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Am nächsten Morgen holte uns Marks Wecker aus dem Schlaf. Genervt stöhnte ich auf. Ich hatte kaum geschlafen die Nacht, mir ging viel zu viel durch den Kopf. Nachdem Mark den Wecker ausgemacht hatte, zog er mich in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken. „Gut geschlafen?“, flüsterte er, was mir eine Gänsehaut bescherte. Verneinend schüttelte sich den Kopf. „Was ist los?“, fragte er und schaute mich aus kleinen Augen verwundert an. „Mir gingen 1000 Dinge durch den Kopf.“ „Magst du es mir erzählen?“ Sanft strich er mit seiner Hand über meine Hüfte, während er das fragte. „Ja, aber… erst brauche ich einen Kaffee. Sonst schlafe ich sofort wieder ein.“

Seufzend schälten wir beide uns aus dem Bett und während ich kurz im Bad verschwand, hörte ich Mark in der Küche. Als ich diese betrat, lief bereits der Kaffeeautomat und Mark zog mich an seine Seite. Er schlang seine Arme um mich und ich vergrub meine Nase in seinem Schlaf-Shirt. Er strahlte eine einzigartige Wärme aus, die mich genüsslich ausatmen ließ. So standen wir einige Minuten, bis der Kaffee durchgelaufen war. „Magst du was essen?“, fragte ich Mark. „Mir reicht eine Banane. Im Adlershof gibt’s genug.“ Ich nickte verständnisvoll, griff nach dem Obst und drückte ihm eine in die Hand, während ich die andere selbst behielt.

Wir nahmen am Tisch Platz und ich trank einen großen Schluck aus der Tasse, bevor ich zu Mark schaute. Sein Blick lag intensiv auf mir und ich spürte seine Neugier, doch er setzte mich nicht unter Druck. „Glaubst du, dass wir das schaffen mit einem Baby?“, sprach ich dann meinen größten Zweifel aus. Fragend und sichtlich verwirrt hob er eine Augenbraue. „Unser Leben ist doch so schon total stressig und aufregend. Vielleicht haben wir das in diesem Corona-Jahr vergessen.“, sagte ich nachdenklich. „Natürlich ist es das. Und ein Baby wird das noch mal kräftig durcheinander wirbeln. Aber zusammen schaffen wir das.“ Er schaute mich so intensiv an, dass sofort jegliche Zweifel verschwanden.

„Es wird sich schon alles regeln, Lena. Vor 1.5 Jahren hätten wir beide wohl nie gedacht, jemals hier zu sitzen und über eine gemeinsame Familienplanung zu sprechen. Und doch ist es jetzt so.“ Seine Stimme klang so sanft, dass ich mir direkt vorstellte, wie er bald so beruhigend auf unser Kind einreden würde. „Du hast Recht.“, murmelte ich, bevor ich aufstand und mich kurz darauf auf seinen Schoß schob. Sanft legte er seine Hände auf meine Hüfte, küsste mich anschließend zaghaft. Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als wir uns lösten. Kurz verweilten wir so, bis erst Mark und anschließend ich selbst los mussten.

Am späteren Nachmittag war ich es dann, die ein Foto an Mark schickte. Leni und selfmade-Himbeer-Cheesecake warten auf dich. Es dauerte nur wenige Minuten, schon klingelte mein Handy, ein Videoanruf von Mark. Breit lächelnd nahm ich ihn an und wartete gespannt, bis sein Gesicht erschien. Doch als das Bild aufgebaut war, hob ich überrascht eine Augenbraue. Denn statt Mark lächelte mich Steff breit an. Sofort lachte sie laut los, als sie mein ziemlich verdattertes Gesicht erblickte. „Keine Angst, der Forster ist auch hier.“, sagte sie und schwenkte das Telefon. Dabei sah ich Mark, der gerade Auto fuhr. „Ich soll dir ausrichten, dass wir in circa 25 Minuten da sind.“ „Wir?“, fragte ich überrascht, aber auch freudig nach. „Reicht der Kuchen etwa nicht mehr für mich?“ Ich musste lachen. „Doch klar. Und ich freue mich sooo, dich wieder zu sehen.“

Wir beendeten den Video-Anruf und ich entschied mich, Tee aufzusetzen, deckte anschließend den Tisch. Es dauerte tatsächlich gar nicht lange, da hörte ich den Schloss im Schlüssel. Sofort lief ich in den Flur und umarmte, dort angekommen, Steff freudig. Kaum hatten wir uns gelöst, zog Mark mich in seine Arme und küsste sanft meine Schläfe. „Ich freue mich, dass ihr da seid.“, sagte ich, während die beiden sich aus ihren Schulen und Jacken schälten. „Kommt mit, Tee und Kuchen steht bereit.“ Gemeinsam gingen wir an zum Tisch, ich verteilte Tee in die Tassen, während Mark jedem ein Stück Kuchen auf die Teller legte. „Lasst es euch schmecken.“, sagte ich noch und schon machten wir uns über den Cheesecake her.

Einige Minuten genossen wir stillschweigend, bevor ich Steff anschaute. „Was verschafft mir denn eigentlich die Ehre?“, fragte ich sie neugierig. Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, aber ich vermutete, dass da mehr dahinter steckte. Und ich sollte Recht behalten. „Naja, der Forster erzählte mir heute, dass ihr in nächster Zeit Eltern werden wollt. Was ich im übrigen sehr begrüße.“ Groß schaute ich Mark an. Das war ziemlich untypisch für ihn, solch eine Info einfach so auszuplaudern. Steff schien meine Gedanken lesen zu können. „Keine Sorge, ich musste ihm alles aus der Nase ziehen. Er hat geschwiegen, wie ein Buch mit sieben Siegeln. Aber so wie er geschaut hat, habe ich ihm angesehen, dass ihn was beschäftigt.“ Leise lachte ich. Das war wiederum typisch Mark.

„Ich wollte ihn etwas beruhigen und gut zureden, aber ich hatte kaum angefangen, da unterbrach er mich schon. Er meinte, dass es gut wäre, wenn du das auch hören würdest.“ „Na dann, schieß mal los.“ Steff lachte laut los. „Was genau möchtet ihr denn wissen? Was macht euch Sorgen?“ Steff schaute gespannt zwischen uns beiden hin und her. Sofort griff Mark nach meiner Hand, verschränkte sanft aber bestimmend unsere Finger miteinander. „Wie ist das denn so? Also… ich meiner unser Job und Kind. Lässt sich das überhaupt vereinen?“ Steff atmete tief durch. „Da fängst du ja gleich mit der schwierigsten Frage an. Leicht ist es nicht immer, aber das würde dir wahrscheinlich jede berufstätige Mutter sagen, völlig egal, welcher Beruf. Unser Job ist halt anders, aber das eröffnet uns auch total viele Möglichkeiten. Am Ende ist es mit Kind genauso, wie ohne. Es gibt immer Phasen, wo es stressiger ist und welche, die uns durchatmen lassen.“

Ich nickte langsam. Sie hatte Recht, was unseren Job anging. Ich erkannte ein sanftes Lächeln auf Marks Lippen und spürte in diesem Moment ein sanftes Kribbeln in meinem Bauch. „Und… wie ist das auf Tour?“, wollte ich dann doch noch wissen. „Ultra anstrengend.“, gab Steff lachend zurück. „Aber es ist auch so schön. Wenn du nach einer kurzen Nacht früh um 7 geweckt wirst, bist du schon ganz schön gerädert und fragst dich, wie du am Abend wieder eine Show spielen sollst. Aber dann siehst du dieses kleine Wesen, was dir so viel zurück gibt und schon sind die Zweifel weg.“ Verträumt schaute Steff in die Ferne. Plötzlich schnellte ihr Kopf zu uns, sie schien wieder im Hier und Jetzt anzukommen.

„Aber bei euch ist es doch eigentlich easy, ihr müsst ja nicht zusammen auf die Bühne, habt nur wenige Termine gemeinsam beziehungsweise zeitgleich.“ Langsam nickte ich. Das stimmt, das war wohl tatsächlich ein Vorteil gegenüber Steff und Thomas. „Und, außerdem, Mark, du bist doch Power-Papa.“ Steff grinste in Marks Richtung, er lachte daraufhin, während ich nur fragend eine Augenbraue hob. „Power-Papa?“ „Meinte Anni letztens.“, gab Mark nur schulterzuckend von sich. „Passt zu dir.“, antwortete ich sanft lächelnd und hauchte einen Kuss auf seine Wange. Kurz schwiegen wir und ich ließ das Gespräch sacken.

„Dann lass es uns angehen.“, sagte ich schließlich entschlossen. Ich war mir plötzlich hundert Prozent sicher. „Jetzt sofort?“, fragte Mark schelmisch lachend. „Ähm… lasst ihr mich dann vorher noch gehen?“, warf Steff schnell ein. Ich musste laut lachen. „Du darfst auch gern noch ein bisschen bleiben.“, antwortete ich und goss ihr noch etwas Tee in die Tasse. „Nimm dir auf jeden Fall genügend Zeit für dich.“, sagte Steff mit eindringlichem Ton. Ich nickte langsam. „Die Tour haben wir heute eh schon auf 2022 verschoben.“ „Das klingt vernünftig.“ Plötzlich spürte ich, dass Mark ernster wurde. Geduldig schaute ich ihn an. „Das bedeutet aber auch… Leni, so schwer dir das fällt… kein The Voice Kids für dich dieses Jahr.“ Ich verzog schmollend den Mund, war mir aber eigentlich bewusst, dass er Recht hatte. "Aber...", wollte ich einwerfen, doch Marks Blick ließ mich verstummen. "Na gut.", seufzte ich leise. Dann ließ ich meine Augen zu Steff wandern. „Aber ich kenne da jemanden, der mich vernünftig vertreten könnte.“

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