Kapitel 26

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Vögel zwitscherten und suchten sich ihren Weg durch die kalte Luft des kommenden Winters, der bereits für Schnee gesorgt hatte, während Steppenwolf und Flusspfote gemeinsam zum Ahnentor flogen. Die Welt unter ihnen war teilweise noch weiß, doch langsam begann der leichte Schnee zu Schmelzen und gab das grüne Gras unter sich wieder frei.

Eine Ponyherde galoppierte mit zügigem Tempo über die nassen Wiesen und wieherten aufgeregt, als sie die beiden Katzen erblickten. So etwas war ihnen wohl noch nie unter gekommen.

Auch Steppenwolf war verwundert, dass Ponys auf den Wiesen zwischen ihrem Lager und dem Kiefernwald grasten.

,,Die Zweibeiner scheinen ihre Herden weiter raus zulassen", miaute er und blickte kurz zu Flusspfote, die zustimmend nickte.

,,Wir sollten den Anderen bei unser Wiederkehr Bescheid geben, dass sie aufpassen und auf alles achten sollen", schlug Flusspfote vor und sah kurz zu ihrem Bruder, bevor sie sich langsam in den Sinkflug begab.

Steppenwolf nickte und folgte seiner Schwester, wobei er nicht den Blick von der Ponyherde abwandte. Sie waren viel zu dicht an den Clans, was nichts gutes zu bedeuten schien. Wo Ponys waren, waren auch Zweibeiner und wo Zweibeiner waren, fand man auch Hunde.

Hunde, die Katzen angriffe, da sie in ihnen neue Spielgefährten sahen und sie mit ihrer Kraft und Tollpatschigkeit eher verletzten, als mit ihnen zu spielen.

Noch dazu, bargen die Zweibeiner eine noch größere Gefahr, als die Clans annahmen. Sollte auch nur ein Mensch eine SchneeClan-Katze fangen können, würden hunderte von ihnen die Wälder durchforsten, auf der Suche nach mehr ungewöhnlichen Katzen mit Flügeln.

Bei dem Gedanken lief es Steppenwolf kalt den Rücken hinunter und er war heilfroh, als er neben Flusspfote auf dem Boden kurz vor dem Ahnentor landete.

Der gewaltige, steinerne Bogen ragte unheimlich vor den beiden Katzen in die Höhe. Moos hatte sich fest auf den Steinen verankert und wurde hier und da von Efeuranken geteilt, die sich um den ganzen Bogen des Ahnentor schlangen.

Der tauende Schnee gab dem ganzen in Verbindung mit dem sumpfig wirkenden Boden einen widerlich verrotteten Geruch, bei dem Steppenwolf würgen musste.

,,Irgendetwas stimmt hier nicht..." Flusspfote tappte vorsichtig näher an das Ahnentor und schnüffelte, die Muskel angespannt, um sich sofort verteidigen zu können, falls es notwendig war. ,,Normalerweise ist das Ahnentor sauber, trotzt nur so vor Schönheit und Energie... Der BlitzClan sollte sich diesen Mond um die Reinigung kümmern..."

,,Aber anscheinend waren sie diesen Mond gar nicht hier." Steppenwolf folgte seiner Schwester, die nachdenklich nickte und langsam durch das Ahnentor schritt. Die Spannung, die an diesem Ort herrschte, prickelte in Steppenwolfs Pelz und ließ ihn nervös hin und her blicken, auf der Suche nach irgendwelchen Anhaltspunkten.

Der Schlamm, der sich zwischen seine Zehen presste erinnerte ihn an seinen Traum, an einem Ort, den er nicht einmal kannte und an die Stimme, die ihm immer wieder leise zuflüsterte, kurz bevor er erneut starb.

Wir werden uns schon früh genug kennenlernen, Steppenwolf...

Langsam näherten sich die beiden Clankatzen einer steilen Felswand, in der ein schmaler Spalt war, durch den gerade einmal eine Katze passte. Dahinter musste sich der Stein des Lichts befinden, an dem jeder neue Anführer seine neun Leben erhielt.

Flusspfote blickte Steppenwolf mit ihren blauen Augen an und bedeutete ihm, durch den Spalt zu laufen. ,,Ich kann dich nur bis hier her begleiten. Während einer Anführerzeremonie ist es mir nicht gestattet, mich in deiner Nähe aufzuhalten"

Steppenwolf nickte und blickte in die Dunkelheit des Felsenspalts. ,,Wir sehen uns gleich wieder..."

Langsam tappte er durch den Riss und spürte die kalten Steine dich an seinem Pelz. Steppenwolf realisierte, dass der Spalt in einen Gang führte, der von außen nicht zusehen war.

Die Kälte der Wände drang langsam durch sein Fell in seinen Körper und brachte den neuen Anführer zum zittern. Seine Flügel schleiften an den Steinen und verloren Federn, was sich durch ein leichtes Ziehen bemerkbar machte.

Dann erreichte er endlich den Ausgang und musste die Augen zusammenkneifen, als ihm schimmerndes Licht entgegen leuchtete.

Vor ihm ragte ein leuchtend blauer Stein auf, dessen heller Schimmer die steinernen Wände benetzte, wie eine Spinne einen Baum. Wasser tropfte von der Decke und bildete kleine Pfützen auf dem Boden, in denen kleine Kaulquappen ihr neues Leben begannen. Am selben Ort, wo auch Steppenwolf seine neuen Leben empfangen würde.

Die Augen weit geöffnet und den Mund offen, um alle Gerüche, die in der Luft lagen aufzunehmen, lief Steppenwolf durch die winzige Höhle. Unzählige Pfoten hatten den Boden um den Mondstein platt getreten und erzählten die Geschichten vergangener Anführer und Heiler.

Es fühlte sich falsch für den Kater an, nun hier zu stehen und in die Pfotenstapfen seines Anführers zu treten. Die Narbe auf seinem Kopf begann zu pochen, als er sich dem leuchtenden Stein näherte und ließ ihn zusammen zucken.

Der Auserwählte ist hier... Er ist bereit seine neuen Leben entgegen zunehmen und uns zu dienen!

Lauter und lauter wurden die Stimmen, als der rote Kater seine Schnauze immer schneller und näher an den Mondstein brachte und ihn schlussendlich berührte.

Sein Körper brach bei der Berührung zusammen und alles um ihn herum verschwamm. Ein stechender Schmerz zog sich durch seinen Schädel und brachte ihn an den Rande des Wahnsinns. Völlig verzweifelt begann er zu schreien und verkrampfte jeden seiner Muskeln.

Er hörte noch Flusspfotes schmerzerfülltes Schreien gedämpft an seinen Ohren, bevor der baldige, neue Anführer bewusstlos liegen blieb.

Als Steppenwolf die Augen öffnete und wieder zu Bewusstsein kam, wusste er sofort wo er war.

Der schlammige Boden, der modrige Geruch der in seiner Nase brannte, wie eine vergammelte Maus und das fahle Licht, der eigenartigen Sonne, welches auf seinem Pelz brannte wie Feuer, würde er nie vergessen, selbst wenn er nicht mehr jede Nacht hier her kommen würde.

Der rotbraune Kater sog tief die Luft ein, die ihn umgab und schloss kurz die Augen, bevor er erneut versuchte eine Pfote vor die andere zusetzen und zu seiner Verwunderung klappte dies.

Zwar angewidert von dem Schlamm zwischen seinen Zehen, aber froh darüber, sich endlich bewegen zu können, rannte Steppenwolf los. So schnell er konnte, versuchte er den kargen und toten Kieferwald zu erreichen, den er am Horizont erblickte, jedoch hatte er das Gefühl, dass er immer und immer weiter lief, ohne dem Wald auch nur einen Schritt näher zu kommen.

,,Gib es auf Steppenwolf, du wirst den Wald nie erreichen", miaute der fremde Kater, den er bereits die Nacht davor gehört hatte.

Doch als Steppenwolf versuchte sich zu ihm umzudrehen, blieb ihm dies verwehrt, als würde eine unsichtbare Kraft ihn dazu zwingen, immer weiter nach vorne zu schauen.

Warrior Cats ~ The Leader's Secrets (In Bearbeitung) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt