Kapitel 27

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Mein Herz hämmerte laut in meiner Brust, während ich Paul nachlief. Worüber will er reden ? Über dir ganze Sache mit Rachel ? Ich platzte fast vor Neugier.

„Also ?", fragte ich und stemmte meine Hand in die Hüfte.

„Also-", begann er „Es tut mir leid." er schluckte hörbar und fuhr dann fort. „Du musst wissen, dass für mich Rachel und ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr zusammen waren. Ja, wir haben darüber geredet und ich habe gesagt, dass wir einfach abwarten sollten. Sie hat dem zugestimmt und war plötzlich total euphorisch und dachte wir wären wieder zusammen. Das entschuldigt es zwar nicht wirklich, aber ich wollte es mal aus meiner Perspektive erklären. Als sie dann wieder hier her kam war das wohl wegen mir. Sie will mich umstimmen. Ich hab ihr aber gesagt, dass ich nicht kann, doch sie versteht es nicht.", aufgebracht fuhr er sich durch die Haare und sah mich eindringlich an.

„Hope, ab dem ersten Moment in dem ich dich gesehen habe, hast du mich verzaubert und ich weiß nicht ob da überhaupt noch Gefühle für Rachel sind. Ich brauch dich!", fast schon flehend sah er mich an. Der Schmerz in seinen Augen war unverkennbar und ich glaube ihm. Doch war da so viel worauf ich keinen Einfluss hatte. Er griff nach meinen Händen und sah mich eindringlich an.

„Bitte, ich kann mich nicht von dir Fernhalten!", flehte er weiter und mir schossen Tränen in die Augen. Ich kann das nicht. Ich kann nicht wegen Rachel.

„Paul-", began ich und er fing an zu zittern. Heftig zu zittern. Er wurde ganz heiß. Also seine Körperwärme und ich entriss ihm meine Hände, als es zu unerträglich würde. Fragend sah ich ihn an. Er schüttelte sich die ganze Zeit ganz komisch.

„Paul?", wiederholte ich, jetzt aber eindringlicher.

„Ich muss gehen!", quetschte er rau heraus und drehte sich um und verschwand im Wald. Fragend blieb ich zurück. Was geht hier nur immer ab ? Was war das gerade ?

Kopfschüttelnd ging ich zurück zum Haus. Er kann sich nicht von mir Fernhalten? Mir lief ein warmer Schauer über den Rücken. Was hat das alles zu bedeuten. Mit roten Wangen verschwand ich erstmal im Bad und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Alle hier benehmen sich irgendwie seltsam. Sogar ich halluziniere in diesen Wäldern. Als die Gedanken an der Szene vorhin im Wald wieder in meinen Kopf kam, verdrängte ich sie sofort. Daran darf ich jetzt nicht denken. Ich atmete erstmal tief durch und blickte mein Spiegelbild verzweifelt an. Dann versuchte ich mich an einem Lächeln, was kläglich scheiterte. Ach egal jetzt. Nun entschlossener ging ich aus dem Bad raus und schlenderte zu den anderen die inzwischen eingetrudelt waren. Es war immer noch hell, jedoch hatte jemand schon das Lagerfeuer angeworfen. Ich pflanzte mich neben Seth und Jacob und entriss ihm seinen Stock wo er einen Marshmallow am Feuer erhitzte.

„Hey", protestierte Seth, doch da hatte ich schon den Marshmallow außerhalb seiner Reichweite gebracht. Ich kicherte und strich mir die Haare zurück.

„Musst du schon schneller sein Clearwater.", stichelte ich ihn. Er machte nur eine wegwerfende Handbewegung und nuschelte vor sich in, bis sich Jacob plötzlich verschluckte und in einen Hust-Anfall fiel. Ich klopfte ihm heftig auf den Rücken. Seine Augen tränten. Jedoch wurde er nach einiger Zeit ruhiger.

„Hier-", Ich bot ihm eine Wasserflasche an und er trank einige Schlücke. „Besser?", fragte ich ihn dann.

„Besser!", sagte er erleichtert und nickte mir dankend zu. Ich lächelte ihn an und sah in die Runde. Paul war inzwischen zurück gekommen und saß neben Sam. Mein Blick war mit seinem verbunden. Er muss mich die ganze Zeit beobachtet haben. Er zog abfällig eine Augenbraue hoch und schnaubte leise. Was ist sein Problem ? Ich schüttelte den Kopf.

„Sind da!", rief Emily mit Rachel und Embry im Schlepptau die riesige Körbe trugen. Die anderen Junge haben wohl als ich im Bad war Tische aufgestellt, worauf die drei die Körbe ablegten. Ich stand auf, verputzte den Rest meines gestohlenen Marshmallows und half den dreien das Essen auf dem Tisch zu verteilen. Sie nickten mir dankend zu. Als wir fertig waren legte mir Rachel einen Arm um die Schultern und wir schlenderten lachend zurück zum Feuer. Während ich wieder meinen Platz einnahm ließ sie sich neben Paul fallen. Demonstrativ legte er einen Arm und sie und zwinkerte mir zu, woraufhin ich schnell wegsah. So ein Spinner. Wahrscheinlich war das was er gesagt hat nur Spaß gewesen, um sich über mich lustig zu machen. Ich sah zur Seite und bemerkte, dass Jacob mich beobachtete.

"Ist irgendwas los ?", fragend sah ich ihn an. Er schüttelte nur den Kopf und schenkte mir ein Lächeln.

„Nein alles gut", antwortete er und sah wieder weg. Seltsam. Ich driftete mit den Gedanken etwas ab, als die anderen anfingen sich wieder zu unterhalten. Irgendwann stand ich auf und nahm mir etwas zu essen. Am Tisch stieß mich plötzlich etwas an. Ich sah nach rechts und erblickte Paul der sich auch etwas nahm und so tat als wäre garnichts los. Ich verdrehte die Augen. Arschloch, was ist sein verdammtes Problem? Ich schüttelte einfach wieder genervt den Kopf und setzte mich wieder.

„Ich möchte was ankündigen-", began Rachel „Ich bleibe erstmal wieder hier. Ich habe gerade Semesterferien und will wieder etwas mehr Zeit mit den Menschen verbringen die ich liebe.", sie grinste Paul an der den Blick gesenkt hielt. So ein Feigling.

„Das freut uns!", grinst Emily und lächelt, doch war das wirklich Freude die ich empfand ? Langsam kroch Eifersucht auf, welche ich bewusst herunterschluckte. Ich darf nicht! Wiederholte ich in meinem Kopf wie ein Mantra.

Danach verlief der Abend ruhig. Sie erzählte gruselige Schauergeschichten, wir lachten und trinken. Eventuell wurde sogar getanzt. Ich lächelte zufrieden, als ich abends im Bett lag. Schnell schrieb ich Derek noch, dass es mir gut ginge, bevor ich langsam ins Reich der Träume sank.

Ich war wieder im Wald. Diesmal war es mitten in der Nacht. Ich stolperte wieder durch den Wald und kam an der Lichtung an. Der Wolf, welcher in der Mitte der Lichtung lag, stand auf als er mich kommen sah. Mich überfiel keine Angst, als er auf mich zukam. Im Gegenteil, es fühlte sich beruhigend an. Ich fühlte mich beschützt. Als er bei mir ankam Strich ich ihn über den Kopf. Er gab ein Brummen von sich und schmiegte sich näher. Dann wechselte plötzlich die Szene. Wir waren immer noch auf der Lichtung und ich war über dem verletzten Wolf gehockt. Langsam trat wieder der Goldene Schein aus meinen Händen und heilte seine Wunden. Die Szene änderte sich erneut. Diesmal war ich hinter einem Baum versteckt und beobachtete den Wolf. Seine verletzten Wunden schlossen sich nach einer Zeit von selbst. Dann schüttelte er sich heftig und plötzlich war an der Stelle des Wolfes Paul. Er sah so verletzt aus. So zerbrechlich. Mir entwich ein Schluchzen, woraufhin Paul den Kopf in meine Richtung warf. Ich sah direkt in die Augen. Es waren dieselben Klugen und herzzerreißenden Augen wie beim Wolf.
Paul war der Wolf.

Bis(s) die Zeit stehen bleibt || langsame Updates, Paul lahote ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt