54.

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Verträumt blickte ich auf die vor uns liegende Landschaft im schönen Südtirol, bevor ich Kiwi beobachtete, die schwanzwedelnd die Natur erkundete. Anschließend glitt mein Blick zu Mark, der ebenfalls Kiwi hinterher schaute und dabei dieses verträumte Lächeln auf den Lippen trug, das ich so sehr liebte. „Ich bin so froh, mit euch beiden hier sein zu können.“, sagte ich in seine Richtung und schien ihn damit zurück in die Realität zu holen. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ich auch.“, antwortete er und breitete die Arme aus, in die ich mich fallen ließ. „Vor zwei Monaten war daran noch nicht zu denken und jetzt können wir tatsächlich das ein oder Land bereisen. Das ist so toll und… Man lernt das so irgendwie erst richtig schätzen. Dieses Privileg, das wir haben.“ Mark nickte langsam und ich spürte, dass er den Griff um mich verstärkte „Ich hoffe, dass wir noch viel mehr Länder gemeinsam bereisen können.“, sagte er und hauchte einen kleinen Kuss auf meine Wange. Ich nickte stumm und schaute ihn dann an.

„Meinst du, dass ich im November auf Tour gehen kann?“, fragte ich schließlich in die Stille. Ich spürte, wie er mit den Schultern zuckte, den Kopf hin und her wog. „Aktuell sieht es ja ganz gut aus. Aber wer weiß, wie die Zahlen sich im Herbst entwickeln und was die Regierung erlaubt und zulässt.“ Ich nickte zustimmend und atmete schwer aus. „In den Hallen wird es sicher noch schwierig werden. Ach Mann… ich wünsche es mir so sehr. Für die Fans, aber auch für mich. Aber natürlich will ich kein Risiko eingehen.“ Mark nahm mich wieder etwas fester in den Arm, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und legte dorthin einige kleine Küsse. „Ich weiß. Aber du kannst es nicht beeinflussen. Und ansonsten machst du es nächstes Jahr. Dann wird es genauso super, wenn nicht sogar noch besser.“ Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Ich liebte es, wie er mich immer wieder aufmunterte, mir gut zusprach. Ein paar Augenblicke später fragte Mark dann: „Sollen wir uns dann langsam bereit machen, für unsere heutige Tour?“ „Hmm.“, antwortete ich und versuchte wirklich, dass er meine nicht vorhandene Motivation nicht hörte, doch er kannte mich einfach viel zu gut. „Du hast es versprochen.“, antwortete er mit einem Grinsen auf den Lippen und küsste sanft meine Schläfe. „Ich weiß.“, antwortete ich.

Etwas später:

„Wie weit ist es denn noch?“, fragte ich vorsichtig, wollte nicht zu genervt klingen. Mark hatte im Vorfeld etwas von circa drei Stunden erzählt, die waren längst vorbei und auch wenn ich nicht die beste Orientierung hatte, wusste ich, dass es bis zu dem Ort, wo unser Ferienhaus stand, noch ein Stück war. „Wir können mal einen Blick in die Karte werfen.“, sagte Mark, blieb stehen und faltete das Papier auseinander. Konzentriert ließ er seinen Finger darüber gleiten, murmelte dabei irgendwas vor sich hin. „Es müssten jetzt so noch vier Kilometer sein.“ „Immer noch?“, fragte ich etwas ungläubig. „Das ist ja fast noch mal eine Stunde, du hast gesagt,..“ „Ja mein Gott.“, schmiss er genervt ein. „Da sind wir eben einmal falsch abgebogen. Kann passieren.“ Ich verdrehte nur die Augen und beschloss, nichts weiter dazu zu sagen.

Stattdessen lief ich neben Mark her, nachdem dieser die Karte wieder in den Rucksack gepackt hatte. Wir beide schwiegen und waren genervt, obwohl es gar keinen richtigen Grund gab. So gingen wir einige Zeit, bis wir auf einem schmaleren Weg ankamen und ich gezwungenermaßen etwas hinter ihm laufen musste. Da einige Wurzeln und größere Steine den Weg etwas uneben machten, blickte ich konzentriert nach unten. Solange, bis er plötzlich vor mir stehen blieb und ich gegen den Rucksack auf seinem Rücken knallte. „Autsch.“, sagte ich und rieb mir die Stirn. „Alles okay?“, fragte Mark und warf mir einen kurzen Blick zu, den ich nickend beantwortete. „Warum bleibst du einfach stehen?“, wollte ich wissen und schob mich leicht zur Seite, um an ihm vorbei schauen zu können. Dort saß Kiwi und blickte vorwurfsvoll in unsere Richtung.

„Wenn der Hund einfach stehen bleibt.“, antwortete Mark nur schulterzuckend und wollte einen Schritt nach links treten, um an ihr vorbei zu gehen, doch Kiwi war schneller und versperrte ihm den Weg. Leise musste ich kichern und auch auf Marks Lippen schob sich ein Grinsen. Kiwi kläffte uns an und blickte zwischen uns beiden hin und her. „Und nun?“, fragte ich Mark, der kratzte sich am Hinterkopf und drehte sich zu mir. Er schmunzelte mich an und seine Augen blitzen dabei auf. „Hmmm, man sagt doch, Hunde spüren negative Energien. Da… ähm… müssen wir hier wohl mal wieder für positivere Energien sorgen.“ Während er sprach, legte er bereits seine Hände an meine Hüfte, zog mich näher zu sich. Ich grinste schelmisch, verschloss meine Hände in seinem Nacken.

„Und wie machen wir das?“, flüsterte ich, war ihm inzwischen so nah, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spüren konnte. „Ich hätte da eine Idee.“, hauchte er noch und schon küsste er mich. Wenige Sekunden spürte ich seine Lippen sanft auf meinen, dann wurde es schnell forscher. Seine Zunge begann neckend mit meiner zu spielen und mein Puls beschleunigte sich spürbar. Leise seufzte ich in den Kuss, bevor wir uns grinsend voneinander lösten. „Hm… ich glaube, die Idee gefällt mir.“, murmelte ich und sofort lachte er laut los. „Mir auch.“, sagte er noch grinsend, bevor unsere Münder wieder zueinander fanden. Nach wenigen Sekunden sprang Kiwi freudig an uns nach oben und mir entwich ein Kichern. „Kiwi scheint die Idee auch zu gefallen.“, grinste ich gegen Marks Lippen.

Am Abend:

Inzwischen saßen wir mit einem Glas Wein wieder auf der Terrasse und genossen die untergehende Sonne. Die Hollywoodschaukel quietschte leise vor sich hin und Mark spielte mit meinen Haaren, während ich mit dem Kopf auf seinem Schoß lag. Mit leerem Blick schaute er in die Ferne, wirkte gleichzeitig nachdenklich aber auch erfüllt, von einer tiefen Zufriedenheit. „Worüber denkst du nach?“, fragte ich leise, griff gleichzeitig nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Er senkte langsam den Blick und lächelte mich zärtlich an. „Ich habe über unser Gespräch von vorhin nachgedacht.“ Fragend runzelte ich die Stirn und richtete mich auf, schob mich in den Schneidersitz und schaute ihn interessiert an. „Weißt du, ich versuche mir oft klar zu machen, wie viel Glück wir haben. Und es stimmt, wir haben eigentlich alles. Auch wenn dieses Jahr so ganz anders war und ein Teil von uns irgendwie eingeschränkt war, wir können uns unheimlich glücklich schätzen, wie gut es uns geht. Das ist mir schon viele Jahre bewusst, aber…“ Plötzlich wirkte er irgendwie nervös, suchte nach den Worten.

„Aber was?“, fragte ich vorsichtig und griff sanft nach seiner Hand, die auf seinem Bein lag. Er atmete tief durch, bevor er weiter sprach. „Aber du an meiner Seite… unser gemeinsames Leben, unsere gemeinsamen Ziele, unsere gemeinsamen Interessenten, unsere gemeinsame Zukunft. Das ist das größte Privileg. Das ist mein größtes Glück. Du bist mein größtes Glück, Leni.“ Während er sprach, schaute er mich so eindringlich an, dass es sich anfühlte, als könne er in mein tiefstes schauen und genau dort trafen mich seine Worte.

Mein Herz begann, wie verrückt zu klopfen, ich kletterte auf seinen Schoß und vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge, um ihm näher sein zu können. Dort haucht ich einige kleine Küsse hin. „Wie schaffst du es nur immer, die richtigen Worte zu finden?“, fragte ich leise und schlang meine Arme um seinen Rücken, um jeglichen Abstand zwischen uns zu eliminieren. Er lachte vorsichtig auf. „Das gelingt mir nur bei besonderen Personen, das weißt du.“ „Marek…“, flüsterte ich vollkommen gerührt und war mir sicher, mein Herz würde jeden Moment aus meiner Brust springen. Mark nahm mich fester in den Arm und streichelte meinen Rücken auf und ab, bis ich mich etwas beruhigt hatte. Langsam löste ich mich von ihm, schaute in seine Augen. „Du weißt, dass ich all das genau so empfinde?“, fragte ich vorsichtig und er nickte lächelnd, bevor er mich sanft küsste.

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