29I Past is your future

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Clay's PoV

George und ich waren gerade auf dem Weg zu mir nach hause. Als ich die Haustüre öffnete, nahm ich mehrere Stimmen wahr.
Ich erkannte relativ schnell die Stimme meiner Mutter - erneut.

Da George dabei war, wollte ich nicht wieder ausrasten. Er sollte keine Angst oder sowas vor mir bekommen, daher versuchte ich ruhig zu bleiben.

Ich lief in den Flur, legte den Schlüssel ab und lief anschließend ins Wohnzimmer.

Ich sah Mads und meine Mutter dort sitzen. Meine Mutter weinte.
Es machte mir aber ehrlich gesagt nichts aus. Wie oft hatte ich wegen meinen Eltern in jungen Jahren Tränen vergießen müssen, während es sie einen Dreck interessierte?

,,Was tust du schon wieder hier?'' fragte ich sie und versuchte, wie schon erwähnt ruhig zu bleiben.

George sah das erste mal meine Mutter. Ich schaute ihn an, er tat es mir gleich. Er wusste vermutlich nicht, ob er gerade fehl am Platz war aber das war er nicht. Er war derjenige, der dafür sorgte, dass ich nicht wieder ausrastete.

,,Dein Vater...'' fing sie an zu schluchzen.

Ich verdrehte meine Augen.

,,Es interessiert mich noch immer nicht'' unterbrach ich sie.

,,Er liegt im sterben, Clay. Er möchte euch, seine Kinder ein letztes mal sehen. Vor allem, möchte er dich sehen'' fuhr sie fort.

,,Mich? Aus welchen Gründen, soll er bitte mich sehen wollen? Aber weißt du was? Ich will ihn nicht sehen. Genauso wenig, wie ich dich sehen will also verschwinde.''

George legte seine Hand auf meine Schulter und flüsterte mir etwas in mein Ohr.

,,Komm mal mit''

Ich schaute ihn an und lief ihm hinter her in die Küche.

,,Vielleicht solltest du dorthin'' sagte er.

,,Was?'' 

,,Wenn er wirklich im sterben liegt, ist es das letzte mal, dass du ihn sehen kannst'' 

,,Es interessiert mich nicht, ich will ihn auch nicht sehen.'' entgegnete ich ihm.

Er musterte mich für eine Weile, ich tat es ihm gleich.

,,Du weißt doch ganz genau, was er mir alles angetan hat...'' murmelte ich.

,,Ja. Es liegt aber schon Jahre zurück und vielleicht gibt es auch eine Erklärung für sein Verhalten. Du weißt auch nicht, ob er noch immer so ist. Wenn du möchtest, komme ich auch mit dir.''

,,Aus dir ist also wie erwartet, kein richtiger Mann geworden. Du vögelst sie stattdessen.'' hörte ich schon die Stimme meines Vaters in meinem Kopf.

Ich schloss für einen Augenblick meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand George plötzlich vor mir. Er legte seine Hand an meine Wange und schaute mich an.

,,Ich weiß, wie hart das für dich ist aber ich bin für dich da. Du bist nicht alleine.''

Ich weiß nicht wie er das geschafft hatte aber schneller, als ich mich vorsehen konnte, stand ich im Krankenhaus mit George vor der Zimmertüre meines Vaters.

Mads war mit meiner Mutter bereits drinnen.

,,Ich kann da nicht rein''

,,Du kannst das'' entgegnete George und schenkte mir ein Lächeln.

Ich öffnete langsam die Zimmertüre und trat hinein. Ich sah meine Mutter und Mads um das Bett sitzen, auf dem er lag.

Er richtete seinen Blick auf mich. Seine Augen weiteten sich, genauso wie meine. Es war, als würde ich meine Kindheit mit seinem Anblick erneut erleben.
Er sah so alt und schwach aus, dabei war er nicht mal wirklich alt. So hatte ich ihn überhaupt nicht mehr in Erinnerung. Genauso wenig, wie er mich.

,,Wir lassen euch alleine'' sagte meine Mutter und verließ mit Mads den Raum.
So stand ich dort, mit George an meiner Seite und starrte meinen Vater an.

,,Es ist schön dich zu sehen'' kam es von ihm.

,,Wenn du dasselbe hören willst, tut es mir leid'' entgegnete ich ihm.

Er senkte seinen Kopf und schien nachzudenken.

,,Ich verstehe deinen Hass. An deiner Stelle würde ich mich auch hassen''

,,Ist das so?'' spottete ich.

George nahm meine Hand, um mich vermutlich beruhigen zu wollen. Als er meine Hand nahm, blickte mein Vater auf unsere Hände.

,,Sag's schon'' zischte ich.

Nun schaute er mich wieder an, jedoch irritiert.

,,Das ich eine Schwuchtel bin. Genauso, wie du es vorher gesagt hast'' fügte ich hinzu.

,,Ganz und gar nicht. Ich finde, dass aus dir ein starker junger Mann geworden ist'' Sagte er stattdessen.
Meine Augen weiteten sich.

,,Ich weiß, dass ich keine Zuneigung von dir verdient habe, die habe ich dir schließlich selber nie gegeben. Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.''

,,Warum wolltest du mich sehen?'' fragte ich ihn, um das Thema zu wechseln.

,,Mein Verhalten von damals, kann man nicht entschuldigen, dass weiß ich. Aber ich möchte gerne die restliche Zeit mit meinem Sohn verbringen und ihn besser kennenlernen. Ich kann und werde durch meinen Zustand nie etwas gut machen können, doch ich möchte dir zeigen, dass es mir leid tut und, dass ich nicht mehr so wie damals bin.''

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
Ich schaute zu George, der mir ein weiteres Lächeln schenkte.

,,Ich denke, dass er etwas Zeit braucht, um das ganze erstmal zu Verarbeiten'' wandte George schließlich ein.

,,Verständlich'' entgegnete mein Vater ihm.

George und ich saßen im Wohnzimmer bei mir Zuhause. Seit dem Besuch bei meinem Vater, war ich relativ ruhig. Anscheinend zu ruhig, denn George fing sich schon an Sorgen zu machen.

,,Alles gut?'' fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern.

,,Bring mich bitte einfach auf andere Gedanken'' flehte ich ihn an.
Im Moment hätte ich am liebsten an alles andere, nur nicht an meinen Vater gedacht.

George kam auf mich zu.
Er beugte sich über mich und zog mich in einen Kuss.
Ich stand auf, legte meine Hände um seine Hüfte und zog ihn an mich.

George reichte schon einzig und alleine, um mich die gesamte Welt vergessen zu lassen.

You're my weaknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt