Kapitel 1

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Da war er wieder. Etwa hundert Meter entfernt von mir stand wieder dieser Mann. Ich hatte ihn hier jetzt schon öfters gesehen. An einem See, abgeschieden von der Welt. Ich liebte es, an diesen See zu gehen, dort hatte man einfach seine Ruhe. Es war immer total still dort, nur selten traf man hier auf Menschen. Doch diesen Mann sah ich jetzt schon seit ein paar Wochen immer wenn ich hierher kam. Er saß einfach nur da und starrte auf den See. Genau wie ich es immer tat, doch seitdem er da saß, starrte ich eher auf ihn, als auf den See. Er hatte irgendwie was Besonderes, aber ich wusste nicht was. Ich war schon ein paar Mal kurz davor, zu ihm hinzugehen und ihn anzusprechen, aber ich traute mich nie. Doch für heute hatte ich mir vorgenommen, ihn anzusprechen. Aber als ich ihn da wieder so am Seeufer sitzen sah, traute ich mich schon wieder nicht. Wie sollte ich mich denn auch bemerkbar machen? Sollte ich mich laut räuspern, dass er mich bemerkt? Oder sollte ich mich einfach neben ihn setzen und ihn ansprechen? Ich entschied mich für letzteres. Also ging ich, dabei bedacht keinen allzu großen Lärm zu machen, auf ihn zu. Ich war noch nicht ganz bei ihm angekommen, da drehte er seinen Kopf zu mir. Na toll, jetzt dachte er bestimmt, ich wollte ihn erschrecken oder so. Vorsichtig lächelte ich ihn an. „Hallo.", sagte ich leise. Er lächelte selbstbewusst zurück. „Hallo!" Vorsichtig deutete ich auf den Platz neben ihn. „Darf ich mich zu dir setzen?" Er nickte. „Klar. Setz dich. Bist du alleine?" Ich fragte mich, wieso er das wissen wollte. Ein bisschen Angst, hatte ich irgendwie schon, als ich mich neben ihn setzte. Immerhin kannte ich diesen Mann gar nicht und sonst war keine Menschenseele hier zu sehen. Vorsichtig nickte ich. „Ja. Und du? Ich hab dich hier schon öfters sitzen sehen." Er lachte. „Und du hast dich nie getraut mich anzusprechen? Ich beiße nicht." Was sollte das denn? Als ob es selbstverständlich wäre, irgendwelche Männer anzusprechen, nur weil man die schon öfters gesehen hat. Darum zuckte ich einfach nur verlegen mit den Schultern. Er lachte wieder. „Nicht so schüchtern! Möchtest du ein Autogramm? Oder ein Foto? Ich sehe heute zwar nicht so gut aus, aber egal." Er grinste mich an. Ich hingegen starrte ihn nur verwirrt an. Ein Autogramm? War das jetzt ironisch gemeint? Oder war er einfach extrem selbstverliebt. Da er mich immer noch angrinste, grinste ich einfach mal zurück. Er war bestimmt nur witzig veranlagt. „Ach, ein andermal vielleicht." Jetzt war er es, der mich etwas verwirrt anschaute, allerdings nur kurz, dann lächelte er mich wieder abwartend an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Außerdem war ich total geflasht von seinem Anblick. Von nahem sah er noch viel besser aus, als von weiter weg. Er hatte leuchtend grüne Augen, und total süße Grübchen. Und irgendwas hatte er, was mich magisch anzog. Er sah mich immer noch lächelnd an. Ich räusperte mich. „Ich bin Maddie." Schon im nächsten Moment hätte ich mir für diese Aussage eine scheuern können. Noch uncooler ging es ja wohl nicht! Ich wollte doch eigentlich nur, dass er mir sagt, wie er heißt. Er lächelte mich immer noch an. „Cool, hi Maddie!" Er sah mich wieder abwartend an. Wollte er mir denn seinen Namen nicht sagen? Mensch, dem musste man ja echt alles aus der Nase ziehen. „Und du?", fragte ich schüchtern. Er guckte mich total verblüfft an. „Wie bitte?" „Wie heißt du?" Er sah mich an, als ob er noch überlegen würde, ob ich die Frage wirklich ernst gemeint hatte. Er fuhr sich nachdenklich mit seiner Zunge über die Lippe. Oh mein Gott, wie süß! „Florian." Ah, Florian also. Florian sah mich immer noch so an, als ob ich was im Gesicht hätte. Jetzt wurde er aber wirklich langsam unheimlich. „Äh, ja dann, Florian, ich geh dann auch mal wieder. Tschüs." Ich stand auf und wollte gehen, doch er hielt mich zurück. „Warte!" Ich drehte mich wieder zu ihm um. „Wie heißt du nochmal?" Ich hatte ihm meinen Namen doch gerade erst genannt. Wieso wusste er ihn denn jetzt schon nicht mehr? „Maddie." Er lächelte mich wieder an, diesmal jedoch nicht so selbstbewusst wie vorhin, eher schüchtern. „Tschüs, Maddie." Ich lächelte ihn noch einmal an und ging dann. Bevor ich den See aber ganz verließ, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Florian schaute mich immer noch an. Ich drehte mich ganz schnell wieder um und lief schnell zu meinem Fahrrad. Florian war irgendwie komisch. Zwar total gutaussehend, fast schon zu gutaussehend, aber komisch. Erst hatte er mich die ganze Zeit so angeguckt, als warte er auf etwas, und dann tat er so, als ob ich was Falsches gesagt habe.

Im Leben von Florian David FitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt