Kapitel 17

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Hermione öffnete die Augen und trat unbehaglich einen Schritt zurück, ihr war nicht ganz wohl dabei, Tom so nahe zu sein. Sie räusperte sich um ihre Unsicherheit locker zu überspielen. „Wir sollten lieber gehen... nicht das wir zu spät zu Verteidigung kommen." sagte sie dann leise um die Stille zu brechen. Tom nickte und ging voraus. Ihr war sein emotionsloser Blick nicht entgangen. Grade eben noch hatte er mit einer solchen Sanftheit zu ihr gesprochen, er hatte sich sogar entschuldigt! Und nun? Er ging einfach, so als wäre das niemals gewesen. Er hatte sie so sanft berührt... dass er sie zuvor noch unsanft am Handgelenk angepackt hatte, ignorierte Hermione in dem Moment einfach. Wie konnte man nur solche Stimmungsschwankungen wie Tom Riddle haben? Im ersten Moment war er ruhig gewesen, dann wütend, dann plötzlich so sanft, wie sie es bei ihm niemals vermutet hatte und dann... dann war er so gefühlskalt wie immer. Was ging nur in dem Jungen vor sich?

Den ganzen Weg zum Klassenzimmer hatte Hermione ihren Gedanken nachgehangen und als sie aufsah, bemerkte sie, dass Tom auch in seinen Gedanken versunken war. „Tom!" sagte sie mit lauter Stimme um ihn aus seinen Gedanken zu reißen. „Was?" knurrte er gefährlich. Erschrocken zuckte Hermione zusammen und machte einen kleinen Schritt nach hinten. „Ich...wir... du bist fast am Klassenzimmer vorbei gelaufen." stammelte sie. Tom blinzelte einmal. „Ich war wohl in meinen Gedanken versunken." sagte er und öffnete dir Tür. „Das habe ich bemerkt." murmelte sie. „Wie bitte?" fragte Tom höflich. „Nichts!" wimmelte sie ihn ab und folgte Tom ins Klassenzimmer.



Der ganze restliche Tag verlief ziemlich ereignislos. Trotz der Entschuldigung von Tom war es Hermione noch immer nicht ganz geheuer ihm gegenüber zu treten. Erst recht nicht, wenn sie allein waren.

„Bei Salazar... so viele Hausaufgaben hatten wir noch nie!" stöhnte Orion und warf seine Feder auf das Pergament. Die Tinte spritzte auf Hermiones Pergament. Sie sah auf und blickte ihn böse an. „Tut mir leid." murmelte er. Hermione hatte sich mit Orion, William, Abraxas und Emilie in die Bibliothek gesetzt um dort zu lernen und Hausaufgaben zu machen. „Ich schreibe bei den Koboldaufständen die ganze Zeit was über Werwölfe und beim Aufsatz über den Wolfbanntrank schreibe ich die ganze Zeit was Falsches... glaub ich." jammerte er und fuhr sich durch die Haare. „Gib schon her." murmelte Hermione und streckte eine Hand aus.

Ungläubig sah Orion das neue Mädchen an. „Mach schon, bevor ich es mir anders überlege." sagte sie mit genervtem Unterton. Hastig drückte Orion ihr seine Aufsätze in die Hand. Sofort fing Hermione an einige Stellen zu unterstreichen oder komplett durchzustreichen. Gelegentlich schrieb sie sogar Anmerkungen oder wichtige Informationen an die Seite. Nach einigen Minuten gab sie ihm seinen Aufsatz über den Trank wieder. „Schreib das nochmal neu ab." wies sie ihn an. „D-danke!" stotterte Orion und sah aus, als würde er Hermione am liebsten durch das ganze Schloss tragen. „Sag mal Hermione...?" fing William an. Sie sah ihn einige Sekunden an und wusste worauf er hinaus wollte. „Nur dieses eine Mal!" seufzte sie und nahm die Aufsätze von den anderen drei entgegen.

Nach zwei Stunden war sie endlich durch mit den Aufsätzen der anderen. Hermione hoffte, dass ihre Mitschüler sie jetzt nicht ausnutzen. „Kommst du mit an den See Hermione? Ein paar von den Jungs und ich wollten uns dort gleich treffen. Sie meinten, ich soll dich fragen, ob du mitkommen möchtest." fragte Emilie, die grade dabei war sich ein süßes Sommerkleid im Marinelook anzuziehen. Hermione stimmte zu und bekam sofort ein dunkelgrünes Sommerkleid von Emilie zugeworfen. „Wir müssten die gleiche Größe haben." sagte sie und zwinkerte Hermione zu. Hermione lächelte dankbar und zog es sich an. Gemeinsam gingen die beiden Mädchen hinaus über die Ländereien. Schon vom weiten erkannte Hermione eine Schülergruppe aus Jungs. Als sie näher kamen erkannte die neue Schülerin auch wer sich alles mit ihr und Emilie treffen würden. Unter einem großen Baum saßen Tom, Abraxas, Orion, William, Pete, Augustus, Alexander und Antonin.

„Hey!" begrüßte Emilie die Jungs. Sie ließ sich kurzerhand zwischen Abraxas und Orion ins Gras fallen, aber natürlich sah es einfach anmutig aus. Manchmal fragte Hermione sich, wie ihre Freundin das machte. Sie sah einfach immer gut aus, egal ob sie aß, schlief oder sich irgendwo fallen ließ. So elegant wie möglich ließ Hermione sich zwischen Tom und William nieder. Einige Zeit saßen sie nur so da und redeten über alles Mögliche und genossen das Wetter. Hermione beteiligte sich eher weniger am Gespräch, sondern hatte ihre Augen geschlossen und genoss die wärmende Sonne auf ihrem Körper.

Ihre Haut prickelte und das nicht nur von der Sonne. Sie spürte, dass ein Blick auf ihr lag. Hermione schlug ihre Augen auf und sah aus den Augenwinkeln, wie Tom schnell seinen Kopf drehte und auf den See schaute. Er hatte sie angesehen. Tom Riddle hatte sie angesehen! Unwillkürlich schlug ihr Herz schneller und ihre Atmung beschleunigte sich ein wenig. Warum hatte er sie angesehen? „Hermione?" fragte William und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. Die Angesprochene sah auf. „Wir wollen zurück ins Schloss, kommst du mit?" fragte er. „Nein. Ich möchte noch ein wenig sitzen bleiben, geht ruhig vor. Ich komme nach." antwortete sie lächelnd. „Und du Tom?" fragte William den Jungen, der neben Hermione saß. „Ich denke, ich leiste Hermione ein wenig Gesellschaft, ich möchte auch noch nicht rein." sagte Tom, ohne den Blick vom See zu nehmen. Die Anderen standen auf und gingen langsam und laut lachend hinauf zum Schloss.

„Wie gefällt es dir hier in Hogwarts?" fragte Tom nach einigen Minuten, die sie sich anschwiegen. „Ich finde es schön hier, das Schloss ist wunderschön, die meisten Mitschüler hier sind freundlich." sagte sie. „Hast du schon Freunde außerhalb unseres Hauses gefunden?" fragte Tom. „Nein. Ich habe auch nicht sonderliches Interesse daran, die Gryffindors können Slytherins nicht leiden und die Hufflepuffs... keine Ahnung, mit denen habe ich nichts zu tun. Die Ravenclaws sind aber eigentlich ganz nett." erzählte Hermione und zuckte mit den Schultern. Tom nickte, sagte aber nichts. „Wo gehst du eigentlich über die Ferien hin, wenn deine Eltern tot sind, hast du noch weitere Familie?" fragte Tom. Scheiße. Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht. „Ich..." fing sie an, brach jedoch ab und räusperte sich. „Nein, ich habe keine weitere Familie und wenn ich ehrlich bin, habe ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wo ich hin soll!" sagte sie panisch. Verdammt, wenn sie tatsächlich zwei Jahre hier blieb, wo sollte sie dann die Ferien verbringen? Im tropfenden Kessel? Nein, dafür hatte sie nicht genug Geld. Sie hatte zwar viel Geld mit, aber nicht genug um sich Kleidung, Schulmaterial und ein Zimmer zu kaufen. Sechs Wochen würden verdammt teuer sein. „Du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, wo du hin sollst?" fragte er skeptisch. „Nein. Nein, ich hatte genug anderes im Kopf als mir darüber auch noch Gedanken zu machen... oh Merlin..." murmelte sie leise und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Hey..." sagte er leise und legte unbeholfen eine Hand auf ihren Arm. „Über die Winterferien kannst du ja hier in Hogwarts bleiben, das heißt dir bleibt noch fast ein ganzes Jahr um dir darüber Gedanken zu machen." sagte er aufmunternd. Hermione lächelte ihm dankbar zu.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt