Kapitel 24 - Wie kannst du du sein?

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Schlitternd kam ich vor einer robusten Tür aus Eisen stehen. Ozon hatte mich ein Stockwerk höher durch eine an der Seite liegende Treppe geführt, indem er durch das Stromnetzwerk herausfand wo sich welche Wachen befanden. Die Tür hatte keinen Schlitz, durch den ich hätte durchschauen können. Ich atmete einmal durch bevor ich die Klinke in die Hand nahm und sie öffnete. Der Raum, welcher dahinter lag, war pechschwarz und ich konnte beinahe nichts erkennen. Das Licht ,welches von Flur hineinschien, ragte ein oder zwei Meter hinein ,sodass ich erahnen konnte, wie lang der Raum ist. Ich musste an der Tür stehen bleiben, da sie sonst zufällt und war deswegen gezwungen ins Dunkle hinein zu sprechen.
„Hallo?" fragte ich und erst kurz danach fiel mir ein, dass jeder Film einem beibrachte genau das nicht zu tun. Plötzlich fiel etwas metallenes scheppernd zu Boden. Ich sprang einen Satz nach hinten und die Tür fiel schon fast zu als sich eine Hand dazwischen stellte und die Tür aufhielt. Ich konnte erkennen wie zärtlich und filigran die Hände eigentlich waren doch Staub und Dreck verdeckten diese. Ich öffnete die Tür mit einem schnellen Schubs und das Mädchen wurde vom Licht offenbart. Sie hatte blonde Haare welche ihr über die Schulter gingen. Mit ihren kastanienbraunen Augen schaute sie mich fragend an. Sie trug einen grauen Pulli und eine graue Hose. Überall war Dreck verteilt und als sie auf einen Schalter in der Innenseite drückte flackerte eine einzelne von der Wand baumelnde Glühbirne auf. Das Zimmer wurde von gelblichen Licht erhellt und ich erkannte ein kleines und enges Bett, einen ebenso kleinen Stuhl mit Tisch und auf dem Boden eine Schüssel ,welche kopfüber auf dem Boden lag.
„Wer bist du?" fragte das Mädchen und sie klang nicht schwach wie ich es erwartet hatte. Sie richtete sich auf tapste Richtung Bett und ließ sich drauf fallen. Ich wollte ihr folgen nahm deswegen Ozon aus der Tasche stellte ihn vor die Zelle und sagte „kannst du uns hier irgendwie rausholen wenn es Zeit wird?" Ozon piepte zustimmend und ich ließ die Tür zufallen. Das Geräusch von fallenden Tür kam mir inzwischen allzu bekannt vor und in mir breitete sich das inzwischen wohl bekannte unheimliche Gefühl aus.

Das Mädchen kam mit einigen schnellen aber kurzen Schritten auf mich zu gelaufen und ehe ich reagieren konnte hatte sie ihre linke Hand an meiner Wange. Ihre Augen musterten mich. Ich war zu geschockt um mich zu bewegen und schaute ihr zurück in ihre Augen. Eine halbe Ewigkeit standen wir so da nur wenige Zentimeter voneinander bis sie sich rührte und umdrehte. „Ich brauche deine Hilfe nicht" Ich war verwirrt. „Bitte was? Ich habe doch nichts getan." „Du bist eine Rose." „Eine Rose? Was hat das alles hier mit meiner Familie zu tun." Blitzartig drehte sie sich um und schnauzte mich an „Deine Eltern sitzen in einem Riesen Palast und massieren sich gegenseitig in dem Wissen dass hier hunderte von Kindern eingesperrt sind und um ihr Leben fürchten nur weil sie die Cinneburgs nicht unter Kontrolle hatten." Ich wollte etwas erwidern. Ich wollte sie anschreien, ihr sagen, dass sie so über meine Familie nicht sprechen soll, doch etwas in mir hielt mich zurück. Eigentlich hatte sie recht. Meine Eltern unternahmen nichts. Sie sind eigentlich Könige. Sollten sie nicht die Macht haben diese Box einzunehmen? Gerade sie? Ich fühlte mich als wäre mir der Boden unter den Füßen weggezogen worden. „Ich weiß nicht wie meine Eltern sind. Ich habe auch meine Erinnerungen verloren. Ich weiß nur dass ich hier raus will und dich mitnehmen werde." sagte ich zu ihr mit der größtmöglichen Entschlossenheit die ich aufbringen konnte.
Das Mädchen schaute mich an und nun nach deutlich weniger Zeit erschien ein kurzes Lächeln auf ihren Lippen. Mit einen Schritt Nach vorne reichte sie mir ihre Hand und sagte:

„Ich heiße Marie"

Geschockt schaute ich sie an. Erneut lächelte sie. „Anscheinend kennst du mich schon und wunderst dich wohl warum ich noch warm bin." „Sara hatte erzählt du wärst" Sie unterbrach mich Abrupt „Sara lebt? Ein Glück dass Jack sie nicht getötet hat. Sag mal wie heißt du überhaupt?" „Alice" „Freut mich dich kennenzulernen Alice. Also wir haben einiges aufzuholen bevor wir hier verschwinden. Setz dich und erzähle mir alles."

Alice erzählt Marie alles. Von ihrer Ankunft in der Box, zum Rosenschlüssel, zu Jacks Tod durch Charlet und wie sie entkommen ist.

„Du hast einen ganz schön praktischen Würfel. Ozon hieß er oder? Dass Jack tot ist macht mich nicht traurig. Aber naja es war schon immer klar, dass Charlet die stärkere von beiden ist. Danke Alice und vielleicht sollte ich dir nun meine Geschichte erzählen." Und marie fing an zu erzählen:

Wir hatten eine Aufgabe. Damals gab es nur Jack, Charlet, Sara und mich. Sara und ich waren nicht in ihre Geheimnisse eingeweiht, sodass wir auch nichts von dir wussten. Die Aufgabe war ein lebensgroßes Puzzle von riesigen Quadraten zu lösen, jeder für sich in einem eigenen Raum. Normalerweise hätte ich diese Aufgabe mit Bravur bestanden, aber irgendwas war anders. Ständig fielen die Klötze wieder aus ihrer Fassung, sodass ich es nicht lösen konnte. Irgendwann fiel ein Stein quer durch den Raum und ich drehte mich um um ihn aufzuheben. Als ich mich wieder umdrehte stand unser Koloss Mister Cinneburg vor mir. Ich schrie zuerst laut auf als die Wachen ihre Waffen hobten und irgendwas auf mich abfeuerten. Jetzt weiß ich es war was zum betäuben. In meinem Halbschlaf konnte ich sehen wie sie einen Körper in die Mitte des Raums lagen und den restlichen Raum anzündeten. Bis heute sind die Flammen nicht aus meinen Augen verschwunden. In zahlreichen Verhörungen wurde ich über dich ausgefragt Alice. Also über den Rosenschlüssel. Durch die kleinen Informationen die mir gegeben wurden habe ich mir ein Bild von meiner Lage gemacht. Doch vor knapp zwei Wochen hörten die Fragen auf. Seitdem bin ich nun hier und nun weiß ich wohl dass es an dir liegt."

Die Geschichte erstaunte mich. Sie legte offen wie lange sie schon nach mir gesucht hatten. „Marie hilfst du mir Sara und Vincent zu finden und zu entkommen." fragte ich sie schließlich.

Nun mit einem breiten Grinsen packte sie meine Hand ließ sich hochziehen und das erste mal seit Tagen konnte ich auch wieder lachen.

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