𝟣𝟫☾

531 48 3
                                    




Magnus


„Magnus, schön etwas von dir zu hören. Wie geht es euch? Ist es nicht etwas früh?", meldet sich Alecs Mutter verschlafen, aber freundlich. „Ja, naja. Ich rufe eigentlich an, weil ... es Alec nicht so gut zu gehen scheint und ich-"
„Was? Was ist passiert? Was macht er?", unterbricht sie mich, aber ich verstehe ihre Sorge. „Er ... liegt im Bett und möchte nicht aufstehen. Er will in Ruhe gelassen werden und als ich versucht habe ihn zu wecken, hat er komisches Zeug geredet. Ich wollte nur fra-"
„Was für komisches Zeug?", unterbricht sie mich erneut, doch ich bleibe geduldig. „Er hat gesagt, dass er nicht weiß, ob er überhaupt Gefühle für mich hat, obwohl gestern noch alles super war.", erkläre ich und warte kurz ab, denn sie erwidert nichts. „Ich kann zu euch kommen, wenn du willst und-"
„Nein. Ich würde nur gerne wissen, ob das schon einmal vorgekommen ist und ich etwas für ihn tun kann." Dieses Mal unterbreche ich und anschließend ist es wieder still. Natürlich werde ich ihr nicht verbieten, ihr Kind zu sehen, aber ich bin mit Alec in einer Beziehung und denke, dass wir keine Mutter brauchen, die uns behilflich ist. „Du hast recht. Ihr schafft das.", seufzt Maryse schließlich.

„Also vermute ich, dass dir Alec davon nichts gesagt hat. Wie du vielleicht weißt, gibt es zu XP auch meisten neurologische Erkrankungen. Auch wenn es ihn nicht so schwer betrifft, gibt es Dinge, die er hat. Wäre auch ein Wunder, wenn nicht. Aber das kann er dir genauer erzählen, wenn es ihm wieder besser geht und er möchte. Jedenfalls hat er depressive Phase, die einige Tage bis Wochen andauern. Seit er dich kennengelernt hat, hatte er keine. Ich dachte schon, du hättest ihn geheilt, aber das geht natürlich nicht.", erklärt sie, während ich spüre, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Ich habe komplett aus den Augen verloren, dass Alec nur nicht an die Sonne darf. Er hat nie darüber gesprochen und es ging ihm immer gut. Er hätte etwas sagen müssen. Ich hätte fragen müssen oder nachlesen. Er kann mir gut vorwerfen, dass ich mangelnde Interesse an ihm hege, doch das stimmt keineswegs.
„Du kannst nicht unbedingt etwas tun. Natürlich kannst du versuchen ihn abzulenken oder aufzumuntern, doch ich kann dir nicht sagen, ob das etwas bringt. Lass ihn einfach ein wenig in Ruhe und irgendwann wird er von selbst aufstehen. So hat er es zumindest sonst gemacht. Außer du merkst, es geht ihm schlechter, dann sollte er etwas tun. Aufstehen und spazieren oder ähnliches. Aber jetzt lass ihn einfach erstmal und zeige Verständnis. Biete ihm essen an, aber zwinge ihn nicht. Sei geduldig, sei verständnisvoll, sei vorsichtig. Versuche, dass er sich an schönes erinnert und sage ihm, dass alles gut ist und wir ihn lieben, denn so ist es." Ich höre ihr leichtes Lächeln und kann ihr innerlich nur zustimmen. Leicht überfordert setze ich mich auf das Sofa und atme einmal durch.

„Solltest du merken, dass es ganz schlimm wird, ruf mich bitte an. Dann werde ich ihn einfach nach Hause holen und mich um ihn kümmern. Du hast scheinbar keine Erfahrung mit Depressionen und ich möchte dir das nicht zumuten."
„Was? Was könnte denn passieren?", frage ich leicht ängstlich. Obwohl ich mich normalerweise stark zeige, muss ich jetzt zugeben, dass ich Angst um ihn habe. Aber das hatte ich davor auch schon, nur habe ich darüber nicht nachgedacht, bis auf den Tag, an dem er mir gestanden hat, dass er tagsüber niemals nach draußen kann. „Sei nicht naiv, Magnus. Depressionen können katastrophal enden."
Schnell schüttele ich den Kopf. Aber Alec würde doch niemals ... ich will darüber nicht nachdenken. „Er wird dir bestimmt alles erzählen, wenn er möchte und dazu bereit ist.", holt mich Maryse aus meinen Gedanken.
„Und warum hat er gesagt, dass seine Gefühle für mich nicht wahr sind?", frage ich, bevor sie auflegt. „Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, worüber er nachdenkt, wenn er so viel Zeit dazu hat. Er hat es mir noch nie gesagt. Außer einmal. Es wird einen guten Grund dazu geben, aber sei nicht sauer auf ihn. Er wird es dir erklären, wenn er kann. Vielleicht redet er mit dir ja lieber als mit mir, wenn er dir auch das gesagt hat.", überlegt Maryse, was den Hoffnungsfunken in mir ein wenig heller leuchten lässt. „Magnus, denke nicht zu viel darüber nach. Sei einfach geduldig und verständnisvoll. Außerdem bin ich immer erreichbar, aber du kannst mit Alec vermutlich sowieso besser umgehen als ich. Mach's gut und ruf mich auch an, wenn es ihm wieder besser geht. Oder auch wenn es so bleibt. Ruf mich einfach ab und zu an und sag mir, wie es ihm geht. Und sag ihm, dass ich ihn lieb habe."

„Und was ist wegen der Schule?", frage ich, als sie dabei ist aufzulegen. „Ich werde Dot sagen, dass es Alec nicht gut geht. Das ist nicht das erste Mal.", informiert sie mich und unterbricht anschließend die Verbindung. Sie lässt mich verloren zurück.
Ich kann mir nicht einreden, dass alles gut wird und ich kann mir auch nicht einreden, dass ich nichts falsch machen kann. Natürlich habe ich Angst. Vor allem auch vor dem, was er gesagt hat, aber ich hoffe, Maryse hat recht und es gibt eine gute Erklärung dafür, die mir auch gefällt.
Den ganzen restlichen Tag sitze ich ab und lege mich abends wieder zu Alec. Er ist natürlich nicht aufgestanden und ich konnte auch noch nicht mit ihm sprechen. Ich sollte einfach geduldig sein. Vielleicht können wir morgen wenigstens kuscheln, vielleicht würde ihn das ein wenig aufheitern. Oder ich bin der Grund, warum es ihm so schlecht geht. Vielleicht war ich der Auslöser? Aber Maryse hat gesagt, dass es ihm durch mich besser ging.
Ich versuche meine Gedanken abzuschalten und schmiege mich an Alecs Seite. Es ist ungewöhnlich, denn mit seinem Duft in der Nase könnte ich sofort einschlafen. Das hatte ich noch bei keiner Person. Aber die Beziehung mit Alec kann man auch nicht mit meinen anderen Beziehungen vergleichen. Alec ist jung und unerfahren, während meine Ex ebenfalls dominant und sehr erfahren waren.

Ich weiß noch gut, dass ich mir mit meiner letzten Beziehung mein ganzes Leben ausgemalt habe. Als sie mich für jemand anderen verlassen hat, war meine Welt zerstört. Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Lange dachte ich, dass ich mich niemandem mehr so öffnen kann, bis blaue Augen mich in ihren Bann zogen. Ich wusste, dass ich ihn kennenlernen muss, weswegen ich umso verwirrter war, als er gesagt hat, dass er sich nicht in Männer verlieben konnte. Jung, unerfahren und nicht geoutet. Cat hat mich für Irre erklärt.
Ich war froh, als er meinen Kuss erwidert hat. Es war der beste Kuss und ich weiß, dass meine Gefühle noch nie so intensiv waren. Nachdem er mir gesagt hat, dass er an XP leidet, war für mich klar, dass ich ihn nicht mehr verlassen werde. Und dazu stehe ich noch immer. Ich möchte ihm helfen und für ihn da sein. Wenn es also stimmt und er sich mit den Gefühlen für mich geirrt haben sollte, wüsste ich nicht, was ich machen sollte. Schließlich steht für mich fest, dass ich an seiner Seite sein will. Ich habe das erste Mal in meinem Leben eine Schwiegermutter und mag sie sogar. Und Izzy ist mittlerweile auch schon eine gute Freundin. Ich verstehe mich mit Jace, Clary und Dot und sogar Catarina akzeptiert meinen Freund, wobei sie normalerweise immer sehr skeptisch ist. Lange musste ich mir anhören, dass sie mir schon immer gesagt hat, wie falsch meine letzte Beziehung war. Jetzt weiß ich, dass ich auf sie hören sollte und das nicht nur, weil sie Alec mag.

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt