Kapitel 18

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Auf dem Weg zum Lager versuchte Steppenwolf immer noch zu verarbeiten, dass Windblüte nun seine Jungen erwarten würde.

Es ging alles plötzlich so schnell. Vor weniger als einem Mond war er noch alleine und auf der Suche nach einer Gefährtin und Albträume bestimmten sein Leben und nun hatte er eine Gefährtin und die Träume waren beinahe verschwunden.

Er hatte seine Schwester und ihre Jungen verloren, das Vertrauen zu seiner ehemaligen Schülerin und engsten Vertrauten Blutsee ging in die Brüche, die Schwester seiner Gefährtin Windblüte war eine Verräterin.

Noch dazu kamen acht Streuner, die nun beim SchneeClan überwintern würden und deren Vertrauen sich der zweite Anführer des SchneeClans noch erarbeiten musste.

So viele neue Aufgaben und Herausforderungen warteten auf den rotbraunen Kater, mit denen er lernen musste, was es bedeutete ein wahrer Anführer zu sein.

Sicherlich würde seine Familie, insbesondere Windblüte und seine Jungen, einen großen Teil dazu beitragen, jedoch wurde Steppenwolf plötzlich bewusst, dass er viele Entscheidungen auch selber treffen musste, dass er nicht immer auf die Unterstützung seiner Familie zählen konnte.

Bei der großen Versammlung in der kommenden Nacht, würde er alleine neben den andern beiden Anführern stehen müssen und erklären, warum Akazienstern nicht seinen rechtmäßigen Platz einnehmen konnte und warum ein Streuner an einem Clantreffen teilnehmen durfte.

Außerdem müsste er Zyanstern zur Rede stellen, warum seine Krieger einfach in das Territorium eines anderen Clans eindringen und eine Patroullie angreifen, ohne ersichtlichen Grund.

Noch dazu kam der stehende Schmerz in seinem Flügel, der ihm alles abverlangte, sich auf den Pfoten zu halten und nicht kurz vor dem Lager zusammen zubrechen.

Steppenwolfs Herz schlug schnell und unkontrolliert in seiner Brust, das atmen viel dem Kater sichtlich schwer, als er sich den steilen Wiesenkamm hinauf zum Lager des SchneeClans schleppte.

Seine Pfoten waren wund vom Laufen und seine Muskeln brannten wie Feuer, ein unkontrollierbares Feuer, was jeden Teil seines Körpers von innen heraus zerstörte.

Die Sicht des Katers war verschwommen und wackelig. Der Weg vor ihm begann in wilden Schlangenlinien hin und her zu wandern.

Für einen kurzen Moment blieb der rotbraune Kater stehen und schüttelte seinen Kopf, um wieder klar sehen zu können, vergeblich.

Ergeben ging Steppenwolf weiter und versuchte krampfhaft nicht gegen das Schwindelgefühl zu verlieren und setzte wackelig eine Pfote vor die andere.

Plötzlich spürte er weiches Fell zu beiden Seiten und nahm verschwommen seinen Bruder Sturmjäger und seinen Clangefährten Fuchspelz wahr, die den verletzten zweiten Anführer beim Laufen unterstützten.

Völlig benebelt nahm Steppenwolf nicht mehr wahr, was die beiden Kater zu ihm sagten, beinahe so, als hätte er Federn in den Ohren, die seine Gehörgänge verstopften.

Schleppend kam die Patroullie voran. Windblüte und Nieselpfote unterstützten Federpfote, der sich vor Schmerzen kaum auf den Pfoten halten konnte, während Lasian nach weiteren Gefahren ausschau hielt.

,,Du tötest deinen Clan, Steppenwolf!"

Eine fremde, weibliche Stimme erklang klar und deutlich in seinem Kopf.

,,Du musst sie retten!"

Eine weitere Stimme mischte sich mit der ersten.

,,Er wird sie töten!"

Eine dritte, männliche Stimme mischte sich mit den beiden weiblichen Stimmen, bevor Steppenwolf plötzlich wildes Gekreische und Kampfgeheul wahrnahm.

,,Du musst uns helfen!"

Für einen kurzen Moment glaubte Steppenwolf drei Katzen vor sich wahrzunehmen.

Eine hellbraune Kätzin mit cremefarbenen Streifen, eine silbergraue Kätzin mit einem gelben und einem grünen Auge und ein matschbrauner Kater mit saftgrünen Augen, die voller Angst und Furcht zu dem rotbraune Kater sahen, bevor sie von merkwürdigen, schwarzbraunen Kreaturen angefallen und unter ihnen begraben wurden.

,,Töten! Töten! Töten!"

,,Gift! Gift! Gift!"

,,Tod! Töte ihn!"

,,Macht! Krieg! Blut..."

Steppenwolf versuchte zu schreien, als die kehligen, kratzigen Stimmen seinen Kopf füllten und ihn anschrien, doch drang kein Laut aus seinem Maul und der Griff seiner Clangefährten wurde stärker.

Als die sieben Katzen der Patroullie das Lager des SchneeClans erreichten, fühlte sich Steppenwolf plötzlich gebrechlicher und schwerer, als je zuvor.

Seine Beine taten höllisch weh, sein Flügel fühlte sich an, als würde er weiterhin in Flammen stehen.

Schleppend trat der rotbraune Kater ins Lager, wo bereits einige Katzen wild umher wuselten und besorgt auf die Patroullie zu warten schienen.

Sein Körper war ausgelaugt und fühlte sich an, als hätte er einen noch schwereren Kampf hinter sich, als er eigentlich ausgefochten hatte.

Sein Blick war immer noch trüb und erkannte nur kleine Umrisse und Farbflecken, die seine Clangefährten zu sein schienen.

,,Da sind sie!", rief Seeherz aufgebracht, als sie als erste, die sich annähernde Patroullie wahrnahm.

Sofort waren alle Blicke auf die sieben Katzen gerichtet und einige kamen auf sie zu gelaufen, um ihnen zu helfen.

Alles nahm Steppenwolf nur sperrlich wahr.

Innerlich focht er einen Kampf mit sich selbst und den Stimmen in seinem Kopf aus, die immer wieder schrill schrien und ihn zum Wahnsinn trieben.

,,Töten! Töten! Töten!"

,,Gift! Gift! Gift!"

,,Tod! Töte ihn!"

,,Macht! Krieg! Blut..."

Wild schreien brach Steppenwolf auf den sandigen Boden des Lagers zusammen und presste seine Vorderpfoten auf seine Ohren.

Die Stimmen wurden immer lauter und lauter.

Bilder von sterbenden Katzen, seiner Familie, die um ihr Leben kämpfte, Blut, Knochen und verwesten Körpern machten sich in seinem Kopf breit.

Verzweifelt kniff Steppenwolf die Augen zu und schrie weiter, sodass seine Lunge und sein Hals wie Feuer brannten.

Er spürte, wie ihn jemand schüttelte, doch die Stellen, an denen ihn die Pfoten berührten, brannten plötzlich wie Feuer, welches sich lüstern über seinen Körper verbreitete.

Vor Schmerz und Verzweiflung wandte sich der rotbraune Kater verzweifelt auf dem Boden und versuchte unsichtbare Gegner abzuwehren, die sich auf ihn stürzten.

Wildes Stimmengewirr drang an seine Ohren, die immer noch mit Federn und Wolle gefüllt zu sein schienen.

,,Holt doch jemand Trübblick! Sofort!"

Heiße Tränen liefen über seine Wangen, doch als Steppenwolf seine Augen öffnete versperrte ihm warmes Blut die Sicht, welches statt den erwarteten feuchten Tränen aus seinen Augen zu kommen schien.

Der metallische Geschmack der roten Flüssigkeit breitete sich auch in seinem Mund aus und ließ den zweiten Anführer würgen, doch sein Magen schien wie leer gefegt zu sein.

Alles was Steppenwolf noch wahr nahm, waren Pfoten, die ihn auf eine andere Katze hoben und die verzweifelten Schreie seiner Clangefährten, bevor die Welt um ihn schwarz wurde und er das Bewusstsein verlor.

Warrior Cats ~ The Leader's Secrets (In Bearbeitung) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt