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Durch ein lautes klirren wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen. Erschreckend riss ich meine Augen auf, weshalb mir schlagartig schlecht wurde, durch das schnelle aufspringen. Kurz musste ich tief einatmen und als es langsam wieder ging, Berchtesgaden ich, dass es noch mitten in der Nacht war. Gerade als ich auf die Uhr schauen wollte, flog irgendwas gegen meine Zimmerwand von der anderen Seite und zersprang wieder klirrend.

Langsam schälte ich mich aus meiner Bettdecke und öffnete leicht meine Zimmertüre. Das Schauspiel, welches mir da geboten wurde, lies mich geschockt inne halten. Mein Vater hatte mehrere Bierflaschen wohl durch die Gegend geworfen, denn überall lagen Scherben und auch mehrere Tassen und Teller lagen zerstört in der ganzen Küche. Gerade als er herumwirbelte warf er den nächsten Teller in meine Richtung und zersprang 2 cm neben meinem Gesicht. Noch rechtzeitig konnte ich mich bücken, sonst hätte ich die ganzen Scherben in meinem Gesicht.

,,Du'' sah er mich wutentbrannt an, kam mit großen Schritten auf mich zu und packte mich dann grob am Arm. ,,Du bist das schlimmste, was mir je Mals passiert ist'' zog er mich durch die Küche, wobei sich die ganzen Scherben in meine nackten Füßen drückten und schnitten. ,,Du bist Schuld an allem'' sah er mich angeekelt an und schubste mich dann so gegen die Wand, dass mein Kopf an der Wand abprallte und auf den Boden viel. ,,Du bist schuld, dass sie mich verlassen hat.'' zischte er, griff nach dem Glas, welches in Reichweite stand und warf es ohne auch nur zu gucken in meine Richtung.

Das Blass zersprang an der Wand neben meinem Kopf und die Scherben flogen in alle Richtungen. Ich hielt zwar meine Arme schützend vor meinem Gesicht, doch das brachte nur dazu, dass nun meine Arme kleine Schnitte hatten. Schmerzvoll stöhnte ich leise in mich rein und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, um das alles zu überspielen. Als ich wieder auf sah, sah Vater nur emotionslos auf mich herab. Die Tränen in meinen Augen hielt ich zurück, ich durfte nicht schwach werden, das gab nur noch mehr ärger. ,,Steh auf!'' zischte er auf einmal, doch ich blieb spitzten. ,,Steh auf, habe ich gesagt!'' griff er auf einmal gewaltsam nach meinem Arm und zog mich grob auf die Beine.

,,Mach das sauber'' zeigte er auf die ganze Sauerei, die er veranstaltet hatte. ,,Du machst Dreck und ich darf es weg räumen'' kam es ungewollt leise aus meinem Mund, weshalb ich darauf direkt einen festen Schlag auf den Hinterkopf bekam. ,,Hör ich auch nur noch einmal so ein Gejammer, dann kannst du was erleben'' zischte er und lies dann von mir ab.

Den Klos in meinem Hals versuchte ich immer wieder runter zu schlucken und die Angst, die sich in meinem ganzen Körper aus breitete, wurde immer schlimmer. Was ist, wenn er noch schlimmerer Dinge mit mir anstellt? Ich wollte gar nicht daran denken, weshalb ich kaum merklich meinen Kopf schüttelte und ins Bad laufen wollte, um erst einmal meine Arme zu versorgen, doch als ich auch nur einen Schritt zum Bad machte, wurde ich an den Haaren zurück gerissen. ,,Was soll das werden?'' kam er mir gefährlich nahe und drängte mich somit zur Wand. ,,Ich-.. ich wollte erst mal meine Arme versorgen'' stotterte ich ängstlich, als er auf einmal nach einer großen Scherbe griff, die auf der Arbeitsplatte lag und nach meinem Arm griff.

,,Was wird das?'' fragte ich mit bebender Stimme und versuchte ihm immer wieder meinen Arm zu entreißen, doch das brachte ihn nur dazu meinen arm fester zu drücken und mir diese Scherbe über die Haut zu ziehen. Schmerzvoll schrie ich auf, als er seine dreckige Hand auf meinen Mund legte und ich somit verstummte. Leise wimmerte ich vor mich hin, als er schließlich ganz von mir abließ und in seinem Zimmer verschwand. Immer wieder versuchte ich gleichmäßig zu atmen, meine Tränen unter Kontrolle zu halten, damit sie wie jetzt nur über meine Wange liefen und ich mich nicht in einen Wasserfall verwandelte und betrachtete wimmernd meinen blutunterlaufenden Arm.

,,Und wehe, du gehst dich selbst erst versorgen, bevor hier wieder alles Blitz blank ist'' sah er mich noch einmal prüfend an, setzte sich auf seine Schlafcouch mit seinem Bier, warf sich eine Pille ein und sah mich höhnisch grinsend an. Fest sah ich ihm in die Augen und setzte mich dann in Bewegung um die ganze Scheiße Aufzuräumen, was mit den Schmerzen in meinem linkem Arm und das stechen in meinen nackten Füßen nur noch schwieriger machte.

Ganze zwei Stunden sah er mir schon zu, wie ich die Küche aufräumte und schrubbte, denn in manchen Bierflaschen, die er zerschmettert hatte war noch etwas Bier drin, was nur noch widerlicher war. Alles stand nach Bier und ich wusste jetzt schon, dass es ein paar Tage dauert, bis der Geruch ganz verschwunden war, sowie ich wusste, dass der Bierfleck neben meiner Zimmertüre auch nicht abgehen würde. An den Schmerz in meinem Arm hatte ich mich langsam gewöhnt und das warme Blut, welches zu Anfang über meinen Arm gelaufen war, hatte ich jetzt an meinem Shirt kleben,  zumindest blutete es nicht mehr.

Als ich schließlich das letzte Stück geputzt hatte und den Lappen in den Müll warf, sah ich, dass Vater im sitzen mit seiner Bierflasche in der Hand eingeschlafen war. Kopfschüttelnd griff ich nach den drei Müllsäcken und machte mich auf den Weg nach unten, um sie direkt zu entsorgen, nicht dass er auf irgendeine Hirnrissige Idee damit kam. Gerade als ich die Säcke in die Tonne warf, zickte ich kurz zusammen, da ich laute Stimmen hörte. Es war zwar nichts neues, dass bei uns im armen Viertel um diese Uhrzeit noch was los war, doch die Stimmen kamen mir bekannt vor. Stirnrunzelnd sah ich mich kurz um, doch als ich niemanden sah, obwohl es schon langsam wieder hell wurde, machte ich mich auf den Weg nach Oben.

Noch ein Blick in das Zimmer meines Vaters versicherte mir, dass er schlief, weshalb ich nun ins Bad ging um mein Arm zu versorgen. Nachdem ich zischend das getrocknete Blut abgewischt hatte, desinfizierte ich noch die wunde und war heilfroh, dass sie nicht genäht werden musste. Schnell machte ich noch eine Salbe drauf, auch auf meinem anderen Arm, wo die kleinen Schnitte, die nicht so schlimm waren und verband mein linken Arm noch schnell. Als ich dann damit endlich fertig war, sah ich noch nach meinen Füßen, doch an denen war zum Glück nichts kaputt.

Erleichtert Atmete ich einmal aus und lehnte mich dann kurz an die Wand, um die Ruhe kurz zu genießen. Mit matten Augen sah ich meinem Spiegelbild entgegen und als mein Blick zu der kleinen Uhr am Waschbecken rutschte, stöhnte ich genervt auf. Es wäre nun Zeit zum aufstehen, weshalb ich mir schließlich die Zähne putzte, mein Gesicht wusch und mich dann für die Schule fertig machte.

Hab euch lieb ❤️
Eure Josy 💕

stay or goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt