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Während sich Ralf und einige andere schon verabschiedet hatten, wartete ich im Aufenthaltsraum immer noch mit Daniel auf Mark und Frank. Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, aber langsam wurde ich mehr als unruhig. Auch Nitti wirkte irgendwie angespannt. Er machte den Eindruck, als würde er etwas sagen wollen, doch wusste nicht so recht, was. Gerade als ich ihn etwas belangenloses über die Musik fragen wollte, erschienen Mark und Frank und der Ausdruck auf Marks Gesicht ließ mein Herz kurz aussetzen.

Er war wütend. Sauer. Und vermutlich genervt. Etwas hilflos schaute ich zwischen den beiden hin und her und auch Nitti stand nur schweigend und unbeholfen herum. „Es war Tine.“, platzte es dann plötzlich aus Mark heraus und das Fragezeichen auf meinem Gesicht wurde noch größer. „Was?“, fragte ich also nur. Mark starrte weiter Löcher in die Luft und wirkte total angespannt. Normalerweise war er definitiv der ausgeglichenere von uns beiden und ihn musste etwas schon sehr aufregen, damit er so sauer wurde. Und da dies tatsächlich sehr selten vorkam, wusste ich nicht so recht damit umzugehen. Ich konnte gerade nichts anderes machen, als ihn weiter anzusehen.

„Die Bilder.“, antwortete er dann und plötzlich schnellte sein Blick zu mir. In meinem Kopf begann es zu rattern, bevor ich begriff, was er da gerade gesagt hatte. „Du meinst…“, brachte ich nur hervor, mehr gelang mir nicht. Mark nickte jedoch sofort, bevor er mit schnellen Schritten auf uns zukam und mein Gesicht mit seinen Händen umfing. „Ich werde nicht zulassen, dass sie mit dieser bescheuerten Aktion irgendwas kaputt macht.“, sagte er ganz leise, aber dafür mit sehr bestimmten Unterton. „Ich auch nicht.“, antwortete ich nur etwas benommen und spürte, wie Mark mich schon eng an sich zog. Seine Nase verkroch er in meinen Haaren und ich spürte, dass er diesen kurzen Moment brauchte. Ich hörte ihn tief durchatmen und zumindest äußerlich schien er seine Fassung wieder gefunden zu haben.

„Mark, lasst das erst mal alles sacken und morgen sollten wir uns vielleicht nochmal zu einem Gespräch mit Bella zusammen setzen.“, schlug Frank vor. „Das klingt… ziemlich vernünftig.“, antwortete Mark und griff nach meiner Hand, bevor er unsere Finger miteinander verschränkte. Sanft drückte ich sie, um ihm etwas Sicherheit zu vermitteln. „Okay.“, sagte Frank noch, bevor wir alle, jeder in Gedanken versunken, schweigend im Raum standen.

„Lasst uns gehen.“, beschloss Mark dann und zog mich sanft mit sich in Richtung Ausgang. Kiwi, Frank und Nitti folgten uns und vor dem Gebäude verabschiedeten wir uns voneinander. „Lasst euch nicht ärgern. Ihr habt euch und bald das Würmchen. Ihr schafft das.“, sagte Nitti, während er erst mich und dann Mark umarmte. Da soll noch mal einer sagen, Männer seien unsensibel, dachte ich. „Wir hören uns morgen.“, sagte Frank noch, bevor wir in verschiedene Richtungen verschwanden.

Mark verband sofort wieder unsere Finger miteinander, drückte sanft meine Hand. Es war dunkel, doch Marks angespanntes Gesicht konnte ich bei einem Seitenblick in seine Richtung trotzdem deutlich erkennen. Wir liefen stillschweigend nebeneinander her, keiner wusste so recht, was er sagen sollte. Irgendwie mussten wir das erst einmal verarbeiten. Und so saßen wir auch einige Zeit später zuhause auf dem Sofa. Ich hatte mich eng an Mark gekuschelt, seine Hand kreiste sanft über meinen Bauch, während er immer wieder sanft meinen Scheitel küsste. Unser Blick war auf den Fernseher gerichtet, jedoch waren wir beide mit den Gedanken nicht wirklich beim Film.

Nichtsdestotrotz versuchten wir beide so gut es ging, uns von den negativen Gedanken etwas abzulenken. Sissi hatte eindeutig gesagt, dass ich versuchen sollte, den Stress so gering wie möglich zu halten und deshalb versuchte ich das alles nicht zu nah an mich heran zu lassen. „Was hältst du davon, wenn wir noch ein bisschen zocken? Da kann man wenigstens den Kopf abschalten.“, fragte ich Mark also. „Das ist gar keine schlechte Idee.“, antwortete er und erhob sich währenddessen schon, startete dann die PlayStation.

Tatsächlich ging der Plan auf und wir vergaßen die Sorgen für einige Zeit. Zwischendurch brachen wir regelrecht in lautes Gelächter aus, als Mark beim Spielen ein dämlicher Fehler passierte und er sich damit selbst aus dem Spiel nahm. Das tat ziemlich gut und sorgte dafür, dass wir uns später am Abend dann doch relativ entspannt im Bett lagen. Wir hatten das Thema den restlichen Abend nicht besprochen, aber ich wusste, dass Mark darüber reden würde, wenn er soweit wäre. Doch jetzt genoss ich erstmal, wie er sanft über meinen Arm streichelte und ich spürte, wie die Müdigkeit mich immer mehr überrollte. Marks gleichmäßiger Atem tat sein übriges und ich nahm noch ein leises „Ich liebe dich so sehr“ wahr, bevor ich in den Schlaf fand.

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