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Alec


Langsam öffne ich meine Augen und sehe mich kurz verwirrt um, um gleich danach enttäuscht festzustellen, dass ich alleine in dem großen Bett liege. Aber Magnus' Seite ist noch warm, weswegen ich hoffe, dass er gleich wieder kommt. Ich schnappe mir sein Kissen und vergrabe mein Gesicht darin, um Magnus' Geruch, der darin hängengeblieben ist, aufzunehmen. „So schnell findest du Ersatz?", höre ich eine liebevoll amüsierte Stimme. Ich sehe aus dem Kissen hoch und entdecke Magnus, der um das Bett geht und sich zu mir legt. „Ich bevorzuge das Original.", murmele ich müde und schiebe den Polster beiseite, um mich an die freie Brust meines Freundes zu kuscheln. „Das hoffe ich doch.", lächelt er, während er mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streift.
„Was hast du gemacht?", frage ich schließlich ein wenig bedrückt, denn ich habe gehofft den ersten Morgen mit ihm gemeinsam aufzuwachen. „Ich habe Frühstück vorbereitet. Tut mir leid, ich dachte, du würdest noch schlafen, wenn ich mich wieder zu dir lege.", entschuldigt sich Magnus fürsorglich, doch ich schüttele leicht den Kopf. „Nein, alles gut. Ich kann nicht von dir verlangen, dass ... nein, nichts." Schnell unterbreche ich mich, bevor ich etwas sage, das mir dann unangenehm ist, auch wenn mir bewusst ist, dass ich dafür schon zu viel gesagt habe.

„Du kannst alles von mir verlangen, Alexander. Aber in dem Fall denke ich, dass ich weiß, was du sagen willst. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich hier liegen bleibe, bis du wach bist? Das ist aber das, was ich von dir verlange, wenn du vor mir wach bist." Magnus grinst und auch auf meinen Lippen bildet sich ein Lächeln. „Schließlich brauche ich meine Ration Morgenkuscheln und Morgenküsse. Bekomme ich die jetzt trotzdem?" Wie könnte ich ihm denn etwas abschlagen, wenn er mich mit seinen glänzenden Augen so liebevoll ansieht?
„Natürlich." Ich kuschele mich zu ihm und lehne meine Stirn an seine. Ich stupse seine Nase mit meiner an und lege dann leicht meine Lippen auf seine. Es sind viele leichte gefühlvolle Küsse. Zärtlich lege ich meine Hand an seine Wange und streiche mit dem Daumen darüber. „Ich hoffe doch, dass ich den nächsten Morgen neben dir aufwachen werde.", flüstere ich, was Magnus nicken lässt. „Mit Sicherheit, Alexander. Aber was machen wir heute?" Er sieht mich fragend an, während er gedankenlos durch mein Haar streicht. „Können wir nicht einfach hier liegen bleiben? Den ganzen Tag.", bitte ich müde. „Wir können einen Film ansehen. Du hattest erwähnt, dass es 'Stolz und Vorurteil' auch als Film gebe? Wie wäre es damit?", fragt er mich und setzt sich auf. Ich hebe meine Hand und streiche mit den Fingerspitzen über seinen nackten Bauch, was ihn erzittern lässt.

„Ja, sehr gerne. Ich habe ihn sowieso noch nicht gesehen." Ich setze mich ebenfalls auf und lege meine Hand an seinen Oberschenkel. „Nicht? Du hast den Film deines Lieblingsbuches noch nicht gesehen?" Verwirrt betrachtet mein Gegenüber mich. „Nein, ich wollte nicht, dass meine Vorstellungen dadurch zerstört werden. Aber mittlerweile würde ich ihn trotzdem gerne sehen und wissen, wie sie ihn umgesetzt haben.", erkläre ich, worauf Magnus nickt. „Wir können auch etwas anderes ansehen, wenn du möchtest.", versichert er mir, doch ich schüttele lächelnd den Kopf. „Nein, 'Stolz und Vorurteil' ist toll."
Wir stehen auf und setzen uns zuerst einmal an den Tisch um zu Frühstücken. Magnus hat den ganzen Tisch mit verschiedenen Aufstrichen, Belägen und Broten gedeckt. Er hat sogar Orangensaft ausgepresst, wobei er sich das leichter vorgestellt hat, als gedacht.
„Das hättest du nicht machen müssen, Magnus. Mit einem Stück Toast bin ich auch sehr zufrieden.", lächle ich freundlich. „Das mache ich sehr gerne für dich, Alexander. Wirklich.", versichert er mir liebevoll, während er sich ein Brot greift. „Außerdem wusste ich nicht genau, was du gerne hast und wollte dir einfach eine Auswahl bieten."
„Ich esse alles.", schmunzele ich und greife ebenfalls zu einer Scheibe Brot. „Aber du musst doch irgendwas besonders gerne haben?", fragt er leicht verwirrt, was mich überlegen lässt. „Nein, ich weiß nicht. Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht." Ich zucke die Schultern und wende mich wieder meinem Essen zu.

Nachdem wir alles wieder verstaut und weggeräumt haben, zieht mich Magnus aus der offenen Küche in sein Wohnzimmer. Er schaltet seinen Fernseher an und sieht zuerst nach, ob es den Film überhaupt in einer Onlinevideothek gibt und tatsächlich finden wir ihn bei Amazon Prime. Magnus legt sich auf die Couch und deutet mir mich zu ihm zu legen. Vorsichtig folge ich seiner Bitte und lege mich vor ihm auf das Sofa. Er schmiegt sich von hinten an mich und legt einen Arm um meine Hüfte. Ich lege meinen Kopf auf seinen Arm und schließe kurz die Augen, um den Augenblick zu genießen. „Du darfst aber nicht einschlafen.", lächelt Magnus gegen mein Haar, was mich sofort wieder die Augen öffnen lässt. „Kann ich nicht versprechen. Du bist so kuschelig." Ich lege mein Bein über seine und verschränke unsere Hände ineinander, während der Film zu spielen beginnt.

