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Samstag

Die Woche über ist nichts spannendes mehr passiert. In der Schule habe ich ausschließlich mit Lindsay gesprochen, Diego ignorierte mich noch immer und nach der Schule war ich arbeiten. Meine Seite war nicht mehr ganz so blau und die schmerzen gaben auch langsam nach, wofür ich ziemlich dankbar war. Jetzt gerade trocknete ich nach dem duschen ab und schlüpfte dann in meine Klamotten, die ich zum Glück mit ins Bad genommen hatte.

In meinem Zimmer schminkte ich mich dann noch schnell und packte noch meine Tasche

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In meinem Zimmer schminkte ich mich dann noch schnell und packte noch meine Tasche. Da ich schon ziemlich spät dran war, machte ich mich auf den Weg, doch nahm ich heute den Bus, da es von mir aus nur 5 Haltestellen waren, weil der Kletterpark außerhalb der Stadt war und somit an meinem Viertel grenzte.

Als ich auf das Gelände lief hielt ich Ausschau nach den anderen und erkannte sie recht schnell etwas abseits an den Kassen stehen. ,,Hey'' sah ich einmal in die Runde und bemerkte, dass alle außer Lindsay da waren. ,,Wie gehts dir?'' fing Sasha smalltalk an, während ich genau den Blick von Diego auf meinem Körper spürte. ,,Gut und dir?'' fragte ich ihn, als er mich angrinste. ,,Auch sehr gut. Ich hoffe du kommst später noch mit zu Diego, wir wollte bei ihm noch ein bisschen feiern'' zog er begeistert von seiner Aussage die Augenbrauen hoch, was mich zum lachen brachte. ,,Ich denke schon, mal schauen'' schmunzelte ich, als schließlich Lindsay auch dazu kam und wir die Tickets kauften.

Anderthalb Stunden kletterten wir von Baum zu Baum über die Hindernisse, als wir schließlich wieder am Boden ankamen und uns lachend an einen der Tische von dem Imbiss setzten. ,,Ich kann auch nichts dafür, dass ich einfach mitten drinnen hängen bleibe'' lachte Sasha, was uns nur noch mehr zum lachen brachte. ,,Du bist einfach zu fett, sieh es ein'' kam lachend von Diego und wow, man sah Diegos lächeln zwar ziemlich selten, aber dafür ist es wunderschön. Es kam vom herzen und war nicht gespielt. Anscheinend hatte ich zu lange gestarrt, denn auf einmal drehte er seinen Kopf zu mir und lächelte mich leicht an, was ich direkt mit einem kribbeln im Bauch erwiderte.

Lindsay und ich teilten uns gerade eine Pommes, als sie auf einmal auf Federico wegen gestern kam. ,,Der hat deine Aufmerksamkeit überhaupt nicht verdient'' gab ich von mir und ich meinte es auch, schließlich hat er sie 5 mal betrogen. ,,Ich weiß, aber er ist halt meine erste Liebe'' gab sie niedergeschlagen von sich, weshalb ich das Thema wechseln wollte. ,,Was hat deine Mutter eigentlich zu den neuen Anziehsachen gesagt?'' fragte ich nach, da sie gestern noch gesagt hatte, dass sie ihrer Mutter immer nach dem Schoppen alles zeigt. ,,Sie findet die Sachen alle sehr schön'' tauchte Lindsay Grinsen wieder auf, was direkt auch meine Stimmung wieder heben lies.

,,Und bei dir? Was haben deine Eltern gesagt?'' fragte sie nach, was mein Lächeln verschwinden lies. ,,Ich hab ihnen die nicht gezeigt'' zuckte ich mit den Schultern, doch sie merkte nicht, dass ich nicht drüber reden wollte. ,,Wie lange hast du eigentlich nach Hause gebraucht gestern?'' sah sie mich fragend an, doch ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich habe nicht auf die Uhr geschaut'' meinte ich und suchte zwanghaft nach einem Themenwechsel, doch mir viel zum verrecken nichts ein. ,,Wo wohnst du? Also welche Straße'' hakte sie weiter nach, doch als ich nicht antwortet, schien sie auf einmal genervt.

,,Warum sagst du mir nicht wo du wohnst?'' runzelte sie mit der Stirn. ,,Weil es nicht so wichtig ist'' schob ich mir eine Pommes in Mund, als sie auf einmal schwungvoll aufstand und somit auch die Blicke der anderen auf sich hatte. ,,Ich finde das ziemlich unfair Lou. Du weißt einfach schon so viel von mir und wenn ich dich nur frage wo du wohnst, machst du dicht uns lässt keine an dich ran.'' fuchtelte sie wild mit ihren Armen rum und musterte mich wütend, was auch mich langsam sauer machte. Sie hatte keine Ahnung und fängt jetzt an mich blöd an zu machen. ,,Ich habe dich nie ausgefragt über dein Leben, du hast immer direkt selber von dir erzählt'' kam bestimmend von mir, doch sie rümpfte die Nase. Während des ganzen Gespräch, hatten wir die volle Aufmerksamkeit von den Jungs, die uns gespannt zu sahen.

,,Ich habe nur gefragt wo du wohnst verdammt'' wurde sie lauter, was mich zur Weißglut brachte. ,,Willst du so unbedingt wissen, wo ich lebe? Willst du es so unbedingt?'' stand ich nun auch schließlich und sah ihr genauso wütend wie sie mir in die Augen. ,,Ja, das habe ich doch gesagt'' meinte sie augenverdrehend, weshalb ich einmal schnaubte, meine Tasche griff und den Ausgang an steuerte, doch als sie sich nicht in Bewegung setzte und mir hinterher lief, blieb ich stehen und sah sie auffordernd an. ,,Kommst du jetzt oder wartest du noch auf irgendwas?'' zischte ich, als sie auch schließlich ihre Tasche schnappte und mir zu ihrem Auto folgte.

,,Gib mir die Schlüssel'' hielt ich ihr meine Hand hin, wo sie den Schlüssel rein legte und nachdem sie auch ein gestiegen ist, fuhr ich los. Je näher wir meinem Viertel, für die reichen das 'gefährlich' Viertel kamen, desto ruhiger wurde Lindsay und beobachtete. Als ich schließlich auch in das Viertel einbog, erfasste sie das Wort. ,,Wo fährst du hin?'' war ihr Stimme nicht mehr so wütend und laut wie zuvor, sondern ganz ruhig und kontrolliert. ,,Dir zeigen, wo ich lebe'' gab ich leise vor mir und parkte dann paar Minuten später vor dem herunter gekommenen Mehrfamilienhaus.

Als ich den Motor ausschaltete und ausstieg, merkte ich genau die stechenden, schockierten Blicke von Lindsay in meinem Rücken. ,,Komm'' öffnete ich ihr die Türe, da sie sich nicht gerührt hatte. ,,Ich-'' wollte sie etwas sagen, doch unterbrach sich selber, als ich auf das Haus zu lief, bei dem die Haustüre immer auf stand und die Treppen ins oberste Stockwerk lief. Lindsay war mir dicht auf den Fersen und man sah ihr direkt an, dass sie sich ganz und gar nicht hier wohl fühlte. Die Wohnungstüre schloss ich auf und lies sie dann vor mir eintreten. Kurz sah sie sich etwas um und sah mir dann still in die Augen. ,,Du wolltest wissen, wo ich lebe'' zuckte ich mit den Schultern.

,,Ich bin anders aufgewachsen als ihr anderen, meine Eltern sind nicht mehr zusammen, sie waren noch nie verheiratet und vor mehr als 2 Jahren hat meine Mutter uns verlassen und seit dem wohne ich hier mit meinem Vater alleine. Ich kümmern mich um den Haushalt, gehe einkaufen und gehe arbeiten, damit wir über die Runden kommen. Mein Vater ist seit dem meine Mutter weg ist nur noch am Trinken und somit kaum zuhause. Meine Oma hat Demenz und ist vor kurzem ins betreute Wohnen gekommen.'' beendete ich meine kleine Rede und schaute in das mehr als geschockte Gesicht. Sie hatte ganz und gar nicht hier mit gerechnet, doch sie wollte es wissen und da ich ihr vertraue, hatte ich es ihr auch nur anvertraut und gesagt. ,,Wie? Wie machst du das alles?'' drehte sie sich einmal und ihre eigene Achse und sah dabei noch einmal durch den Raum. ,,Mit einem Ziel vor Augen und kaum Schlaf'' zuckte ich gleichgültig mit den Schultern, als sie mich auf einmal umarmte.

,,Es tut mir leid Lou, ich wusste das alles hier nicht. Keiner weiß es. Du siehst einfach aus wie wir, ohne es jetzt generell böse zu meinen'' löste sie sich wieder von mir. ,,Ich versuche immer wieder etwas zu sparen und von meinem erspartem, kann ich mir dann gute Klamotten kaufen. Die Schule und mein baldiges Studium zahlt meine Mutter und sonst..'' zuckte ich mit den Schultern. Es tat gut mit jemanden darüber reden zu kommen. ,,Wenn du jemals was brauchst oder sonst was, dann kannst du immer zu mir kommen'' meinte sie auf einmal, doch ich musste nur kurz lachen.

,,Nett gemeint, aber nein danke. Ich schaffe es lieber selber, aber es ist schön mal mit jemanden darüber zu reden. Bitte sag es niemanden, ich will nicht das dann über mich gesprochen wird oder mir irgendjemand mitleidige Blicke zuwirft. Ich hasse sowas einfach'' sah ich sie bittend an und direkt nickte sie. ,,Dein Geheimnis ist bei mir sicher'' tat sie so, als würde so ihren Mund abschließen und den Schlüssel wegwerfen. ,,Danke'' lächelte ich sie kurz an, als sie das Wort ergriff. ,,Ist es eigentlich wirklich so gefährlich hier, wie die anderen immer erzählen?'' sah sie mich fragend an, was mich kurz zum lachen brachte.

,,Es geht, also Tagsüber ist es eigentlich ziemlich ruhig, nur je später es wird, desto mehr kommen halt auf die Straßen ihr Zeug verdicken und alles. Man sollte vorsichtig sein, aber sind nicht alle so. Einer der Nachbarn heißt Matteo und wohnt mit seiner Freundin und seinem Sohn hier und sie sind herzallerliebste Menschen, so wie ihr, wir haben hier halt einfach nicht so viel Geld, obwohl wir jeden Tag arbeiten gehen und Überstunden machen.'' erklärte ich ihr, weshalb sie verstehend nickte. ,,Danke, dass du es mir gesagt hast'' umarmte sie mich noch mal, was ich erwiderte. Es war einfach schön eine Freundin zu haben, mit der man reden konnte, auch wenn sie nichts davon wusste, das mich mein Vater misshandelte.

Hab euch lieb ❤️
Eure Josy 💕

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