Kapitel 17 - ...er über uns hinüber weht.

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Sara und ich liefen Jack hinter her. Irene ,welche die gesamte Zeit über nur in einer dunklen Ecke saß richtete sich auf und stemmte sich über Papiere. "Was glaubst du wie er das geschafft hat?", fragte ich Sara als gerade die steinerne Tür hinter uns zuging. Sara antwortete nicht ,sondern zeigte nur stumm Richtung Box. Dort stand Vincent. Er schaute Jack an, welcher die Pistole auf ihn gerichtet hatte und anscheinend auf ihn wild einredete.

Vincent schaute uns plötzlich an. Seine warmen Augen trafen meine und ich fühlte mich so als würde er mich gerade durchleuchten. Sein Mund öffnete sich und ich meine meinen Namen zu lesen. Auch Jack musste in diesem Moment bemerkt haben ,dass Vincent ihn nicht gerade die meiste Aufmerksamkeit schenkte. Er drehte seinen Kopf zur Seite, sah mich und dann schaute er zwischen Vincent und mir hin und her. Auf seiner Stirn bildeten sich einige Falten. Er drehte sich komplett zu uns um und gestikulierte etwas mit seiner Pistole. Diese Gestik war mehr als einleuchtend. Er weißt uns unseren Platz zu. Egal was Vincent weiß ich muss so tun als wäre ich die asozialste Bitch die es gibt, also eigentlich wie Charlet. Ich und Sara blickten uns kurz aus unseren Augenwinkeln an ,um dann eine gelangweilte Mimik aufzusetzen. Wir schlenderten zu den beiden und stellten uns in ausreichend Abstand zu ihnen hin. Vincent musterte mich fragend ,doch anscheinend war er so schlau mit seinem Wissen nicht vor Jack anzugeben.

"So mein lieber. Du musst bestimmt verwirrt sein. Erkläre uns doch einfach wie du hier raus kamst, oder wohl eher woher wusstest du das alles so schnell. Denn," Jack machte eine kurze Pause während er mit ihm sprach, " Vincent, so heißt du, keiner war jemals so schnell." Er stand in einer Position da, in der er wie ein Herrscher von oben herab schaute. Vincent ließ sich jedoch nicht so leicht klein machen. Er machte sich größer und war auf Augenhöhe mit Jack. "Vielleicht bin ich einfach nur besser als alle anderen... wie heißt du nochmal?" Von hinten konnte ich erkennen ,wie Jacks Kopf eine rötliche Färbung annahm. Er hatte keineswegs erwartet ,dass Vincent sich gegen ihn auflehnen würde. In meinem Augenwinkel sah ich erneut Jacks Pistole ,welche in seiner Hand lag. Seine Knöchel traten weiß hervor ,da er so stark auf sie eindrückte.

Theatralisch schaute Vincent an Jack vorbei. Er hatte die Pistole schon anscheinend vorher gesehen war sich jedoch ziemlich sicher ,dass Jack nichts damit tun würde. Erneut war ich erstaunt ,wie selbstsicher er da stand. Er war nicht so wie ich panisch. Etwas war anders an ihm. Im Gegensatz zu uns war ihm das alles hier bekannt. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in meinen Magen.

Er hatte seine Erinnerungen noch.

Es machte für mich auf einmal Sinn. Er wusste sofort wie er herauskam und war anscheinend auch nicht durch irgendwelche Schmerzmittel zugedröhnt gewesen. Als er herauskam hat er uns auch nicht gemustert. Im Gegenteil, er hat mich so angeschaut als würden wir uns lange kennen, ziemlich lange. Er hat mich mit einem Gesicht angesehen ,welches mir anscheinend auch nicht unbekannt war. Ich konnte meine, ziemlich gute, Theorie jedoch noch nicht prüfen ,da ja immer noch Jacks Gebot über mir schwebt. Im Gegensatz zu Vincent habe ich nämlich doch Angst ,dass er etwas mit der Pistole macht.

"Jack was willst du mit ihm machen. Anscheinend lässt er sich nicht so gut manipulieren ,wie du dachtest.", sagte Sara. Ich erschrak mich und wollte sie anschreien. Wie kannst du nur so dumm sein? Er wird erneut auf dich schießen und diesmal nicht ins Bein. Doch Sara hörte nicht auf. Sie richtete sich so sehr auf ,wie es mit ihrem Bein ging und sah Jack entgegen. Jack fühlte sich eingeengt. So würde ich mich zumindest fühlen ,wenn ich von allen Seiten angegriffen werde. Selbst Irene scheint sich nicht einmischen zu wollen ,da sie sich versteckt hält. Jack stellte sich so hin ,dass er uns alle drei im Blick haben konnte. "Hört mir zu ihr drei. Egal was ihr vor habt. Ich bin derjenige mit der Waffe. Meinetwegen könnt ihr mich hassen ,aber ein falscher Schritt und ich bringe euch alle um." Erneut richtete er seine Pistole auf die Wand vor ihm und drückte ab. Ich zuckte zusammen. Vincent und Sara schauten jedoch beide nur gelassen auf die Wand. Die Patrone blieb in der Wand stecken. Sie hatte ein tiefes Loch an der Stelle ,wo sie eintrat, hinterlassen. Als wir uns alle wieder umdrehten war Jack im Kontrollzentrum verschwunden und wir drei standen alle vor uns. Es war still. Keiner wusste so richtig ,was gesagt werden sollte. Ich war immer noch neugierig ,was es mit ihm auf sich hatte, doch reden wollte ich nicht. Sara brach das Schweigen ,indem sie Vincent hinter sich herzog und Richtung Quartiere. Ich hörte nicht richtig zu was sie ihm erzählte ,da meine Gedanken sich schon wieder in das Wirr Warr zogen. Ich sah kurz ,wie Vincent zurück schaute und erneut trafen sich unsere Augen. Er wollte mir irgendwas sagen ,doch egal wie er es versuchte ich konnte ihn nicht verstehen.

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