21.

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„Also Leni, dann rufe ich dich 16.30 Uhr an?“ Ich nickte zustimmend und lächelte Mark übers Handy an. „Ich wünsche dir einen schönen Tag und grüße deine Crew. Bis später.“ Er winkte mir noch zu, bevor er den Facetime Anruf beendete. Ich lächelte in mich hinein. Wir hatten uns inzwischen angewöhnt, feste Termine auszumachen zum Telefonieren, sonst passierte es schnell, dass wir uns tagelang gar nicht hörten.

Ich war gerade dabei mein Geschirr vom Frühstück wegzuräumen, als mein Handy erneut klingelte. Ich erwartete eine Nachricht von Mark und war daher umso erstaunter, als ich Nicos Namen aufblitzen sah. Bist du in Berlin? Ich war etwas verwirrt, antwortete daher: Mal hier, mal dort. Ich fragte mich, was er vor hatte. Seine Antwort kam augenblicklich. Nein, ich meine jetzt. Bist du JETZT in Berlin? Das klang sehr dringend, scheint wichtig zu sein. Ja, bin ich. Was ist los?

Kaum war die Nachricht verschickt, kam ein Anruf von Nico. „Hey Leni, du hast 20 Minuten.“ Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Moment, wofür habe ich 20 Minuten?“ „Um bei mir im Studio aufzuschlagen.“ „Wie bitte?“ „Um bei mir im Studio aufzuschlagen.“ „Darf ich erfahren, warum?“ „Ja, wenn du hier bist, erzähle ich es dir. Also Lena, 20 Minuten.“ Ich atmete tief durch. „Nagut, aber vielleicht brauche ich 21.“ Er lachte und legte auf.

Das war typisch Nico, wenn er eine Idee hatte, musste er diese sofort umsetzen. Auch wenn ich noch nicht wusste, was auf mich zukam, freute ich mich darauf. Die Zusammenarbeit mit Nico war immer super und machte viel Spaß. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass ein bisschen Beschäftigung mich etwas von meiner Sehnsucht nach Mark ablenken würde.

Einige Stunden später

Wow, ich konnte es nicht glauben. Nico und ich hatten tatsächlich innerhalb eines Tages einen Song aufgenommen. Einfach so. Er hatten ihn mir vorgespielt und ich war sofort begeistert. Ich hatte das Gefühl, dass er zu mir passte und dass es zusammen mit Nico eine coole Nummer werden könnte. Natürlich hatte es trotzdem seine Zeit gedauert, bis alles aufgenommen war, so dass es bereits dämmerte, als ich sein Studio verließ.

Ich war immer noch voller Adrenalin und wollte sofort Mark anrufen. Ich zückte mein Handy und sah fünf verpasste Anrufe von ihm. Ich biss mir auf die Lippe. Verdammt, ich hatte ihn vergessen. Schnell wählte ich seine Nummer und der Anruf ging sofort raus. Doch bei ihm meldete sich nur die Mailbox. Ich probierte es direkt noch mal, wieder erfolglos. Kurze Zeit später piepte mein Handy. Kann jetzt nicht. Verdammt, was sollte das denn? So eine Nachricht hatte er mir noch nie geschrieben.

Ja, ich hatte seinen Anruf verpasst, aber das hatte doch einen Grund. Gut, von dem wusste er nichts, aber deshalb sauer sein? Langsam stieg die Wut in mir. Was sollte das? Ich war beschäftigt, hatte einen Job, bei dem ich nun mal an gewisse Sachen gebunden war und auch mal spontan arbeiten musste. Gerade er musste das doch verstehen, wusste doch selbst, dass manche Dinge länger dauern könnten, Pläne sich verschieben. Ich schluckte und meine Gedanken stoppten.

Genau das war unser Problem. Wir waren es beide gewohnt, dass sich alles um uns drehte. In früheren Beziehungen hatte man uns immer den Rücken freigehalten, so dass wir unser Leben in der Öffentlichkeit führen konnten. Termine einhalten konnten, auch spontan. Aber in unserer Beziehung mussten wir beide Rücksicht aufeinander nehmen, uns an Absprachen halten, damit es funktionieren kann. Und das hatte ich nicht getan.

Mist, er hatte tatsächlich Grund genug sauer zu sein und ich wäre es an seiner Stelle auch. Ich war inzwischen zuhause abgekommen und immer noch in Gedanken. Ärgerte mich über mich selbst, aber auch immer noch über Marks Reaktion. Ich atmete tief durch, bevor ich erneut seine Nummer wählte. Mark nahm diesmal glücklicherweise ab. „Was gibt’s?“ Ich musste schlucken und mich wirklich konzentrieren, nicht böse zu werden. „Mark. Es… Es tut mir leid.“ Er schwieg.

Ich holte Luft, bevor ich erneut sprach: „Ich weiß, dass ich mich bei dir hätte melden sollen. Ich war im Studio, mit Nico. Alles war ganz spontan. Ich habe die Zeit einfach total vergessen, wir haben einen Song zusammen gemacht und…“ „Leni. Schon gut.“ „Nein Mark, ich weiß, dass du extra deinen Soundcheck verschoben hast und ich war so dämlich und habe da nicht mehr eine Sekunde dran gedacht.“ „Es ist in Ordnung und es tut mir leid, dass ich so reagiert habe. Du hattest sicherlich deine Gründe und nach denen hätte ich fragen sollen und nicht so mit dir umgehen. Ich bin einfach manchmal etwas impulsiv.“ Ich lachte leise. „Du bist impulsiv? Was bin ich denn dann?“ Er erwiderte mein Lachen. „Wir müssen mit uns reden, wir Dickschädel. Das hätte uns einige böse Gedanken erspart.“ „Für dir Zukunft merken wir uns das. Versprochen.“

„Das machen wir. Aber jetzt erzähle, du warst mit Nico im Studio?“ „Ja, es war ganz spontan. Er wollte einen Song aufnehmen, war damit jedoch nicht zufrieden und kam auf die Idee, dass wir das Ganze doch als Duett machen könnten. Wir haben ihn heute fertig gemacht.“ „Ihr habt ihn heute fertig gemacht? Wow, ein Song in einem Tag. Ich bin sehr gespannt.“ „Am Liebsten würde ich ihn dir sofort vorspielen.“ „Das kannst du Donnerstag machen.“ „Wie Donnerstag?“ „Ich komme für drei Tage nach Berlin."

„Wie cool ist das denn? Ich freue mich jetzt schon wie verrückt. Ich vermisse dich sehr. Aber wie kommt es?“ „Ich brauche mal eine kurze Pause und du fehlst mir einfach unheimlich. Ich habe noch einige Konzerte vor mir und ich glaube, ein paar Tage Ruhe könnten mir ganz gut tun.“ Ich nickte zustimmend. Es war mir oft ein Rätsel, wo Mark die Energie her nahm, den gesamten Sommer über eine Show nach der anderen zu spielen. “Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen.“ „Ich auch nicht, Leni. Ich muss jetzt leider auflegen. Wir müssen noch ein paar Dinge für den Gig morgen besprechen. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und zähle die Stunden, bis ich wieder bei dir bin.“ „Ach Forsti, ich freue mich sehr.“

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