„Und warum konnten wir nicht gleich den Film ansehen? Dann hätten wir uns das ganze Gerede sparen und gleich gemeinsam ins Bett gehen können.", beschwert sich Magnus, was mich belustigt zu ihm umdrehen lässt. „Das war nicht nur Gerede! Hast du mir überhaupt zugehört? Weißt du überhaupt wie die Autorin heißt? Cat hatte recht, ich muss mich vor dir in Acht nehmen. Du willst mich nur ins Bett bekommen." Ich verschränke meine Arme vor der Brust, bin mir aber nicht sicher, ob das jetzt alles nur gespielt oder echt ist. „Ich habe es schließlich auch geschafft.", grinst er stolz, während ich den Kopf schüttele. „Nicht ganz."
„Aber du würdest nicht nein sagen. Ich gebe dem Ganzen nur noch Zeit, damit wir es nicht überstürzen.", lächelt er souverän, als würde er das Sagen in der Beziehung haben. Aber das hat er nicht.
„Aber wenn ich jetzt wollen würde, würden wir es jetzt tun." Übermütig sehe ich ihn an. Vielleicht sollte ich ihm doch alles überlassen. Er hat schließlich Erfahrung.
„Jetzt?" Verwundert betrachtet er mich und stützt sich auf einen Ellbogen, während er mit einer Hand unter mein T-Shirt fährt. Ich nicke.
„Das willst du doch gar nicht."
Ich schüttele den Kopf.

Verzweifelt wende ich den Blick ab. „Alec, wir haben Zeit. Wirklich. Du musst dich zu nichts gezwungen fühlen." Seinen Kopf legt er auf meiner Brust ab und fährt zärtlich über meinen Oberarm.
Kurz überlege ich.
„Hast du heute Abend schon etwas vor?", frage ich schließlich und setze mich leicht auf. „Ich hoffe etwas mit dir.", lächelt Magnus mich von unten an, doch ich ignoriere seine Aussage. „Würdest du mit mir essen gehen?"
„Ein zweites Date?" Magnus strahlt mich mit seinen goldenen Augen an. „Ah, ja?"
„Sehr gerne, Alexander. Das letzte hat auf jeden Fall ein schönes Ende gefunden.", schmunzelt er, was mich meine Augen verdrehen lässt. „Du denkst nur daran."
„Wenn so jemand hübsches neben mir ist ... natürlich!", rechtfertigt er sich. Ich schüttele verlegen den Kopf. „Dann müsste ich aber auch die ganze Zeit nur daran denken."
„Das bringt mein Charakter möglicherweise." Ich zwicke ihm leicht in die Seite, was ihn aufquietschen lässt. „Du bist unmöglich.", lächle ich und setze mich auf seine Hüfte, um ihn zu kitzeln.
„Nein, bitte hör auf.", lacht der schwarzhaarige unter mir unter Tränen. Schließlich höre ich auf und lasse ihn Luft holen. „Ich habe dir gesagt, du bekommst es zurück. Gut, dass du kitzlig bist."
Von Magnus bekomme ich nur einen griesgrämigen Blick, wie ich ihn eigentlich nur von mir kenne.

Den restlichen Tag drehen wir noch andere Filme auf und reden dazwischen über verschiedenes. Lernen uns noch besser kennen. Doch irgendwann bricht die Dämmerung an und wir müssen aufstehen.
„Musst du wirklich gehen?", fragt Magnus und legt seine Arme um mich. „Wir sehen uns doch gleich wieder.", lache ich gegen seinen Hals. „Du hast recht, aber der Tag war wirklich schön. Ich hoffe, wir holen das bald nach.", löst er sich vernünftig von mir.
„Aber wir sind doch nur auf der Couch gelegen?" Verwirrt sehe ich ihn an. „Nur? Wir haben gekuschelt, geredet, geküsst, berührt, genossen, gefühlt. So etwas geht normalerweise in der Hektik des Alltags unter." Gedankenverloren streicht mir Magnus über die Wange. „Ich habe einfach keinen stressigen Alltag. ... Oder ich bin zu jung.", zucke ich die Schultern und nehme dann meine schwarze Übergangsjacke von der Garderobe über dem Schuhregal im Flur.
„Du stellst mich so alt dar." Magnus verdreht seine Augen und kommt wieder ein paar Schritte näher. „Bist du sicher, dass es dunkel ist? Ich hole dich in eineinhalb Stunden ab, ok?" Fürsorglich richtet er den Kragen meiner Jacke, was mich verlegen lächeln lässt. „Erst?"
„Kann sein, dass dir dein Aussehen nicht wichtig ist, aber ich muss mich erst fertig machen.", schmunzelt er. „Du könntest so kommen und wärst trotzdem der hübscheste dort.", werfe ich rot werdend ein. „Du bist süß. Bis in eineinhalb Stunden, Alexander." Er drückt mir einen zärtlichen Kuss an die rötliche Wange, bevor ich unsicher winke und durch Magnus' Wohnungstür verschwinde.

Mondscheinkrankheit (german Malec ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt