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Magnus

Wir setzen uns gemeinsam auf das chaotische Sofa, während ich seine Hand vorsichtig in meine nehme.
„Es tut mir so leid, dass ich deine Wohnung zerstört habe.", flüstert Alec, während ich schnell den Kopf schüttele.
„Es wird Gründe geben. Solange es dir gut geht, ist das kein Problem. Dir geht es doch gut?", frage ich zögerlich und streiche etwas höher und den Ärmel seines Pullis und spüre den Stoff eines Verbands.
„Ich weiß es nicht, Magnus." Aus traurigen, kaputten Augen schaut er mich an. „Ich würde gerne nur bei dir sein. Können wir uns hinlegen?"
„Darf ich deine Ärmel hochschieben?", stelle ich ihm eine Gegenfrage und ignoriere seine Bitte, auch wenn es nicht sehr nett ist. Er schüttelt den Kopf.
„Kannst du mir sagen, was passiert ist?"
Er zögert und wendet den Blick ab, doch räuspert sich. „Mein Vater war hier. Er hat mir gesagt, alle sind ohne mich besser dran. Ich bin seiner Bitte nachgegangen, aber Izzy hat mich aufgehalten.", rattert er monoton runter, ohne mich anzuschauen. Erschrocken schnappe ich nach Luft.
„Alec.", hauche ich. „Was hättest du getan, wäre ich nicht hier gewesen?"
Er zuckt die Schultern. „Ist doch egal. Ich weiß doch, dass es dir ohne mich besser gehen würde. Es würde jedem ohne mir besser gehen. Ihr lügt mich an und das ist nicht fair." Alec hebt seine Stimme und schreit mich mit beeinträchtigten Stimmbändern an. Er entreißt mir seinen Arm und steht aufgebracht auf.

„Nicht fair.", flüstert er müde.
Ich stehe ebenfalls auf und versuche mich ihm langsam zu nähern. Ich will nicht, dass er sich noch etwas antut.
„Alec, ich kann dir nicht sagen, ob dich andere anlügen, aber ich kann dir hundertprozentig versichern, dass ich es nicht tue. Mir ist es sowas von egal, was du mit meiner Wohnung machst. Du bist mir wichtiger und ich würde ohne dich nicht leben wollen. Denk bitte bei allem, was du tust auch an mich. Was mit mir dann passiert."
Langsam hebt er den Blick und schaut mich an, während sich seine Augen mit Tränen füllen. „Es tut mir leid, Magnus. Ich liebe dich. Warum musst du dich in so ein Chaos verlieben? Du hast so viel besseres verdient." Er nimmt mein Gesicht in seine großen Hände uns legt seine Lippen hart auf meine. Der Kuss schmeckt salzig, die Tränen laufen über seine Wangen zu unseren verbundenen Mündern, doch auch nach Alec. Ich habe das so vermisst.
„Ich habe nichts Geringeres als dich verdient, Liebling. Du bist nach wie vor das Beste, das mir hätte passieren können." Das alles sage ich nicht, um ihn besser fühlen zu lassen – also natürlich auch – sondern, weil es stimmt. Alles, was ich sage, entspricht der Wahrheit.

„Kann ich unter Umständen einmal mit deinem Vater sprechen?", frage ich vorsichtig nach, nachdem er zu weinen aufgehört hat.
„Er ist wieder fort. Meine Mutter hat ihn nach dem Vorfall sofort weggeschickt und ihm verboten, sich mir jemals wieder zu nähern. Wir hoffen, es funktioniert ohne Gericht.", erklärt Alec und kuschelt sich näher an meinen Oberkörper.
„Das passt mir auch." Ich streiche durch sein schwarzes wirres Haar. „Ich habe euch einige Nachrichten geschickt und angerufen. Warum habt ihr nicht abgehoben oder habt mir gesagt, was passiert ist? Ich wäre sofort nach Hause gekommen."
„Ich wollte ja gar nicht, dass du das alles mitbekommst. Außerdem habe ich mein Handy gegen eine Wand geworfen.", erklärt Alec. „Und Izzy hat ihr Handy ebenfalls gegen eine Wand geworfen, weil ich dich sonst mit ihrem Handy angerufen und dir gesagt hätte, dass alles ok bei uns ist und ich nicht antworte, weil mein Handy bei der Reparatur ist. Aber sie wollte, dass ich dir die Wahrheit sage und im Endeffekt haben wir dir gar nichts sage können." Ein leichtes Lächeln bildet sich um seine Lippen, was mich sofort besser fühlen lässt. Mir gefällt es viel besser, wenn er lacht und es ihm gut geht.
„So kenne ich Isabelle. Bitte sag mir in Zukunft alles ... haben wir das nicht schon einmal gehabt?"
„Nächstes Mal.", flüstert er.
„Es wird hoffentlich jetzt länger kein nächstes Mal geben.", erwidere ich in Gedanken. Fester drücke ich ihn an mich und erinnere mich an den Moment, in dem ich das Blut gesehen habe. Ich hatte so Angst um ihn, doch er liegt jetzt in meinen Armen. Er glaubt mir, dass er mir alles bedeutet und scheinbar hat er keine offenen Wunden mehr.

„Kannst du mir meinen Pulli ausziehen?", fragt Alec nach einiger Zeit. Er scheint überlegt zu haben. Vorsichtig setzt er sich auf und schaut mich an, während ich selbstverständlich nicke.
Ich greife zu seiner Taille und fahre mit meinen Händen unter seinen grauen Pullover. Kurz streiche ich unter sein T-Shirt über seine warme Haut und ziehe ihm eine seiner Zwiebelschichten über den Kopf. Behutsam ziehe ich ihn über seine Arme und enthülle auf einem seiner Arme einen Verband, der bis zur Armbeuge hoch geht. Durch vereinzelte Stellen sickert das Blut, wodurch die Bandage nicht mehr komplett weiß ist.
Gerade als ich ansetzen will, um etwas zu sagen, unterbricht Alec mich.
„Bitte sag nichts. Ich wollte nur, dass du es weißt und siehst."
Schonungsvoll streiche ich über den Verband und hoffe damit, die Wunden zu heilen, doch leider habe ich keine Magie.
„Warst du im Krankenhaus?", frage ich zögernd, woraufhin er nickt. „Oh, Alec. Warum hast du mich nicht angerufen? Damit hast du mir mehr Schmerz zugefügt, als wenn du mich aus dem Urlaub gerissen hättest."

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt