4.Teil: Geschwisterliebe

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Lily's Sicht:
Weitere Tage verstrichen, seit der ersten Aufgabe und ich war wie immer im Stress. Gerade war mein größtes Problem rechtzeitig zum Verteidigung gegen die Dunklen Künste Kurs zu kommen. Harry und das Ei machten keine Fortschritte. Manchmal denke ich mir diese ganze Sache ist ihm total egal. Aber nun gut ich sollte mich jetzt beeilen, sonst komm ich tatsächlich zu spät.
Ich rieß die Türe zum Klassenzimmer auf und hatte Glück. Der Lehrer war noch nicht anwesend. Schnell quetschte ich mich durch die Menge an Schülern und nahm neben Hermine, welche mir einen Platz freigehalten hatte, platz. Harry und Ron begrüßten mich kurz und dann stolzierte Moody auch schon die Treppen herunter. Allein bei diesem Anblick wurde mir ganz mies im Magen. "Guten Morgen Klasse! Heute nehmen wir erneut dad Thema Irrwichte durch. Stellt euch in einer Reihe auf!" Mit einem Zauberstab-Schwung von ihm waren Tische und Bänke beiseite geschoben. Ich wusste nicht mal was mein Irrwicht war. Das hatte mein Bruder letztes Jahr durchgenommen, doch Miss Jones meinte das wäre bei mir nicht nötig. Ich reihte mich hinter Harry und vor Hermine ein. Davor noch einige Kinder. Vor uns stand ein Kasten und darin tat sich etwas. Das kann ja heiter werden! Eine Mitschülerin aus Ravenclaw trat vor und stellte sich ihrer größten Angst gegenüber. Doch diese war kein geringerer als dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf. Ich zuckte zusammen und Harry griff sofort nach meiner Hand. Ich war die jüngere von uns beiden, dennoch war ich auch die, die sich an jedes einzelne Detail, dieser Verhängnisvollen Nacht erinnern konnte. Ich schluckte heftig. Ich glaube jetzt wusste ich was meine Schwäche war. Nun war Ron an der Reihe. Sein Irrwicht war eine Spinne. Nach wie vor?? Dieser Junge sollte sich wirklich seiner Angst stellen. Harry drängte mich vor sich, mit der Begründung, wenn ich Hilfe brauchen würde, dass er mir helfen könnte. Ich atmete tief durch, als mein bester Freund seinen Zauberstab wegpackte und sich ganz hinten wieder einreihte. Vorsichtig hob ich meine Hand, in der ich meinen hielt, und wartete. Es dauerte einige Zeit bis sich etwas tat. In meinem Kopf gingen in diesem Moment so viele Dinge umher. Kreuz und Quer. Mit allem hatte ich gerechnet, mit Voldemort, einem Dementor, Lufballons oder einem Auto, aber nie mit dem was es war. Eine Kopie von Harry stand vor mir. "Früher oder Später wirst du sie alle erneut enttäuschen!",ging der Irrwicht mich an. Ich war sprachlos. Meine Kehle war trocken und ich konnte den Zauber nicht aussprechen. Ich bekam einen Nervenzusammenbruch. Mein Zauberstab fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden und ich hielt mir die Hand vor den Mund um einige Schluchtzer zu unterdrücken. Vergeblich. Meine Tränen rannten die Wangen hinunter und Harry war sofort an meine Seite getreten und hielt mich in seinen Armen, um mich in die Realität zurückzuholen. Ich bemerkte nicht wie Hermine meinen Zauberstab aufhob und Ron sich zu uns gesellte. "Mister Potter, bringen Sie Miss Smith bitte in den Krankenflügel! Sie braucht etwas zur Beruhigung!" Harry nickte und folgte mir hinaus. Er war mir die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen. Es war totenstill auf dem Weg zu Madam Pomfrey. Mein Bruder kannte mich zu gut. Er wusste wenn ich bereit war zu reden, tat ich das auch. Als wir das Krankenzimmer betraten hob Madam Pomfrey ihren Kopf. Sofort stand sie auf und sagte, ich solle mich auf ein Bett setzten. Während ich dies tat holte sie einen Becher und eine ekelhaft aussehenden Flüssigkeit und füllte den Becher bis zum Rand an. Mit immernoch zittrigen Händen nahm ich ihn an und setzte den Rand zwischen die Lippen, kurz bevor ich austrank. Ich war froh, dass ich mit den Nerven am Ende war. Ansonsten hätte ich mich beschwert wie scheisse das geschmeckt hat. "Wenn Sie sich besser fühlen, dürfen sie zurück." Sie nickte mir freundlich zu und ließ mich samt Zwilling stehen. "Es tut mir leid!",krächzte ich. "Hmmh?",mein Bruder drehte sich zu mir um. Anscheinend war er mit den Gedanken ganz woanders. "Das alles! Jetzt schöpfen sicher alle Verdacht. Jetzt fliegen wir beide sicher auf!",verzweifelt legte ich meinen Kopf in meine Hände. Er nahm kurz darauf neben mir platz. "Weißt du wie egal mir das im Moment ist? Meine kleine Schwester hatte einen Nervenzusammenbruch, weil der Irrwicht von ihr irgendetwas sagt, was nie passieren wird und landet somit im Krankenflügel. Ich bin froh dass es dir gut geht!" Geschockt über seinen Ton wich ich ein wenig zurück. Harry stand auf um mir ein wenig platz zu machen. "Es tut mir leid!",wisperte er und kniete sich währenddessen zu mir hinunter. Ich hatte zwar keine Ahnung wie mein Vater war, aber manchmal sehe ich James in Harry. "Ich würde dich nie zu etwas verurteilen. Da bist einige der wenigen, die zu meiner Familie gehören und allein das bedeutet mir vieles. Ich liebe dich!" Er nahm seine normale Haltung wieder ein und ich stand auch auf, um mich in seine Arme fallen zu lassen. "Ich hab dich auch lieb!",weinte ich in seinen Pulli und krallte mich an ihm fest. Seufzend legte er seinen Kopf auf meinen meinen und so verweilten wir einige Zeit. Durch das schlagen der Uhr wurde ich in die Realität zurück geholt. Harry ließ mich los und ich wischte mir mit meinen Ärmeln über die Augen. Mein Blick wich auf die Zeiger und ich erkannte, dass es Zeit fürs Mittagessen war. Ich lief los. Harry folgte mir fraglich. Vor der Halle legte er sachte einen Arm um mich. Als wir suchten wir nach Hermine und Ron. Beide saßen mitten im Gewusel und somit nahmen wir Kurs auf die beiden. Hermine rutschte beiseite und ich quetsche mich dazu. "Ich habe deine Sachen schon in den Schlafsaal gebracht.",sagte sie mitfühlend und ich nickte. "Seit froh, Moody hatte nach Lilys Unfall gesagt wir sollen mit Theorie weiter machen.",lachte Ron, doch das war absolut nicht lustig. Ich war kurz davor etwas zu trinken und hielt inne als der Becherrand an den Lippen lag. Meine Augen müssten rot geschwollen gewesen sein und Harry hielt unter dem Tisch meine Hand. Ich hatte nicht wirklich Hunger und verabschiedete mich von meinen Freunden. "Ich glaub ich mach einen Mittagsschlaf!" Mein Bruder war bereits aufgestanden um mich zu begleiten da drehte ich mich wieder um. "Allein bitte." So verließ ich die Halle. Ich zog mich zurück in die Bibliothek. Um die Mittagszeit würde hier keiner freiwillig sein. Ich vergrub mich in der letzten Ecke des Raumes und versuchte meine Panik zu unterdrücken. Ein hallendens Lachen umhüllte die Atmosphäre und stoppte ganz plötzlich. "Lily? Was ist passiert?",fragte mich einer der Rotschöpfe und kniete sich zu mir runter. "Es ist alles gut." Beide ließen nicht locker und wollten mich nicht mehr in Ruhe lassen. "Dann ist es also wahr, was erzählt wird. Mit dem Unterricht heute.",schloss George und hielt meine Hand in seiner. Fred hatte sich neben mich gesetzt und ich lehnte mich leicht an ihn. Ich wollte keineswegs etwas falsches tun. Nicht nachdem dieser Irrwicht meinte ich würde sie wieder enttäuschen. "Was ist da genau passiert? Heute im Unterricht?",fragte George mich und drückte kurz meine Hand. Wieder war meine Kehle bis zum letzten Tropfen ausgetrocknet. Mein bester Freund bemerkte, dies und ließ ab. Ich stand auf und beide sahen mich verwundert an. "Seit mir nicht böse, aber nachdem was heute passiert ist, brauche ich Harry's Nähe.",mit diesen Worten rannte ich los zum Gemeinschaftsraum. Harry saß zusammen mit seinen Freunden auf dem Sofa und war in ein Gespräch vertieft, als ich mich dazugesellte. Ich legte mich neben ihn auf die Bank und wartete bis er meinen Blick einfing. "Ich dachte du schläfst?",sagte er abergläubisch. Ich kuschelte mich weiter in die Decke und näher zu ihm. Stumm hörte ich den Stimmen zu. Es fühlte sich an als würde ich Stunden vor dem Kamin liegen und erst Harry holte mich zurück aus meinen Träumen. Sachte verteilte mein Bruder ein paar Küsschen auf meinem Haaransatz und flüsterte:"Du solltest ins Bett. Du siehst katastrophal aus!" Ein leises Lachen entwich mir. Ich wickelte mich aus dem Baumwollstoff und ging die Treppen hinauf. Langsam öffnete ich unsere Türe und lief auf mein Bett zu. Kurz bevor ich mich hinlegte, striff ich meine Schuhe und legte meinen Umhang ab. Ich wälzte und wälze mich umher. Doch es kam mir so vor als wäre die Matratze immer härter geworden. Als mein Geduldsfaden gerissen war schlug ich endgültig die Decke vor. Ich zog mir meine Schuhe an, nahm mir ein Buch und einen Pulli von Harry und schloss leise hinter mir die Türe. Meine Beine trugen zum Astronomieturm. Mal wieder.
Ich sah mich um und als ich erkannte das ich freie Bahn hatte nahm ich platz.
Mit einem Buch saß ich am Geländer und ließ meine Beine hinunter Baumeln. Leise vernahm ich Schritte hinter mir. Mein Kopf schnellte in die Höhe, dennoch wendete ich nicht, da ich die Schritte genau deuten konnte. Der blonde Junge setzte sich zu mir und sah mich an. "Wie gehts dir? Wie gehts dir wirklich?" Ich wusste nicht was ich antworten solle. Draco wusste nicht, dass Harry mein Bruder ist, geschweige denn überhaupt mit mir verwandt ist. "Es könnte eindeutig besser sein, aber es geht!" Er nahm meine Hand. "Ich freue mich wenn dieses ganze Versteckspiel vorbei ist!" Ich lauschte seinem leisem Atem. "Dann lad ich dich zum Essen ein!",führte er fort. Ein schmales Lächeln legte sich auf meine Lippen. "Ich hab dich lieb. Sehr sogar!" Während ich dies sagte spielte ich mit dem Buch, was ich nach wie vor in meinen Händen hielt. Diesmal war er es der mir eines seiner bezaubernden Lächeln schenkte, kurz bevor er mich zu sich zog. Er war einer von vielen, der nicht wusste was es mit dem Irrwicht heute auf sich hatte, aber er war auch eine der wenigen die mich nicht gefragt hatten was passiert war. Oder warum genau eine Kopie von Harry als mein Irrwicht auftrat. Langsam löste er sich von mir. "Ich will dich ja nicht loswerden, aber du solltest vielleicht ins Bett. Schlaf tut gut." Lachend stand ich auf. "Sieh mal einer an! Malfoy macht sich um ein Mädchen Sorgen!",zog ich ihn auf als ich zu den Treppen lief. Ganz plötzlich verstummte unser Lachen. "Gute Nacht Malfoy!",waren meine letzten Worte bevor ich Richtung Gemeinschaftsraum aufbrach.

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An alle die meine Geschichte lesen:
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Ich hoffe es geht euch soweit gut und bleibt gesund in der momentanen Phase <3

||𝒁𝒘𝒆𝒊 𝑲𝒊𝒏𝒅𝒆𝒓, 𝒆𝒊𝒏𝒆 𝑽𝒆𝒓𝒈𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏𝒉𝒆𝒊𝒕||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt