Kapitel 31

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Wenig später lag ich frischgeduscht in Florians großem Bett und starrte an die Decke. Ich hatte über meiner Jogginghose nur ein T-Shirt an und langsam wurde mir kalt, auch wenn ich dick eingemummelt unter der Decke lag. Ich zog mir die Decke noch höher und wartete weiter auf Florian, der sich im Badezimmer noch die Zähne putzen wollte. Wo er aber jetzt so lange blieb, wusste ich nicht. Draußen regnete es immer noch in Strömen und plötzlich zuckte ein heller Blitz durchs Zimmer und mein Herz setzte vor Schreck einen Satz aus. Oh nein, bitte kein Gewitter! Ich hasste Gewitter! Als nur wenig später der Donner ertönte, zuckte ich zusammen und kroch noch tiefer unter die Decke. Natürlich hatte ich gerade heute die Jalousien noch nicht zugezogen, da ich so den Regen noch besser beobachten konnte. Als es wieder blitzte stöhnte ich innerlich auf und stellte mich schon auf den nächsten Donner ein, erschreckte mich aber trotzdem zu Tode, als er plötzlich ertönte. Wo blieb Florian denn jetzt? Ein Blitz ließ wieder für eine Sekunde das Zimmer erhellen und kurz darauf ließ ein lauter Donner mir das Blut in den Adern gefrieren. Also wer in diesem Haus jetzt noch schlief, musste einen tiefen Schlaf haben. Den ich auf jeden Fall nicht hatte, solange dieses Unwetter wütete. Was war ich auch so ein Angsthase, was Gewitter anging? Ich zog die Decke über meine Augen und schloss die Augen, damit ich wenigstens die Blitze nicht mehr sehen musste. Was aber auch nicht unbedingt von Vorteil war, da ich so völlig unvorbereitet auf den Donner war und mich so jedes Mal umso mehr erschreckte. Aber plötzlich bewegte sich das Bett und zwei warme Beine schoben sich durch meine Beine, zwei warme Arme legten sich um meinen Oberkörper. Ich drehte mich auf die Seite und legte meine Stirn an Florians Brust. „Warum bist du so kalt?", flüsterte er und strich mir zärtlich mit der Hand über den Rücken, als ich wegen dem nächsten Donner zusammenzuckte. „Weiß nicht, mir ist irgendwie kalt.", flüsterte ich. Florian küsste mich auf den Kopf und nahm mich noch fester in den Arm, hörte dabei aber nicht auf über meinen Rücken zu streichen. Als der nächste Blitz durchs Zimmer zuckte überzog mein Körper eine Gänsehaut und mir wurde wieder kalt. Der Donner ertönte kurz danach und ich zuckte wieder zusammen. Peinlich! Florian löste sich vorsichtig von mir und stieg aus dem Bett, um die Jalousie komplett zuzumachen. Jetzt konnte man wenigstens die Blitze nicht mehr sehen. Er kramte aus seinem Schrank eine Kapuzenjacke von ihm und reichte sie mir. Dankend zog ich sie an und wartete darauf, dass Florian wieder neben mir lag, um mich dann wieder in seinen Arm zu legen. „Entschuldigung, dass ich so ein Angsthase bei Gewitter bin.", murmelte ich. Florian lachte leise. „Macht doch nichts, ich find das total süß!" Ich verdrehte die Augen und kuschelte mich wieder an seine Brust. Als der nächste Donner ertönte zuckte ich schon nicht ganz so doll mehr zusammen, und irgendwann war ich so müde, dass sie mir fast gar nichts mehr ausmachten. „Ich schlaf gleich.", murmelte ich schon im Halbschlaf. Florian lachte leise. „Dann schlaf. Ich bin bei dir." Das letzte, was ich mitbekam, bevor ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlief, war, wie er mir einen leichten Kuss auf meinen Kopf gab.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich genau in Florians grüne Augen und zuckte schon wieder zusammen. „Florian!" Er grinste. „Ja?" „Du hast mich erschreckt! Was starrst du mich so an?" „Du bist so wunderschön.", flüsterte er und küsste meinen Nacken. Ich lächelte und strich ihm durch seine Haare. „Weißt du was heute ist?", murmelte er, während er weiter meinen Nacken küsste. „Ähm, Donnerstag?" „Genau, das heißt nur noch ein Tag bis zum Wochenende! Bis du endlich bei mir einziehst!" Ich lachte. „Und Samstagabend gehen wir feiern.", murmelte er wieder. Verwirrt löste ich mich von ihm und sah ihn an. „Wieso?" Florian ließ seinen Kopf zurück aufs Kissen sinken und nahm eine Haarsträhne von mir. „Na dann können wir reinfeiern. Wir können auch was anderes machen. Musst du wissen." Ich sah ihn immer noch verwirrt an. Wusste er etwa von meinem Geburtstag? Aber ich hatte ihm das genaue Datum nie genannt. Da war ich mir ziemlich sicher. Florian zog amüsiert die Augenbrauen zusammen. „Du weißt aber schon, dass du Sonntag Geburtstag hast?" „Ja natürlich weiß ich das, aber ich wusste nicht, dass du das weißt!", sagte ich immer noch verwirrt. Florian grinste amüsiert. „Natürlich weiß ich, wann du Geburtstag hast!" „Woher? Ich habe es dir nie gesagt!" Florian grinste immer noch. „Maddie, es gibt genügend Möglichkeiten, an deinen Geburtstag heranzukommen! Du hast gesagt, du hast im April Geburtstag, das hatte ich im Hinterkopf, und als dann plötzlich April war hab ich mich selber drum gekümmert." Ich kicherte. „Wie denn?" Florian zuckte aber nur geheimnisvoll mit den Schultern. „Tja" Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn schmollend an. „Florian..." Florian lachte und leider ging in diesem Moment der Wecker, den ich genervt ausschaltete. Wenigstens war ich schon wach und konnte so noch einen Moment liegen bleiben. Doch Florian dachte gar nicht daran liegen zu bleiben und stand auf. „Was machst du?", fragte ich ihn jammernd. Florian sah mich amüsiert an und zog die Augenbrauen hoch. „Ich mach Frühstück, damit wir, bevor du zur Arbeit musst, noch gemütlich frühstücken können. Wobei gemütlich wohl auch nicht mehr in Frage kommt.", fügte er mit einem Blick auf die Uhr hinzu. Ich verdrehte die Augen und stieg ebenfalls aus dem Bett, um mich anzuziehen und schließlich ins Badezimmer zu gehen. Nachdenklich packte ich meinen Waschbeutel aus und machte mich fertig. Heute war Donnerstag, ab Sonntag würde ich dies jeden Tag haben, da musste ich nicht mehr aus meinem Waschbeutel leben. Ich freute mich schon wahnsinnig darauf, doch gleichzeitig war es irgendwie komisch. Ich seufzte und machte mich schnell fertig, um dann in die Küche zu gehen, wo Florian wieder mit Frühstück auf mich wartete. Morgen würde ich mal Frühstück machen! „Dein Handy hat gerade geklingelt.", sagte er, als ich mich hinsetzte. Fragend sah ich ihn an. „Wer war denn dran?" Florian zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich geh doch nicht an dein Handy." Ich lachte und stand auf, um mein Handy zu nehmen, was auf der Fensterbank lag. Ich hatte einen unbeantworteten Anruf und eine Nachricht von Sophia. War etwas passiert? Ich öffnete die Nachricht und stockte. Sie hatte nichts geschrieben, nur einen Link geschickt. Stirnrunzelnd öffnete ich den Link und erstarrte, als mir ein Foto von Florian und mir entgegensprang. „Alles okay?", fragte Florian mich. „Ja, alles gut.", murmelte ich und sah mir das Foto genauer an. Es wurde vorgestern im Englischen Garten aufgenommen, als wir uns wieder vertragen hatten. Das Bild sprach praktisch tausend Bände. Das Bild zeigte uns, wie wir uns küssten. Florians Hand lag auf meinem Gesicht, man konnte sehen, dass ich geweint hatte, und unsere Blicke sahen so verlangend und gleichzeitig verzweifelt aus, dass jeder Blinde hätte sehen können, was da losgewesen war. Das Bild mit dem dazugehörigen Artikel gehörte zu einer Münchener Zeitung. „Florian David Fitz – endlich vergeben?", lautete die Schlagzeile. „Am Dienstagnachmittag wurde Schauspieler Florian David Fitz zusammen mit einer jungen Frau im Englischen Garten gesehen. Nach schon mehreren Anzeichen, wie zum Beispiel der Rosenkauf vor ein paar Monaten (wir berichteten), ist nun anzunehmen, dass der gutaussehende Schauspieler nun endlich eine Frau gefunden hat, mit der er glücklich wird. Doch wer ist diese blonde Frau? Man hat sie zuvor noch nirgendwo gesehen. Aber vielleicht äußert sich Florian David Fitz bald selber dazu... ;-)", lautete der Artikel. Scheiße, das war nicht gut, das war gar nicht gut! Langsam sah ich zu Florian, der mich mittlerweile besorgt ansah. Schnell sah ich wieder weg, ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich auch ansah. „Was ist denn?", fragte er wieder. Ich legte mein Handy zurück auf die Fensterbank und lächelte ihn an. „Nichts, unwichtig. War nur Sophia, uninteressant, Mädchenkram und sowas." Immer noch lächelnd setzte ich mich zu ihm an den Tisch. Florian sah mich immer noch ziemlich misstrauisch an, er glaubte mir nicht. Ich war aber auch eine furchtbar schlechte Lügnerin. Trotzdem tat ich so, als wäre nichts passiert und begann, mir lächelnd mein Brötchen zu schmieren. „Ich freue mich schon so auf das Wochenende, wenn ich endlich bei dir einziehe. Ich glaube so lange brauchen wir mit dem Umzug auch gar nicht, so viele Sachen hab ich nämlich nicht.", versuchte ich vom Thema abzulenken. Ohne Erfolg, Florian sah mich nur noch misstrauischer an. „Maddie...?", fragte er argwöhnisch. „Was ist passiert?" Ich schüttelte lächelnd den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Nichts, alles okay! Wirklich!" Ich merkte schon, lange würde ich es nicht durchhalten ihn anzulügen. Da er mir vor allem sowieso nicht glaubte. „Maddie, was ist los?", er betonte dabei jedes Wort so stark, dass ich nachgiebig seufzte und mein Brötchen ablegte. Ich nahm mein Handy und klickte zum zweiten Mal den Link zu der Zeitung an, dann gab ich Florian das Handy. Mit einem fragenden Blick nahm er mir das Handy aus der Hand und las sich den Artikel durch. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck leider nicht richtig deuten, er sah komplett unberührt aus, was mich nur noch unsicherer machte. Als er mir das Handy irgendwann wieder gab, hatte ich beinahe Angst ihn anzusehen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie er reagieren würde. Unsicher sah ich ihn an, doch er lächelte mich nur an und aß sein Brötchen weiter. Doch ich sah, dass sein Lächeln gestellt war. „Florian?", fragte ich ihn unsicher. Er sah mich an und lächelte sein gestelltes Lächeln weiter. „Es ist mir egal.", sagte er. „Es ist dir nicht egal, du brauchst vor mir gar nicht so zu tun als ob!", warf ich ihm vor. Florian sah mich an und legte schließlich seufzend sein Brötchen ab. „Diese scheiß Presseleute, ich versteh echt nicht, was so interessant ist an meinem Leben, dass sie so etwas veröffentlichen!", sagte er verärgert. Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, schwieg ich einfach und sah ihn unsicher an. Florian bemerkte meinen unsicheren Blick und lächelte mich diesmal echt an. „Mach dir keine Sorgen, okay? Es ist egal! Sollen sie sich doch die Mäuler zerreißen. Ich werde dazu keinen Kommentar abgeben. Und du solltest das auch nicht tun, falls sie dich belagern sollten." Ich nickte nur und sah auf meine Uhr. „Ich muss los.", murmelte ich und stand auf. Florian nickte und stand ebenfalls auf. Ich ging in den Flur und zog meine Jacke an, als er plötzlich hinter mir stand und mich in den Arm nahm. „Es ist alles gut, okay? Mach dir bitte keine Gedanken darüber. Und wie du schon gesagt hast, irgendwann hätten sie es eh rausgefunden. Es ist egal. Wir geben einfach keinen Kommentar dazu ab und dann war's das. Ich hoffe nur, dass sie dich in Ruhe lassen werden." Besorgt sah er mich an. Ich versuchte ihn anzulächeln und küsste ihn. „Bis nachher." „Bis nachher, mein Engel.", sagte er liebevoll und zog mich wieder an sich. Bei seinen Worten wurde mir wieder ganz warm ums Herz. Eigentlich fand ich Kosenamen albern, aber ich liebte es, wenn er mich Engel nannte, warum auch immer. „Und denk bitte nicht weiter drüber nach, okay?", flüsterte er in meine Haare. Ich nickte und atmete noch einmal seinen Geruch ein und verließ dann seine Wohnung, mit einem ganz komischen Gefühl in der Magengegend.

Im Leben von Florian David FitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt