Sein Herz schlug rasend in Steppenwolfs Brust und seine Lungenflügel ächzten nach Sauerstoff. Ein kalter Schauer umgab ihn, als sich der Fremdling langsam näherte.
,,Du lernst es wirklich nie, du verweichlichter Haufen Fuchslosung oder? Du kannst nicht vor mir weg rennen", knurrte der Kater. Steppenwolf konnte seinen Atem an seinen eigenen Ohren spüren, so nah waren sie sich mittlerweile.
,,Akazienstern ist also tot..." Steppenwolf nickte daraufhin nur, da er es nicht wagte auch nur ein Wort in den Mund zunehmen, so lange er seinen Gesprächspartner nicht endlich gesehen hatte. Doch dieser begann nur zu lachen. Ein raues, kratziges Lachen, als würden Krallen über einen Schieferstein kratzen.
Der rotbraune Kater schluckte und senkte seinen Kopf.
,,Und nun wirst du also seinen Platz als Anführer des SchneeClans einnehmen?"
Und da sah er ihn. Der fremde Kater, der ihm schon so oft in den Albträumen der letzten Monde verfolgt hatte, stand vor ihm. Das schwarzbraune Fell durchzogen von einer schwarzen Tigerung, die an Birkenrinde erinnerte. Bedrohlich gelbe Augen mit gleißenden, roten Pupillen, die wie Feuer im Wind hin und her zuckten. Die Flügel, besser gesagt das, was von ihnen übrig war, an seinen Körper gedrückt und genauso zerfetzt wie das gesamte Fell des muskulösen Katers vor Steppenwolf.
Er wusste, wer dort vor ihm stand... Er kannte ihn aus alten Geschichten und Sagen, doch hatte Steppenwolf geglaubt, dass es ihn nicht geben würde...
,,Nadelstern..."
Dieser verzog sein Gesicht zu einer triumphierenden Grimasse und legte eine Pfote unter Steppenwolfs Kinn. Der schwarze Kater grub seine Krallen tief in das empfindliche Fleisch darunter und begann den rotbraunen Kater akribisch mit seinen gelben Augen zu mustern.
,,Ich bin erstaunt das du mich kennst. Hat deine Mutter dir von mir erzählt? Grüß sie schon von mir, wenn du wieder zu Hause bist, ja?"
Steppenwolf biss sich auf die Zunge und schluckte die metallisch schmeckende Flüssigkeit hinunter. ,,Was willst du von mir, du Bastard?"
,,Na na na Steppenwolf, wir wollen doch nicht beleidigend werden. Hat deine Mami dir nicht beigebracht artig zu sein? Besonders zur eigenen Familie?"
Nadelstern grub seine Krallen tiefer in Steppenwolfs Kinn, der dadurch gezwungen war, dem schwarzbraunen Kater in die Augen zu sehen.
,,Du gehörst nicht zu meiner Familie... Nicht nach dem, was du ihr angetan hast, was du dem gesamten SchneeClan angetan hast!"
Steppenwolf wollte sich befreien und wehren, doch steckten seine Pfoten zu tief in diesem merkwürdigen Schlamm fest, der die beiden Kater umgab.
Nadelstern lachte und blickte dann Steppenwolf wütend und zornig an. ,,Und du hälts jetzt gefälligst dein Maul. Du widerst mich an, Steppenwolf. Bekommst Junge mit der Tochter deines Cousins und wagst es dann noch deinen Großvater als Bastard zu beleidigen. Schämst du dich denn für gar nichts?!"
Der rotbraune Kater riss perplex seine Augen auf und zuckte nervös mit dem Schweif. ,,Nein... Windblüte ist nicht..."
,,Sie haben es euch also nicht erzählt." Wieder lachte Nadelstern. ,,Hach ich liebe unseren, von Inzest geplagten Clan... Kein Wunder, dass die Jungensterblichkeit so hoch ist! Deine Mutter Seeherz und Akaziensterns Mutter Karpfenfang waren Schwestern, meine Töchter! Und dein ach so toller Vater Querzahn ist ihr Großcousin. Jüngster Sohn von Wachtelschopf, kleinster Bruder meines verhassten Vaters Tigerfrost, der dieses widerwertige Gesetzt, dass der Nachfolger des Anführers aus dessen Familie stammen muss, eingeführt hat"
Steppenwolf konnte kaum fassen, was Nadelstern ihm in diesem Augenblick erzählte. Eigentlich sollte er doch bloß seine neun Leben erhalten und nun erfuhr er die elendige und perverse Geschichte seines Clans.
,,Tigerfrost, von der Angst geplagt, keinen würdigen Nachfolger mit sogenanntem ,,reinen Blut" zu zeugen, nahm seine Schwester Himmelflug zur Gefährtin und bekam mit ihr drei Junge... in drei Würfen. Alle anderen Jungen starben an verschiedensten Erbkrankheiten, die zuvor nur selten in meiner Familie auftraten, da dafür zwei Träger dieses Gens nötig waren um Junge, mit diesem Gen in die Welt setzen zu können... Meine Schwestern Greifentraum und Kohlenfang starben in meinen Pfote, Steppenwolf. Weißt du wie das ist, seine eigenen Schwestern durch die egozentrische Natur seines Vaters zu verlieren?! Weißt du das?!"
Die Wut und Trauer des schwarzbraunen Anführers schimmerte in seinen Augen, wie ein Sonnenuntergang auf einem See. Blut ran an Steppenwolfs Kehle hinunter, als er seinen Kopf leicht schüttelte und Nadelstern endlich seine Kralle von ihm zog.
,,Und nur du kannst diesem Elend endlich ein Ende setzen... Genau wie du, trug Akazienstern das Gen in sich und starb an dessen Folgen. Als ich versuchte diesen Spuk ein Ende zusetzen, verbannte mich Tigerfrost mit dem LichtClan hier her, gemeinsam mit meinen Söhnen und Töchtern, die ich mit einer BlitzClan-Kätzin hatte, um keinem meiner Jungen diesen Gendeffekt weiter zu vererben... Dein Cousin schaffte es nicht, doch er zeichnete dich, um sein Werk fortzuführen..."
Steppenwolf schluckte und erinnerte sich wieder an das Mahl, welches er seit Akaziensterns bitterem Tod auf der Stirn trug. Deswegen schmerzte es so, als ich hier her kam...
,,Aber wie soll ich denn bitte verhindern, dass diese Traditionen fortgeführt werden, wenn es immer noch Katzen im Clan gibt, die daran festhalten..."
,,Du musst es mit allen Mitteln versuchen... Schritt für Schritt erst einen, dann immer mehr Krieger auf deine Seite ziehen und dich gegen die Gesetze der Berge stellen... Sonst werdet ihr alle zu Grunde gehen, dem BlitzClan und den NachtClan mit eingeschlossen..."
Erst da realisierte Steppenwolf, dass diese Gesetze nicht nur für den SchneeClan galten, sondern für alle anderen auch und das so viel mehr auf dem Spiel stand als nur seine Familie.
,,Mein Clan erwartet von mir, dass ich mit neun Leben nach Hause komme und nicht mit solchen Neuigkeiten, Nadelstern..."
Dieser seufzte und lief auf und ab. ,,Und genau da liegt das Problem... Meine Kinder weigern sich nun auch dir deine neun Leben zu geben, nachdem Akazienstern sein Versprechen gebrochen hat und somit früher als angenommen die Krankheit bei ihm ausgelöst wurde..."
Der Stellvertreter starrte zu seinem Großvater und öffnete ungläubig sein Maul, aus dem Blut floss und zu Boden tropfte, wo es sich mit dem Schlamm zu einer homogenen Masse vermischte.
,,Aber ich kann dir ein Teil meines Lebens geben, womit du, falls du auf deiner Mission sterben solltest, einmal, wirklich nur einmal, wieder zurück ins Leben kommen kannst, hast du das verstanden?"
Steppenwolf nickt und wusste nicht, was er sonst machen sollte. Der Ernst seiner Lage wurde ihm erst bewusst, als Nadelstern seine Schnauze direkt auf die Stirnwunde des rotbraunen Katers legte und dieser vor Schmerz und Verzweiflung einen markerschütternden Schrei ausstieß.
Als der Schmerz versagte und Steppenwolf seine Augen wieder öffnete, befand er sich am Boden der Mondhöhle wieder und blickte in Flusspfotes geschocktes Gesicht.
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Warrior Cats ~ The Leader's Secrets (In Bearbeitung) ✔
FanficJeder hat Geheimnisse und jeder hütet sie, wie sein eigenes Leben. Geheimnisse bedeuteten Verletzlichkeit für denjenigen, der sie geheim halten soll. Geheimnisse bedeuten aber auch Schutz für denjenigen, der betroffen ist. Doch Geheimnisse bedeuten...