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Pitschnass standen wir nach einem Spaziergang in unserem Aufzug und als ich uns so im Spiegel betrachtet, musste ich lachen. Während Kiwis Fell genauso tropfte, wie meine Haare, unsere Jacken auf Grund des Regens eine deutlich dunklere Farbe angenommen hatten und man selbst meine Socken auswringen konnte, war Louis der einzige, der in seinem Wagen mit Regencape, trocken geblieben war. Grinsend entfernte Mark den Regenschutz vom Kinderwagen und hob Louis kurz darauf heraus. Der kleine Mann gluckste freudig und schaute Mark mit großen Augen. Schnell bückte ich mich, hob Kiwi auf meine Arme und zückte mein Handy, um ein Foto von uns im Spiegel zu machen. „Spiegelselfie der etwas anderen Art.“, kommentierte Mark das ganze nur zwinkernd, als der Fahrstuhl schon hielt. Zustimmend nickend ließ ich Kiwi hinunter und schloss kurz darauf die Tür zur Wohnung auf, in die Kiwi sofort trabte. „Kiwi, Stopp.“, rief ich und die kleine Hündin blieb sofort stehen, schaute mich abwartend an. „Wir müssen dich erst sauber machen, auch wenn du das nicht sonderlich magst.“, erklärte ich ihr, auch wenn sie natürlich kein Wort verstand.

Nach einer halben Stunde war Kiwi sauber, Mark und ich hatten trockene Sachen an und Louis eine frische Windel um. Während Mark uns gerade einen Kaffee machte und Kiwi mit ihrem Fressnapf beschäftigt war, lagen Louis und ich auf dem Sofa. Er war total fasziniert von dem kleinen Stofftuch, nachdem er immer wieder griff. Vorsichtig ließ ich es über sein Gesicht gleiten, woraufhin sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. „Gott, er wird immer niedlicher.“, sagte ich in Marks Richtung, der mit zwei Tassen in der Hand aus der Küche kam. „Wenn das so weiter geht, werde ich ihm wohl nie irgendeinen Wunsch abschlagen können und er wird das verzogenste Kind der Welt.“, murmelte ich leicht verzweifelnd vor mich hin. Mark lachte nur leise und auch ich bin musste grinsen. „Danke.“, sagte ich, als Mark mit dann eine der Kaffeetassen reichte. Seufzend setzte er sich neben mich. „Also eigentlich hatte ich gedacht, dass wir Ende April im Park auf einer Decke sitzen können und nicht bei Regen auf dem Sofa.“ Zustimmend nickte ich. Der Frühling dieses Jahr hatte seinen Namen tatsächlich nicht wirklich verdient. „Es kann nur besser werden.“, meinte er optimistisch.

Noch eine ganze Weile saßen wir zusammen, bis Louis immer unruhiger wurde. „Ich glaube, da ist jemand müde.“, sagte ich und hob ihn auf meine Arme, küsste sanft seinen Kopf. Gerade wollte ich mich erheben, da hielt Mark mich zurück. „Ich mach das schon.“, sagte er und nahm mir den kleinen ab. Lächelnd schaute ich den beiden nach und mein Herz wurde ganz warm. Kaum zu glauben, dass sie zu mir gehörten. Verträumt spielte ich mit meinem Ring und tauchte in meine Gedankenwelt ab.

Nach einiger Zeit entschied ich mich dann aber, etwas im Haushalt zu machen und widmete mich zunächst der Spülmaschine und dann dem Aufwasch. Während ich einige Tassen zusammen räumte, fiel mein Blick auf einen von Marks Klebezetteln. Die Post-It’s waren zur Zeit überall in unserer Wohnung zu finden. Mark hatte nämlich beschlossen, seine Handyzeit zu reduzieren. Immer, wenn ihm also eine Textidee kam, musste nun ein kleiner gelber Zettel herhalten. Und da das aktuell wohl ziemlich oft der Fall war, fand man an jeder Ecke Textzeilen. Lächelnd näherte ich mich einem der Zettel und las die Worte die darauf standen, bevor ich zum nächsten ging, um zu erfahren, was darauf stand. Immer wieder klopfte mein Herz dabei etwas schneller und hin und wieder konnte ich nur ungläubig den Kopf schütteln. Er fand einfach so gute Worte, um all das zu beschreiben, was uns verband. Ein Textausschnitt ließ mich jedoch nicht los. Lass mich fallen in den Leichtsinn, hab‘ noch vielleicht feuchte Hände, doch ich bleib‘ bis zum Ende. Auf diesem Zettel standen noch einige weitere Wörter, manches war durchgestrichen. Ich konnte nicht anders, als nach einem Stift zu greifen und meine Gedanken aufzuschreiben. Ewigkeit liegt in der Luft… Es wird nicht rumgepfuscht… Ist alles so wie es muss.

„Was machst du da?“, vernahm ich plötzlich Marks Stimme hinter mir und drehte mich erschrocken zu ihm. „Ich… irgendwie musste ich gerade meine Gedanken aufschreiben, als ich deine Textausschnitte hier so gelesen habe.“, erklärte ich ihm. „Darf ich es sehen?“, fragte er und kam lächelnd auf mich zu. „Klar.“, antwortete ich und beobachtete, wie er kurz darauf die Worte las. Anschließend suchten seine Augen meine und er zog mich eng an sich, legte zärtlich seine Lippen auf meine. „Willst du das nutzen oder darf ich das haben?“, fragte er leise, als wir uns lösten. „Kannst du haben.“, antwortete ich, als er seine Arme schon hinter mir verschränkte und ich meinen Kopf auf seiner Brust bettete. „Ich liebe dich.“, verließ es seine Lippen. Lächelnd blickte ich zu ihm auf. „Ich dich auch.“

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