Als ich aufwachte, lag ich immer noch in seinen Armen. Er war nicht weggegangen. Als ich zu ihm hochguckte, grinste er mich an. „Na, wieder wach?“ Ich richtete mich auf und strich mir die Haare glatt. „Oh Gott, tut mir leid, ich wollte eigentlich nicht einschlafen, ich weiß auch nicht, wieso ich plötzlich so müde wurde, wahrscheinlich, weil ich die Nacht über nicht so viel geschlafen habe, tut mir wirklich leid.“ Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Hey, ist doch nicht so schlimm.“ „Wie lange habe ich denn geschlafen?“ „Och es ging eigentlich, zwei Stunden glaube ich.“ Zwei Stunden? Ich hatte zwei ganze Stunden lang in seinen Armen geschlafen? „Und was hast du solange gemacht? Du saßest doch nicht die ganze Zeit hier, oder? Oh man, das tut mir so leid! Warum hast du mich denn nicht aufgewacht?“ Florian spielte grinsend mit einer Haarsträhne von mir. „Weil du so süß aussahst, als du geschlafen hast. Und ich saß die ganze Zeit hier.“ Beschämt guckte ich auf den Boden. Jetzt hatte er zwei Stunden gewartet, nur weil ich blöde Kuh eingeschlafen war. Hatte er mich etwa so lange angeguckt? Oh mein Gott, wie süß! Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Doch das nahm Florian mir glücklicherweise wieder ab. „Wollen wir vielleicht einen kleinen Spaziergang machen? Mittlerweile tut mein Hintern doch schon etwas weh.“ Er lachte. Ich jedoch schämte mich nur noch mehr. Jetzt tat sein süßer kleiner Hintern wegen mir auch noch weh. Florian strich mir die Haarsträhne, mit der er gerade noch gespielt hatte, hinters Ohr. „Hey, das ist nicht schlimm! Ich hätte ja auch einfach aufstehen können. Und jetzt hör auf so bedröppelt zu gucken!“ Ich versuchte zu lächeln und löste mich aus seinem Arm. „Na dann komm, lass uns spazieren gehen.“
Es war ziemlich kühl draußen, alles war nass und es roch auch noch ein bisschen nach Regen. Die Straßen waren leer, nur ein älterer Mann mit einem Hund kam uns entgegen. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Irgendwann räusperte Florian sich. „Ich gehe gerne nach einem Gewitter spazieren. Da ist die Luft noch so sauber und es ist fast keiner draußen.“ Ich musste lächeln. „Du triffst nicht gerne auf andere Menschen, oder?“ Florian sah mich erstaunt an. „Wie kommst du darauf?“ „Na ja, du bist ziemlich oft an dem See hier in Dachau, obwohl das eine halbe Stunde mit dem Auto von dir entfernt ist. Aber du gehst gerne zu dem See, weil es da so ruhig ist, und nie jemand da ist. Dann hatte ich den Eindruck, als ob du Sophia und Maja auch nicht unbedingt über den Weg laufen wolltest. Und jetzt erzählst du mir, dass du gerne nach Gewittern spazieren gehst, weil man auch da keine Menschen trifft.“ Ich grinste ihn wieder an, Florian schaute beschämt zurück. „Ich habe nichts gegen andere Menschen, falls du das jetzt denkst.“ „Das denke ich nicht.“ Florian lächelte mich an, doch ich merkte, wie er etwas zögerte. „Ich habe nur manchmal gerne meine Ruhe.“ „Fandst du es damals vor einer Woche schlimm, dass ich dich angesprochen habe? Habe ich dich genervt?“ „Nein, du hast mich nicht genervt, ich fand das auch nicht schlimm. Zum Glück hast du mich angesprochen, sonst hätten wir uns wahrscheinlich nie kennengelernt. Und das wäre doch schade.“ Er zwinkerte mir zu. „Stimmt.“, sagte ich nur leise. Florian schaute zu mir rüber und lächelte. Was er wohl gerade dachte? Schnell versuchte ich, das Thema zu wechseln und nebenbei noch etwas über ihn heraus zu finden. Er erzählt ja leider nicht viel. „Lebt deine Familie eigentlich auch in München?“ Ich schaute Florian an, der sich wieder mit seiner Zunge über die Lippe leckte. „Ja.“ „Und besuchst du deine Familie oft?“ „Es kommt drauf an, wie viel Zeit ich habe. Manchmal sehe ich sie mehrere Wochen nicht, manchmal besuche ich sie aber auch zwei Mal in einer Woche. Eigentlich versuche ich sie möglichst oft zu besuchen.“ Ich lächelte. „Darf ich raten? Deine Familie lebt etwas abgeschieden auf dem Land, oder in einem kleinen Dorf bei München?“ Florian lachte. „Stimmt, meine Eltern wohnen auf dem Land, dort betreiben sie ein Hotel. Beziehungsweise meine Schwester und mein Schwager betreiben mittlerweile das Hotel, aber meine Eltern wohnen in einem kleinen Häuschen nahe bei dem Hotel und mein Vater sieht dort immer nochmal nach dem Rechten.“ Florian sah mich an und lächelte wieder. „Und deine Eltern? Wohnen die auch hier in Dachau?“ Ich schluckte. Eigentlich hätte ich mir ja denken können, dass wenn ich ihn nach seinen Eltern ausfragte, er auch was über meine Eltern wissen wollte. Doch genau da traf er bei mir auf einen wunden Punkt.„Maddie?“ „Ja, ich ähm… meine Eltern… “ Ich bemerkte Florians fragenden Blick auf mir und seufzte. „Meine Eltern sind vor neun Monaten bei einem Autounfall gestorben…“ Betreten sah ich auf den Boden. Ich versuchte immer, dieses Thema zu verdrängen, denn wenn jemand das Thema ansprach, oder es reichte schon, wenn mich eine Kleinigkeit daran erinnerte, dann brach ich meistens in Tränen aus. Und das wollte ich vor Florian nun wirklich nicht. Florian schien auch nicht zu wissen, was er sagen sollte. „Oh… das tut mir leid.“ Ich versuchte ihn anzulächeln, was mir allerdings nicht gelang, da ich wirklich krampfhaft versuchte, meine Tränen zurückzuhalten. „Ist schon okay, lass uns einfach nicht drüber reden.“ Florian schien noch zu zögern, redete jedoch auch nicht weiter drüber, wofür ich ihm sehr dankbar war. Wir liefen noch eine Weile schweigend nebeneinander her, doch als wir wieder vor meiner Wohnung angekommen sind, räusperte er sich. „Maddie, ich fürchte, ich muss langsam wieder los…“ „Okay.“ Lächelnd versuchte ich mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Ich traute mich nicht zu fragen, wann wir uns wiedersehen würden. Hoffentlich hatte ich ihn mit dem Tod meiner Eltern jetzt nicht vergrault. Florian sah schweigend nach oben in den Himmel. „Ich fürchte, die nächsten Tage können wir uns nicht wieder zufällig beim See treffen, der Wetterbericht meldet nur Regen.“ Er sah mich an und ich ahnte, was gleich kommen würde. Dass wir uns bestimmt irgendwann noch einmal wieder sehen würden. Doch ich wollte nicht auf den Zufall warten! Florian schien meine Gedanken zum Teil erraten zu haben, denn er grinste nur. „Was hältst du von morgen Abend acht Uhr bei mir? Dann koch ich für uns.“ Ich sah ihn erstaunt an. Er wollte mich wiedersehen! Ich musste nicht auf den Zufall hoffen, ihn irgendwann einmal wieder zu sehen. Florian grinste wieder. „Hast du etwa gedacht, dass ich dich nicht wiedersehen will? Also tut mir leid, dir das jetzt so sagen zu müssen, aber ich fürchte, so schnell wirst du mich dann doch nicht mehr los.“ Ich lachte und Florian strich mir wieder zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Hey, du lachst ja wieder. Also, was ist jetzt mit morgen?“ Ich nickte. „Morgen um acht Uhr bei dir.“ Florian lachte und zog einen zerknitterten Zettel mit einem Stift aus seiner Jackentasche. Wieso hatte der Stifte in seiner Jackentasche? Also Zettel okay, wenn man gerade keinen Mülleimer da hat, aber Stifte? Na ja gut, Frauen hatten schließlich auch Stifte in ihren Taschen, vielleicht hatten Männer dann Stifte in ihren Jackentaschen. Lächelnd gab er mir den Zettel, wo er schnell seine Adresse drauf geschmiert hatte. „Danke!“ Schüchtern lächelte ich ihn an. Er grinste zurück. Dann kam er auf mich zu und umarmte mich zum Abschied. Ich war total perplex, erwiderte die Umarmung jedoch. Doch leider löste er sich auch ziemlich schnell schon wieder von mir. „Bis morgen, Maddie!“ „Bis morgen!“ Und damit stieg Florian in seinen Wagen und fuhr davon. Ich stand immer noch auf der Straße und blickte ihm hinterher. Er hatte mich umarmt. Und morgen würde ich ihn wiedersehen, und zwar bei ihm zu Hause! Ich konnte es jetzt schon fast nicht aushalten, vor Aufregung. Verträumt ging ich zurück in die Wohnung, wo mich Maja schon erwartete. „Na, wieder da? Wo ward ihr denn?“ „Wir waren spazieren, du neugierige Kuh!“ Ich lachte und auch Maja verfiel in lautes Gelächter. „Also bitte, ich und neugierig? Niemals! Und wann seht ihr euch wieder?“ „Morgen Abend um acht bei ihm.“ „So spät noch?“ „Er will kochen.“ Maja zwinkerte mir verschwörerisch zu. „Oh, na dann.“ Plötzlich fiel mir etwas siedend heiß ein. „Maja!“ „Ja?“ „Hilfe!“ „Was ist?“ „Ich habe gar nichts zum Anziehen! Jedenfalls nichts für diesen Anlass! Scheiße, was mach ich denn jetzt?“ Maja sah mich nur verwirrt an, anscheinend konnte sie das nicht nachvollziehen. Plötzlich öffnete sich die Haustür und Sophia stand mit uns im Flur. „Hi, da bin ich wieder.“ Sie sah meinen verzweifelten Blick und nahm mich in den Arm. „Och Maddie, hat er sich immer noch nicht gemeldet? Denk doch einfach mal an etwas anderes, als immer nur an ihn, das Leben ist so schön, der ist es doch wirklich nicht wert! Ich weiß, dass das nicht einfach ist, aber du musst ihn so langsam mal vergessen, er ist wirklich ein Dummkopf wenn er verspricht sich zu melden und es dann nicht tut.“ Maja zog die Augenbrauen hoch. „Ja, oder Maddie ist der Dummkopf, weil sie ausversehen eine Zahl vergessen hat.“ Sophia sah Maja verwirrt an. „Was?“ Ich fing an zu lachen. „Maja! Man, das war voll peinlich!“ „Hallo? Kann mir mal bitte jemand verraten, was hier eigentlich los ist?“ „Maddie hat beim Aufschreiben ihrer Telefonnummer für Florian eine Zahl vergessen, darum hat Florian sie nicht angerufen. Die Nummer war falsch. Das ist los!“ Sophia sah mich mit großen Augen an und ich kicherte wieder. „Heißt das, ihr habt euch wieder getroffen?“ „Ja, Sophia, das heißt es. Und wir wollen uns morgen Abend um acht Uhr wieder treffen und ich habe nichts zum Anziehen!“ Maja verdrehte die Augen, doch Sophia strahlte mich an. „Wir gehen morgen shoppen! Nach der Arbeit! Kommst du mit, Maja?“ „Ne danke, lass man. Ich habe jetzt Hunger!“ Sophia schwenkte grinsend eine Plastiktüte, die sie immer noch in ihrer Hand hielt. „Dagegen habe ich auch eine Lösung! Ich habe Döner mitgebracht!“ Wir lachten und begaben uns dann in die Küche, um die Döner zu essen.
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Im Leben von Florian David Fitz
FanfictionDie 25-jährige Maddie ahnt noch nicht, auf wen sie sich da einlässt, wenn sie sich mit Florian trifft. Bis sie eines Tages herausfindet, wer er wirklich ist und eine Beziehung mit ihm eingeht.