• Lüge? •

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»Er hat was?!«, fragte Jess total verblüfft. Mit großen Augen und einem pinken Strohhalm zwischen ihren Lippen sah sie mich an.

Ich seufzte und spielte mit meinen Fingern. Leicht zuckte ich mit meinen Schultern. »Tracy meinte sie haben Mittwoch auf Nikos Party miteinander geschlafen. Die glaubt doch nicht ernsthaft, dass ihre Entschuldigung auch nur irgendwas bringt? Zudem sie wahrscheinlich noch nicht mal ernst gemeint war. Ich denke ja, dass sie schon immer einen heimlichen Crush auf Dylan hatte, aber wegen mir nie etwas gesagt hatte und als sie merkte, dass ich und Dylan und annäherten, hat sie so reagiert..«, sprach ich meine Gedanken aus.

Ich legte meine Hand nun um den Becher der gefüllt mit einem Smoothie war und trank einen kräftigen Schluck daraus. Jess war interessiert meiner Rede gefolgt und schüttelte immer noch fassungslos ihren Kopf.

»Klar, ich und du hatten einfach immer einen besseren Draht zu einander als zu Tracy, aber, dass der so schlecht ist...Halleluja«, erwiderte sie. Gedankenverloren nickte ich zweimal und sah aus dem Fenster. »Ich habe ihn blockiert, seine Nummer gelöscht und dank dem Umzug weiß er auch nicht, wo ich jetzt wohne..« meinte ich dabei. Mein Blick galt nun wieder Jess.

Sie schien zu überlegen und innerlich zu kämpfen, etwas nicht auszusprechen. Fragend zog ich meine Augenbrauen hoch. »Was denn?«, fragte ich lahm. Jess zuckte mit ihren Schultern und stützte ihren Kopf mit ihrer Hand auf dem Tisch ab. »Naja denkst du nicht, dass du ihn zur Rede stellen solltest? Ich mein der weiß gar nicht was abgeht und wer weiß..«, sie stoppte kurz und saugte einmal an ihrem Strohhalm ehe sie die Flüssigkeit schluckte, die dadurch in ihren Mund gelang. ».. vielleicht sagt sie nicht die Wahrheit«

»Du denkst sie lügt? Ich.. Wenn sie lügen sollte, dann tut mir das gegenüber Dylan ja leid, aber ich traue es ihm und auch ihr zu. Du weißt doch genauso gut wie ich, dass Dylan der größte Fuckboy ist«, kam es nun wieder von mir. Ich trank den letzten Schluck von meinem Smoothie, verlor dabei aber nicht den Blickkontakt mit meiner besten Freundin.

»Er war ein Fuckboy. Seit der Abschlussfahrt ist er anders, also eigentlich seitdem er dich besser kennengelernt hat. Selbst seine Schwester sagt, dass da was besonderes zwischen euch ist und sie ihren Bruder noch nie so erlebt hat. Warum sollte er dann mit Tracy ins Bett steigen? Ich meine Tracy, hallo?«, ihren Namen betonte sie.

»Verteidigst du ihn etwa gerade? Ich dachte du wärst meine Freundin und nicht seine«, grummelte ich und senkte meinen Blick. Jess stöhnte genervt auf. »Lily«, ermahnte sie mich streng. Ich sah also wieder zu ihr auf, senkte aber kurz daraufhin wieder meinen Blick. »Du vermisst ihn doch, oder nicht? Ich bin deine Freundin, sogar deine beste Freundin - fast schon deine Schwester, aber mach doch mal deine blinden Augen auf und schalte dein Gehirn an«

»Meine Augen sind offen..«, murmelte ich bloß und bekam dadurch aber nur ein genervteres Stöhnen. »Gott, bist du so dumm oder tust du nur so?«, fragte sie nun. Ich schmunzelte etwas in mich hinein und hob erneut meinen Blick. »Noch eine Frage«, kam es dann von meiner blonden Freundin, als ich keine Antwort gab. »Hm?«

»Hat dir schon mal jemand gesagt, wie strukturiert und überaus klug du bist?«, erkundigte sie sich, was mich zum überlegen brachte. »Nein. Noch nie«, antwortete ich, als mir tatsächlich kein Moment einfiel. »Gut. Hätte mich auch gewundert«, brummte sie schließlich leicht lachend. Ich lachte auch etwas in mich hinein und zeigte ihr meinen rechten Mittelfinger. »Fick dich«, sagte ich lächelnd. »Hab dich auch lieb«, kicherte sie, legte einen fünf Euro Schein auf und erhob sich von ihrem Stuhl.

Wir waren gerade in einem Café und es machte den Anschein, als hätte Jess vor zu gehen. Also erhob ich mich auch, griff nach meiner Jeans Jacke und begab mich mit ihr nach draußen.

**

Dylan fragt mich, warum du ihn blockiert hast?

War die erste Nachricht die ich nach dem Aufwachen las. Heute war Sonntag und morgen würde die Schule wieder beginnen. Letzten Donnerstag hatte ich mich in einem kleinen Café in der Nähe vom Bahnhof beworben und gestern bekam ich die Nachricht, dass ich dort Teilzeit arbeiten darf. Ich wollte endlich neben bei etwas Geld verdienen, jetzt wo wir zwar das Haus verkauft und in einer deutlich billigeren Wohnung wohnen, haben wir zwar etwas mehr Geld, sind aber trotzdem nicht die reichsten. Es war auf jeden Fall das erste Mal, dass ich seit dem Vorfall was von Greta hörte.

Wenn es ihm nicht egal wäre, wüsste er warum.

Antwortete ich also nach langem Überlegen. Eigentlich hatte ich zuerst vor gar nicht zu antworten, aber dann fiel mir ein, dass ich keinen Grund hatte, Greta jetzt auch zu ignorieren. Ich mochte sie.

Er weiß es nicht. Was ist denn los? Ich dachte ihr wärt DAS Traumpaar?

Ich lachte bitter auf. Wenn sie wüsste...

Dann soll er doch bitte nicht mit meiner ehemaligen besten Freundin vögeln. Jetzt lass es bitte...

Ich konnte nicht anders. Nachdem ich ein geschocktes ‚Was?!' zurück bekam, antwortete ich nicht mehr. Ich legte mein Handy weg und schnappte mir frische Kleidung zum duschen. Unsere Wohnung sah eigentlich gar nicht schlecht aus. Mein Zimmer war zwar nun nicht mehr so groß wie mein altes, aber das machte es irgendwie gemütlicher. Und die fielen Pflanzen und Blumen die meine Oma ‚züchtete' machten das ganze noch schöner.

»Guten Morgen Lily«, hörte ich meinen Opa rufen, der anscheinend bemerkt hatte, dass ich auf dem Weg ins Bad war. »Morgen! Ist Oma nicht da?«, fragte ich verwundert. »Die ist zum Sonntagsmarkt gefahren«, erzählte er mir. Ich nickte verstehend auch wenn er es nicht sehen konnte und schloss die Tür im Bad hinter mir.

Ich vermisste Dylan. Ich vermisste sein Lächeln, seinen Duft und den Klang seiner Stimme. Ich würde auch seine verdammt weichen und tollen Lippen vermissen, würde ich nicht wissen, dass diese vermutlich sämtliche Stellen an Tracys Körper geküsst hatten. Ich seufzte und ließ das lauwarme Wasser über mich prasseln.

»Wie gehts dir?«, erkundigte ich mich neugierig bei meinem Opa als ich in die Küche kam. Meine Oma und er hatten mir immer noch nichts von dem Krebs erzählt.

»Soweit gut und dir? Steht heute was an?«, fragte er mich lächelnd und nahm einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee. Ich hasste schwarzen Kaffee und vor allem vertrug ich ihn nicht. Wenn ich den auf nüchternen Magen trinken würde, würde ich wahrscheinlich rüber kommen, als wenn ich auf Drogen wäre. Ich schüttelte den Kopf. »Nicht viel außer meinen letzten freien Tag zu genießen«, meinte ich Schulter zuckend ehe ich mir mein Frühstück herrichtete.

Wie so oft schnitt ich mir morgens Obst auf und vermengte es zusammen mit Naturjoghurt in einer Schüssel. Als ich fertig war gab ich meinem Opa noch flüchtig ein Bussi auf die Wange ehe ich wieder in meinem Zimmer verschwand.

Dort schaltete ich meinen Laptop an und schaute etwas Netflix. Wie mein Kopf es so wollte entschied ich mich für einen romantischen Film. Die ganze Zeit musste ich nur an diesen Trottel mit den schönsten und geheimnisvollsten Augen denken.

XxXx
Freue mich über Feedback, damit ich weiß ob es sich lohnt diese Geschichte weiter zu schreiben.

AbschlussfahrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt