Kapitel 22

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Hermione und Tom betraten den Gemeinschaftsraum, welcher wollkommen ausgestorben vor ihnen lag. Hermione räusperte sich leise. „Gute Nacht... bis morgen." murmelte sie und verließ schnellen Schrittes den Raum und ging in ihren Schlafsaal. Emilie lag schon in ihrem Bett und schlief ihren Rausch aus. Leise zog Hermione ihre hohen Schuhe aus und tapste dann in das angrenzende Badezimmer, wo sie sich erst einmal aus dem engen Kleid befreite. Sie stützte sich am Waschbecken ab und sah sich ins selbst an.

Wie konnte sie nur? Sie hat einfach Tom Riddle geküsst. Eigentlich hat er ja erst dich geküsst! sagte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf. Allerdings hatte sie ihn aber auch zurückgeküsst, nachdem sie die ersten Sekunden des Schocks überwunden hatte. Das liegt daran, dass du zu viel Alkohol getrunken hast. Versuchte sie sich gut zuzureden, aber es brachte nichts. So viel hatte sie nun doch nicht getrunken, dass es als Entschuldigung gelten könnte, dass sie mit Voldemort rumgeknutscht hatte. Merlin, es war Voldemort! Galt es eigentlich als Verrat, dass sie ihn geküsst hatte? Hatte sie sich nun auf den Feind eingelassen? Nein, sie liebte Tom schließlich nicht. Es war ein Kuss. Mehr nicht!

Am nächsten Morgen wachte Hermione auf und wünschte sich, gleich wieder einzuschlafen. Oder das sie wieder zurück in ihrer Zeit wäre, sie würde beides sehr begrüßen.
Aber dieses Glück wurde ihr leider nicht gewährt und so musste sie dann doch aufstehen. Emilie war schon aufgestanden und saß wahrscheinlich im Gemeinschaftsraum bei Abraxas. Hermione trottete in das Bad. Am besten dachte sie gar nicht mehr an den Kuss mit Tom. Es war sicher nichts für ihn gewesen. Sie ging, nachdem sie frisch geduscht und angezogen war in die große Halle um zu frühstücken. Da es schon ziemlich spät war, waren nur noch wenige Schüler anwesend. Von ihren Freunden saßen da nur noch Pete und Tom. Tom. Na super. Seufzend ging sie zu den beiden Jungen. Hermione wagte es nicht Tom anzusehen, sondern begrüßte beide Jungen nur mit einem knappen Nicken. Schnell aß sie ihr Brötchen und verschwand sofort wieder aus der großen Halle.

Die Tage darauf verliefen schleppend. Es war als würde jemand die Zeit manipulieren und sie langziehen wie ein Kaugummi. Hermione versuchte noch immer Tom aus dem Weg zu gehen, sie hatten noch immer kein Wort miteinander gesprochen. Sie lag grade auf ihrem Bett mit einem Buch vor der Nase, als Emilie hereinkam. „Hermiiiiiione?" fragte sie. Sie ließ sich -natürlich total elegant- auf ihrem Bett nieder und schlug ihre Beine übereinander. Seufzend sah die angesprochene auf. „Ja?" fragte sie und klappte ihr Buch zu. Emilie faltete die Hände. „Was ist da zwischen dir und Tom?" fragte sie zwinkernd. „Mit Tom? Nix! Da ist nichts! Wie kommst du den darauf?" fragte Hermione. Sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss, hatte Emilie etwa erfahren, dass sie und Tom sich geküsst hatten? Nein, wie sollte sie das denn herausgefunden haben? Sie waren schließlich in einem Geheimgang und Tom würde es ganz bestimmt nicht weitersagen und wenn doch, dann sicherlich nicht Emilie. „Ha! Also ist da was vorgefallen!" rief Emilie mit triumphierenden Unterton. „Aber... ich hab doch nein gesagt!" protestierte Hermione schwach. „Aber nein ist das neue ja." erklärte Emilie. Hermione runzelte die Stirn. „Dann ist ein ja ein nein?" fragte sie. Emilie lachte. „Nein. Ja bleibt ja." sagte sie. „Das macht keinen Sinn." erwiderte Hermione. „Nein, tut es nicht, aber es ist nun mal so, dass da zwischen dir und Tom was ist. Du sagst es mir aber nicht!" klagte Emilie. „Hör mal, da ist nichts. Also, zumindest nichts Ernstes..." murmelte die Braunhaarige. „Wie meinst du das? Hermione! Erzähl." forderte Emilie. Hermione seufzte und fing an vom Kuss zu erzählen.

„Ja aber... Hermione...das..." Emilie war einfach nur sprachlos. „Ihr müsst darüber doch reden!" sagte sie nach einiger Zeit. Energisch schüttelte Hermione den Kopf. Emilie, du weißt was für ein Typ Junge Tom ist. Er ist so einer, der genau weiß, dass er gut aussieht und er nutzt es dann auch aus. Ich bin sicherlich nicht das erste Mädchen, dass er geküsst hat und ich bin auch sicher nichts anderes als all die anderen Mädchen, die r geküsst hat!" bestimmte Hermione. Emilie nickte einsichtig. Sie wusste, dass Hermione recht hatte. „Und... wie hast du dich dabei gefühlt? Also bei dem Kuss." wollte sie wissen. „Betrunken." sagte Hermione trocken. Für sie war das Thema vorbei. Es war nur ein Kuss, der ihm nichts bedeutet hat.

Wieder vergingen einige Tage. Hermione packte grade ihre Sachen in der Bibliothek zusammen, in der sie noch kurz zuvor gelernt hatte, als ein Schatten über den Tisch fiel. Hermione drehte sich um und sah direkt in das hübsche Gesicht von Tom. Sie stieß ein erschrockenes Quieken aus. Mit ihm hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Hermione, das geht so nicht. Bitte, sprich wieder mit mir. Du kannst mir doch nicht ewig aus dem Weg gehen, wir sind schließlich in einem Haus." fing Tom an. „Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen." wiedersprach Hermione, doch selbst in ihren Ohren klang es wie eine schlechte Lüge – was es ja auch war. Tom hob nur elegant eine seiner geschwungenen Augenbrauen. „Naja, wie auch immer. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich geküsst habe Hermione." sagte er, dann war er genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.
Es tat ihm leid. Es tat ihm leid, dass er sie geküsst hatte. Wie bitte? Wie konnte ihm das denn leidtun? Warum tat es ihm leid? Es durfte ihm nicht leidtun! Er durfte das doch nicht einfach so abtun, als wäre das niemals gewesen! Es war ein Kuss! Ein Kuss, der ihm nichts bedeutet hatte. Sie atmete tief ein und aus, dann packte sie schnell den Rest ihrer Sachen zusammen und verschwand so schnell wie möglich aus der Bibliothek.

Kann man jemanden lieben, den man eigentlich hassen sollte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt