage ich mit sanfter Stimme und lege meine Hand über ihn. Sein Gesicht kann ich nicht sehen, da er erstens, von mir weggedreht liegt und zweitens, weil er es in einem der Kissen versteckt. Ich schmiege mich an ihn und denke kurz nach, um mein Wörter-Wirr-Warr in einige Sätze zu verstauen. „Es tut mir leid, dass ich es so weit habe kommen lassen. Es ist meine Schuld und du solltest die Folgen meiner Dummheit nicht tragen müssen. Bitte sag mir etwas, womit ich dir helfen kann. Etwas, womit du mir verzeihst." Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme nur ein flehentlicher Hauch ist, doch es ist mir einfach unglaublich wichtig, dass er weiß, dass es mir leidtut.

Langsam dreht er sich zu mir und hebt dabei die Decke an, um sie über meinen Körper zu schmeißen. Augenblicklich überkommt mich die Wärme, die unter dem Stoff gefangen gehalten wurde und ich entspanne – auch weil es Alecs Körperwärme ist. Bevor er sich dicht an mich kuschelt und seinen Kopf an meine Brust schmiegt, kann ich noch einen Blick auf sein Gesicht erhaschen und sehen, dass er geweint hat. Sofort drücke ich ihn noch näher an mich und lege meine Hand an seinen Kopf, um ihn schützend zu halten. „Es gibt keinen Grund, warum ich dir verzeihen sollte. Du hast nichts falsch gemacht.", flüstert Alec mit belegter Stimme, bevor er die Nase hochzieht, damit sie nicht läuft. „Aber du kannst mir helfen, indem du einfach da bist. Da bist und mich hältst."
„Natürlich. Ich werde immer da sein und dich halten, mein Schatz.", hauche ich und drücke ihm einen sanften Kuss an die Stirn.

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt