Kapitel 23

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Als ich wieder aufwachte, lag ich neben Florian in seinem Bett. Florian hatte den Arm um mich gelegt und schlief. Bei einem Blick auf die Uhr sah ich, dass es schon zwei Uhr war. Mist, ich musste wohl eingeschlafen sein, als ich mich nur kurz zurücklehnen wollte. Wie peinlich! Florian schien das aber nicht weiter gestört zu haben, denn immerhin lag er hier mit einem Lächeln auf dem Lippen neben mir und hatte seinen Arm um mich gelegt. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und versuchte dann wieder einzuschlafen. Doch ich träumte total schlecht. Ich träumte, dass ich mit meinen Eltern im Auto saß, als der Unfall passierte. Wir fuhren gemeinsam im Auto, wir sangen freudig zu der Musik und unterhielten uns angeregt, alles war perfekt. Doch dann ertönte plötzlich ein Knall und auf einmal wurde alles schwarz. Alles war schwarz und still, totenstill. Das einzige, was man hörte, war mein lauter und unkontrollierter Atem. Eine sanfte Stimme holte mich irgendwann in die Wirklichkeit zurück. „Maddie... wach auf." Eine Hand streichelte zärtlich meine Wange. Ich schlug erschrocken die Augen auf und blickte genau und Florians grüne Augen, die mich besorgt musterten. Mein Herz raste und meine Hände waren nass geschwitzt. „Du hast nur geträumt, Maddie.", flüsterte er und strich mir vorsichtig die Haare aus meiner Stirn, um mir darauf einen Kuss zu geben. Ich versuchte mich krampfhaft an meinen Traum zu erinnern, bis ich plötzlich wieder den Knall hörte und mich erinnerte. Ich träumte den Traum nicht zum ersten Mal, nach dem Tod meiner Eltern träumte ich ihn fast jede Nacht, nur eigentlich ging er noch weiter. Aber zum Glück hatte Florian mich geweckt. „Danke.", flüsterte ich kaum hörbar. Florian streichelte wieder lächelnd meine Wange. „Wofür?", fragte er mich leise und gab mir noch einen Kuss auf die Stirn. „Dass du mich aus diesem Traum geholt hast." Florian schmunzelte und nahm mich in den Arm. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust und sog seinen Geruch ein. Sofort fühlte ich mich wieder sicher und geborgen. „Tut mir Leid wegen gestern Abend.", murmelte ich in sein T-Shirt rein. Florian strich mir über den Kopf und lachte. „Das macht doch nichts, ich fand das echt süß. Du warst richtig gesprächig." Er lachte wieder, woraufhin ich ihm vorsichtig gegen seine Brust schlug. „Du bist doof! Immerhin hast du mich abgefüllt!" „Ich dich abgefüllt? Ich konnte ja nicht ahnen, dass du nach ein paar Gläsern Wein schon gleich so betrunken bist. Aber du bist ja zum Glück nicht anfällig auf Wein.", lachte er wieder. Ich schmollte nur. „Das ist echt gemein. Eigentlich bin ich nicht so schnell betrunken, außer bei Wein, da bin ich leider sehr schnell von betrunken." Florian lachte. „Ja, das sagtest du gestern schon. Oder so was ähnliches... Na ja, ist ja auch egal. Hast du Hunger? Wollen wir frühstücken?" Ich nickte und schälte mich aus dem schönen warmen Bett.

Als wir später beim Frühstückstisch saßen, grinste Florian mich unternehmungslustig an. „Irgendwelche Pläne für heute?" Ich schluckte mein Brötchen runter und schüttelte den Kopf. „Nö, nichts Besonderes. Ich muss nachher nur noch einkaufen. Und du?" Florian grinste. „Es hat heute Nacht draußen richtig schön gefroren, was hältst du von Schlittschuh laufen?" Ich verschluckte mich prompt an meinem Kaffee. „Florian, du musst wissen, ich bin eine totale Niete in sowas. Mal davon abgesehen ist es bestimmt zehn Jahre her, dass ich zuletzt auf einer Eisbahn stand." Florian sah mich fassungslos an. „Wie bitte? Macht man sowas nicht mindestens einmal im Jahr? Mit seinen Kumpels? Oder Freundinnen in deinem Fall? Maddie, ich glaub's ja nicht!" Ich lachte. „Wir machen so etwas eben nicht." Florian schüttelte nur ungläubig mit dem Kopf. „Na dann wird's ja heute höchste Zeit! Wir gehen gleich nach dem Frühstück los. Okay?" Ich nickte. „Okay, wenn du dich unbedingt mit mir blamieren willst..." Florian lachte. „Werde ich schon nicht." Ich grinste ihn nur besserwisserisch an.

Als wir nur wenig später in München auf der Eisbahn standen, war mir etwas mulmig zumute. Es war wirklich schon ewig her, dass ich das gemacht hattee, ich würde mir bestimmt sämtliche Knochen brechen. Ich war ja sowieso so ungeschickt! Naja, dann würde Florian eben schuld sein. Der übrigens sofort losgebraust war. Wahrscheinlich dachte er, ich hätte beim Frühstück übertrieben und würde ihm so hinter fahren können. Tja, falsch gedacht. Vorsichtig versuchte ich einen Fuß vor den anderen zu setzen, um mich überhaupt zu bewegen. Als ich gerade mein ganzes Gewicht auf nur einem Bein verlagert hatte, verlor ich plötzlich das Gleichgewicht und fiel genau auf meinen Po. War klar. Doch bevor ich aufstehen konnte, zogen mich von hinten zwei Hände an meinen Armen nach oben. Na toll, hätte Florian nicht zwei Sekunden schneller sein können? Doch als ich mich umdrehte, stand nicht Florian hinter mir, sondern ein blonder Kerl, etwa in meinem Alter, der mich angrinste. „Wohl nicht so ganz fit im Schlittschuh laufen?", fragte der Typ mich immer noch grinsend. „Äh ne, hab das lange nicht mehr gemacht.", murmelte ich und sah mich suchend nach Florian um. Wo war der denn jetzt? Der Kerl streckte mir seine Hand hin. „Ich bin Sebastian!" Ich reichte ihm meine Hand und sah mich weiter suchend um. „Maddie.", murmelte ich und sah ihn wieder an. Sebastian hatte total blaue Augen, die mich freudig anstrahlten. „Schöner Name! Passt zu dir." Ich sah ihn perplex an. Versuchte der hier gerade mit mir zu flirten? „Danke.", brachte ich nur leise hervor. Doch Sebastian ließ sich gar nicht aus der Ruhe bringen, er lächelte mich freudig weiter an. „Kommst du hier aus München?" „Ne." Sebastian lachte. „Du redest auch nicht gerne, oder? Oder bist du einfach nur schüchtern? Da drüben ist ein Café, da könnten wir etwas trinken gehen, wenn du magst." Meine Güte, der Kerl nervte mich. „Nein, danke." Ich wollte mich einfach umdrehen und weggehen, doch aufgrund meiner super Eislaufkünste rutschte ich wieder aus. Doch diesmal fiel ich nicht hin, da Sebastian mich rechtzeitig auffing. „Huch, da wärest du fast schon wieder hingefallen. Ich glaube es ist keine so gute Idee, weiter alleine rumzulaufen. Wenn du möchtest, kann ich es dir beibringen." Er lächelte mich weiter an, doch ich versuchte, mich möglichst schnell aus seinem Arm zu befreien. „Nein, danke, ich lern es schon alleine. Schönen Tag noch!" Ich drehte mich, diesmal jedoch vorsichtiger, um, doch diesmal hielt er mich am Arm fest. Konnte der mich nicht einfach in Ruhe lassen? Und wo war Florian überhaupt? Ich warf Sebastian einen genervten Blick zu. „Hey, heute ist wohl nicht dein Tag, oder? Wie gesagt, mein Angebot steht, da drüben ist das Café. Ich bezahl natürlich auch." Er zwinkerte mir zu, was ich nur mit einem Augenrollen quittierte. „Nein, danke! Ich möchte mit Ihnen weder einen Kaffee trinken, noch möchte ich mit Ihnen Schlittschuh laufen. Könnten Sie mich bitte einfach ...", doch weiter kam ich nicht, da sich plötzlich ein Arm um meine Taille legte. Florian! Na endlich! Florian sah ihn missbilligend an und zog mich noch enger zu sich. „Kommst du Maddie?" Er gab mir einen zärtlichen Kuss auf meine kalte Wange, woraufhin ich lachen musste. Das Gesicht von Sebastian war Oskar würdig! „Du hättest auch einfach sagen können, dass du einen Freund hast.", murmelte er beleidigt. „Ich wollte nicht unhöflich sein und hab gedacht, du merkst es schon, nachdem ich dich einmal abweise. Na ja, ist ja nicht schlimm, probier's doch bei der da hinten ...", ich zeigte auf irgendeine Frau. „... die sieht sehr nach Kaffeetrinken aus." Sebastian sah mich nur genervt an. „Danke für den Hinweis. Und du ...", er wandte sich an Florian. „...pass gefälligst mal besser auf sie auf, ich musste ihr wieder aufhelfen, weil du ja nicht da warst!" Florian sah ihn nur weiter missbilligend an. „Vielen Dank, doch nun kann ich meine Pflicht ja wieder erfüllen." Er gab mir noch einen Kuss auf meine Wange und zog mich dann mit sich, was jedoch zu erneuten Komplikationen führte, da ich schon wieder das Gleichgewicht verlor, doch diesmal fing Florian mich gekonnt auf und sah mich entschuldigend an. „Tut mir leid, dass ich dich kurz alleine gelassen habe, ich hatte ehrlich gesagt gedacht, du könntest wenigstens ein bisschen Schlittschuh fahren, und würdest mir hinterher kommen, aber da hab ich mich wohl getäuscht.", sagte er grinsend und nahm meinen Arm. „Komm, ich helfe dir." „Sehr freundlich...", murmelte ich nur. Florian lachte und führte mich vorsichtig über die Eisbahn. Nach einer halben Stunde bekam ich es dann auch tatsächlich hin, ohne Florians Hilfe vorsichtig über die Eisbahn zu fahren, und es machte sogar richtig Spaß. Nach ein paar Stunden ließen wir uns dann erschöpft auf einer Bank fallen. „Wollen wir gehen?", fragte Florian mich. Ich nickte und nur kurz darauf saßen wir wieder bei Florian im Auto. „Fährst du mich nach Hause? Ich muss noch einkaufen..." Florian sah mich enttäuscht an. „Okay, wenn du möchtest..." Ich lachte. „Hör auf mich mit diesem Hundeblick anzusehen, Florian! Wir sehen uns doch morgen wieder!" Florian setzte noch einmal einen extra Hundeblick auf. „Florian, ich muss wirklich noch einiges erledigen." „Och man...", murmelte Florian. „Florian du bist echt wie ein kleines Kind!", lachte ich. Florian sah mich wieder mit großen traurigen Augen an. Ich seufzte. „Na gut, dann komm ich heute Abend, wenn ich alles erledigt habe wieder, okay?" Florians Augen fingen wieder an zu strahlen und er grinste. „Okay, damit kann ich leben." Ich lachte. „Irgendwann werde ich schaffen, deinem blöden Hundeblick zu widerstehen!" Florian grinste nur hämisch. „Ach komm, du hättest doch selber nicht alleine schlafen wollen." Ich lachte und stieg aus dem Auto. „Vielleicht.", sagte ich zum Abschied und knallte die Tür hinter mir zu. Ich lief um das Auto rum und stellte mich vor Florians Tür hin und machte Zeichen, dass er das Fenster runter fahren sollte. „Ich hab was vergessen.", sagte ich grinsend. Florian grinste ebenfalls und zog mein Gesicht zu ihm hinunter. „Bis nachher!", flüsterte er in den Kuss hinein. Ich löste mich von ihm und strubbelte ihm einmal durch seine schönen Haare. „Bis nachher, Kind!" Er grinste und ich winkte ihm noch einmal zum Abschied.

Im Leben von Florian David FitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt