Ich setzte mich in einen der beiden Sessel in die hintere Ecke des Raumes und blieb ganz ruhig da sitzen. Wie schon die letzten Male tat mir die Ruhe nicht gut. Meine Gedanken schweiften zum Brief, zu den Briefen, zu Charlet und zu Marie, zu Jack, zu Sara und zu dem Tod.
Ich dachte an Jana, das kleine Kind ,welches sich umgebracht hat. An ihr unschuldiges Lächeln mit dem Messer am Hals. Ich starrte die Bücherwand vor mir an und bemerkte ein Buch mit einem purpurroten Einband. Es war größer als die anderen in der Reihe. Als ich danach greifen wollte schneite Sara in den Raum hinein. Ich erschrak mich so sehr, dass ich zurückfiel und fast den Sessel mit auf den Boden riss. „Na Na Na ich bin zwar umwerfend aber so nun auch wider nicht." Scherzte Sara fröhlich. „Wie kannst du fröhlich sein ,wenn wir vor einer halben Stunde noch auf einer Beerdigung waren?" Antwortete ich. „Es muss weiter gehen und das muss Jack auch noch erkennen. Vielleicht gehst du nachher mal zu ihm ,weil er dich ja anscheinend sehr interessant findet." Ich schnaubte... "Eine persönliche Unterhaltung gab es einmal und danach nie wieder. Ich würde ihn nicht interessiert nennen." "Nun ja aber du bist schon sehr interessiert was ihn angeht ,das hat man ja in der Umkleide gesehen." Ich vergaß schon ,dass wir vorhin auf einer Beerdigung war, als ich ihr freundschaftlich gegen die Schulter boxte. "Ich werde nachher mal schauen... aber nicht weil du es sagst Sara!" lächelte ich und schaute sie herausfordernd an. Sara nickte zustimmend und stand auf. Sie ging Richtung Bücherregal und nahm das eine rote Buch heraus. "Ich hatte gesehen ,dass du es dir vorhin nehmen wolltest. Kann ich verstehen. Es ist ein sehr interessantes Buch. Es handelt von der Geschichte unserer Box und viele haben vor uns hinein geschrieben. Nimm es und lies. Aber mach das lieber alleine." Sie hielt mir das große und schwere Buch hin und ich nahm es. Es war noch schwerer als ich erwartet hatte und kurz dachte ich ich würde es fallen lassen. "Danke Sara. Ich bin froh dich zu haben." sagte ich und meinte jedes Wort total ernst. Anstatt einer Antwort zog mich Sara hoch in eine tiefe und innige Umarmung. Sie roch nach einer schönen frischen Rose. Tief in meinem Kopf erinnerte ich mich an einen Garten und ich sah mich selbst ,wie ich an einer Rose roch.
Wir lösten uns und Sara wollte schon fast wieder gehen ,als ich sie fragte "Wohin gehst du eigentlich die ganze Zeit Sara? So groß ist das hier nicht." "Mit der Zeit Alice wirst du alles erfahren. Aktuell darf ich dir leider nicht alles sagen. Vielleicht solltest du das Buch einfach lesen." sagte sie jedoch nur und die Antwort genügte mir jedoch nicht. Ich wollte meinen Mund schon öffnen ,als sie sich umdrehte und hinauslief. Enttäuscht und traurig zugleich ging ich in den Flur hinaus. Die Kerzen waren fast alle komplett heruntergebrannt und da wo vorher der Sarg stand stand nun ein Foto von Charlet. Ich erinnerte mich an Saras Wörter und ging Richtung Jacks Zimmer. Es lag genau gegenüber von mir und ich klopfte an die Tür.
Es reagierte niemand und auch als ich erneut klopfte reagierte keiner. Ich versuchte es ein letztes Mal ,bevor ich die Klinke herunterdrückte und die Tür sich langsam öffnete.
Jacks Zimmer war ähnlich aufgebaut ,wie meins. Jedoch hatte er überall Papiere liegen und auch Pflanzen ,welche unter einer Sonnenlampe standen. Hier drin roch es nach ihm so stark ,dass mich sein Duft fast überwältigte. Ich erkannte ihn fast gar nicht ,doch dennoch sah ich etwas riesiges unter seiner Decke liegen. Ich setzte mich auf den Rand und zog die Decke weg. Jack lag in seinem Anzug zusammengerollt in seinem Bett. Die Augen waren voller Tränen und er sah mich nur kurz an. "Jack steh bitte auf." sagte ich ihm als ich an seiner Schulter rüttelte. "Jack..." er reagierte überhaupt nicht. Ich hatte Angst um ihn und machte mir Sorgen. Er hatte glasige Augen. "Jack ich weiß du kanntest Charlet gut ,aber - " "Nichts weißt du!" unterbrach mich Jack. Ich erschrak und blickte ihn entsetzt an. "Du bist erst seit zwei Tagen hier und denkst du kennst dieses Spiel und du kennst diese Menschen. Du weißt nichts Alice Rose." Es fühlte sich so an ,wie die schlimmste Ohrfeige ,die ich je hatte. Erst nach kurzer Zeit realisierte ich ,was er gesagt hatte. "Rose? Woher willst du wissen ,wie ich heiße. Ich weiß es nicht, woher du?" Anscheinend bemerkte Jack jetzt auch erst selber ,was er gesagt hatte und versuchte offensichtlich sich eine Ausrede auszudenken. "Alice... Ich... Ich meinte das nicht so. Ich kenne deinen Nachnamen nicht. Das war nur daher gesagt."
Ich glaubte ihm nicht. Ich glaubte keinem mehr. War alles hier gelogen? War ich hier gefangen? Wer wusste Bescheid? Wusste Jack Bescheid? Ich setzte mich weit genug weg von Jack und sah ihn verstört an.
"Jack du hast jetzt nur noch zwei Möglichkeiten. Möglichkeit Eins du erzählst mir jetzt alles ,oder Möglichkeit zwei. Ich werde nicht mehr spielen und wenn auch nur ein Funken war war an dem was du erzählt hast, dann werden wir alle sterben."
Jack sah mich mit einem schmerzerfüllten Gesicht an. Er wischte die Tränen weg und seufzte. Und da wurde es mir klar. Endlich, Endlich konnte ich es sagen. Ich kriegte Antworten.
"Alice. Das was ich dir jetzt erzähle ,weicht von einigen anderen Dingen stark ab. Und bevor du etwas darüber denkst. Ja, Alle wussten Bescheid. Und doch durfte es dir niemand sagen.
Vielleicht hast du es schon herausgefunden, dass du in dem Komplex des CRI bist. Ausgeschrieben bedeutet dies Character Reshaping Institution. Auf Deutsch also Charakter Umwandlungs Institut. Dein Charakter wird nicht richtig umgewandelt, sondern eher überprüft. Bevor du in die Box kamst ,warst du selber nicht mit deinem Leben zufrieden. Du warst nicht von dir selber überzeugt und hattest höhst wahrscheinlich Suizid Gedanken. Du und deine Eltern haben also zusammen entschieden dich hierhin zu bringen. In dieser Box sollst du lernen dein Leben zu wollen. Solltest du verlieren stirbst du ,was ja auch vorher dein Wunsch war. Solltest du jedoch den Ehrgeiz finden und leben wollen ,dann war das Experiment ein voller Erfolg." Mein Kopf versuchte alle Informationen nacheinander zu verarbeiten. "Du spinnst wohl. Als ob irgendjemand dieses hier sich selber antut." Er wirkte jedoch nicht verwirrt nein, er sah sehr ernst aus. "Nicht jeder ist freiwillig hier. Manche Eltern zwingen ihre Kinder dazu ,weil sie mit dem Verhalten nicht zufrieden sind. Sie hoffen ,dass ihre Kinder sich verändern.
Doch seitdem du hier bist hat sich sehr viel verändert. Früher waren die Herausforderungen seltener. Früher starben nicht so wenig. Früher starben viel mehr. Es starben welche täglich. Heute sterben nur noch wenige. Ich frage mich immer noch ,wieso Charlet starb. Solche Prüfungen waren nie so einfach. Es steht in den Aufzeichnungen von den früheren Spielern, dass wenn ein Spieler kommt sich das Spiel zum Ende neigt. Eine Endherausforderung ,wo 99% getötet werden. Und ich glaube du bist diese Spielerin. Wir konnten dir nichts erzählen bis dass wir uns sicher waren. Ich habe Sara darum gebeten sich dir zu nähern ,damit wir Klarheit erhalten.
Wir haben nur noch eine Chance. Wir müssen fliehen und ich weiß du glaubst mir nicht mehr ,aber so war es nie. Alice alle werden sterben und du auch. Du bedeutest mir viel zu viel als das ich dich dieser Herausforderung aussetzen könnte. Sein Mund suchte den meinen. Mir wurde immer wärmer als er mir näher kam.
Meine Hand schnellte hervor und knallte gegen seine Wange. Bevor ich seine Reaktion sehen konnte stürmte ich in mein Zimmer und schloss ab. Ich ließ meine Panikattacke zu. Ich fing an zu weinen und wurde immer wütender.
Ich wurde von jedem angelogen. Jeder war schlecht zu mir. Ich werde sterben. Ich darf niemandem mehr vertrauen. Gibt er mir die Schuld für irgendeine Endherausforderung und das sich dieses Institut nicht mehr meldet.
Ich lag auf dem Boden. Die Tränen bildeten eine kleine Pfütze unter mir. Ich hörte mehrmals Sara ,wie sie vor meiner Tür stand, doch auch sie war nicht ehrlich zu mir.
Niemand war es und wenn erinnerte mich nicht mehr.
Mein Leben war und ist scheiße und ich kann nichts mehr dagegen tun.
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Life or Death - its our choice
AdventureOhne Erinnerungen beginnt für Alice ein Lauf gegen den Tod. Doch wie soll sie aus der Box hinauskommen und wie soll sie dieses abgekartete Spiel gewinnen. Kann sie ihren Mitspielern vertrauen? Oder versucht jeder nur in diesem Spiel sein eigenes Le...