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Inzwischen verstummte gerade Nur ein Traum und ich musste die Wiedergabe erneut unterbrechen. Während des Songs hatte sich die Leichtigkeit in mir wieder ausgebreitet und ein neues Level erreicht. Das Lied strotzte nur so vor Positivität und Zuversicht, dass es definitiv ansteckend war. „Es ist kein Traum. Wir sind verheiratet, unser Baby schläft ein paar Meter von uns entfernt. Es ist echt.“, sagte ich lächelnd, blickte dabei in seine strahlenden Augen. Kaum hatte ich ausgesprochen, zogen sich seine Mundwinkel noch weiter nach oben und seine Hände umfingen mein Gesicht. Beinahe andächtig glitt sein Finger über meine Unterlippe, während seine Augen fest auf meine geheftet waren. „Manchmal fühlt sich das einfach zu schön um wahr zu sein an.“, flüsterte er, bevor er mich liebevoll küsste. Meine Lippen kribbelten und in meinem Bauch schienen tausende Schmetterlinge zu starten. Dieser Kuss war so liebevoll und das Drumherum machte alles noch intensiver.

„Ich liebe dich.“, murmelte ich einmal mehr, als unsere Lippen langsam den Kontakt zueinander verloren. „Frag mich mal.“ „Liebst du mich auch?“, fragte ich also kichernd, was auch Mark leise lachen lies. „Und wie.“, erwiderte er nur, bevor er mich erneut an sich zog und wir in eine weitere sanfte Knutscherei verfielen. Beinahe schon atemlos lösten wir uns schließlich voneinander und ich musste grinsen, als ich Marks rote Wangen sah. „Sollen wir mal weiter machen?“, fragte ich, jedoch nicht, ohne meinen Daumen über seinen Bart streicheln zu lassen. Zustimmend nickte er und startete dann das nächste Lied.

(Wären da draußen Monster vor der Tür
Und könnten wir den Donner am Boden spüren
Wär’s so kalt, dass der Atem friert
Hier drin wären wir safe)

Grinsend musste ich direkt am Anfang den Kopf zu ihm drehen. Monster, also. Für manche Paparazzi konnte es keinen passenderen Ausdruck geben.

Ich bau‘ uns eine Festung aus der Decke
Und sag‘ mir nicht, dass wir schon zu lang‘ im Bett sind
Das hier ist immer noch das beste aller Verstecke
Wer soll uns entdecken?
Unter der Decke

Erneut schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, bei den Erinnerungen an diese Tage im späten Herbst, als wir wirklich mehr Zeit im Bett als irgendwo anders verbrachten. Mein Babybauch explodierte damals förmlich und irgendwie war das die Zeit, in der wir das alles zum ersten Mal so richtig realisierten.

Tag und Nacht sind egal hinter dem Rollo
Unsere Wohnung der Mond, dieses Bett is Apollo
„Was darf’s sein, s’il vous plaît?“, ich hol’s vom Buffet
Kein Mensch kann uns sehen, die Zeit bleibt stehen

Mark kümmerte sich damals wirklich rührend um mich. Er umsorgte mich, verwöhnte mich und die Vorfreude auf unser Würmchen war ihm von Tag zu Tag mehr anzumerken. Wir waren in einer eigenen kleinen Blase.

Wären da draußen Monster vor der Tür
Und könnten wir den Donner am Boden spüren
Wär’s so kalt, dass der Atem friert
Hier drin wären wir safe
Wären da draußen Aliens und Spaceships
So nah dass jede Rettung schon zu spät ist
Uns beide suchen die vergeblich
Denn hier drin sind wir safe
Da-aha, ah-aha, ah-aha

Bereits zu Beginn der Pandemie, als wir unheimlich viel Zeit in unserer Wohnung verbrachten, kam dieses tiefe Gefühl von Zuhause auf. Ich fühlte mich wohl, sicher. Und obwohl soziale Kontakte auf ein Minimum reduziert waren, hatte ich dank Mark nie das Gefühl alleine oder gar einsam zu sein. Er genügte und unsere eigenen vier Wände genügten. Dieses Gefühl kannte ich vorher nicht, doch während der Schwangerschaft flammte es wieder auf und verstärkte sich, denn unser Zuhause würden wir bald mit einer weiteren Person teilen und würden für diese selbst das Zuhause sein.

Wegen möglicher Spione muss ich nah an dein Ohr gehen
Doch ich flüster‘ gerne rein, denn ich find‘ dein Ohr schön (uh)
Wir sind so schwer zu erreichen in unserem Fort
Und die Mailbox spielt vor, „Probier’s vielleicht morgen“

Auch wenn die Zeit wirklich schön war und wir super gern die Tage ganz für uns verbrachten, hatte das alles doch immer einen leicht bitteren Beigeschmack. Louis war immerhin unser kleines, ganz besonderes Geheimnis und das sollte er auch so lange wie möglich bleiben.

Wären da draußen Monster vor der Tür
Und könnten wir den Donner am Boden spüren
Wär’s so kalt, dass der Atem friert
Hier drin wären wir safe

Und weil wir so safe in unserer Wohnung waren, war auch unser Geheimnis so lange safe. Genau das würde es auch immer bleiben. Louis war unser größter Schatz , den wir für immer beschützen würden.

Wären da draußen Aliens und Spaceships
So nah dass jede Rettung schon zu spät ist
Uns beide suchen die vergeblich
Denn hier drin sind wir safe
Ah-aha, ah-aha, ah-aha (oh-ah)
Ah-aha (hah-aha), ah-aha, ah-aha
Uns beide suchen die vergeblich
Denn hier drin sind wir safe

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